Bewertung
Alex Gibney

Enron: The Smartest Guys in the Room

"Ask why, asshole?"

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Inhalt

Der US-amerikanische Energieriese Enron beherrscht seinen Markt wie keine andere Firma im Land. Die Aktie steigt von Jahr zu Jahr, und übersteigt in jedem Quartal die Erwartungen, was natürlich die Hauptanleger freut. Die Nachrichtensender bejubeln sie euphorisch und nennen sie das innovativste Unternehmen der Welt. An der Spitze dieses Unternehmens sitzen Kenneth Lay und Jeffrey Skilling, beide stammen von einer durchschnittlichen Familie ab, und erleben mit dieser Firma den Gau ihres Lebens.

Um an das Ziel zu kommen, welches sich die beiden Chefs stellen, gehen sie Risiken ein. Risiken die sich lohnen, und für die man eigens Leute, wie Andrew Fastow einstellt. Doch alles findet für gewöhnlich ein Ende, selbst für eine Traumschmiede wie Enron...

Kritik

Dieses einprägende Lächeln von Andrew Fastow, nachdem er den Managern von Merrill Lynch und anderen Banken einen Deal mit FJM, und damit Enron, einreden konnte, bleibt einem sehr lange im Gedächtnis hängen, wenn man sich die Ausmaße ansieht, die er durch solche krummen Geschäfte anrichten konnte. Doch sicherlich werden sich einige fragen, wovon ich hier eigentlich rede...

Viele könnten meinen, dass dies ein Film vom amerikanischen Traum ist. Der Aufstieg vom einfachen Bürger zum Multimillionär. Dieser Film ist aber eine Dokumentation über den einstigen größten Energiekonzern in den USA, der sich hauptsächlich durch eine Market-to-Market Strategie und Offshore-Gesellschaften am Leben erhielt. Sie verzeichneten einen unglaublichen Börsenwert von über 110 Milliarden US-Dollar, doch hatten sie in Wirklichkeit weit über 30 Milliarden Dollar Schulden. Sie fragen sich bestimmt, wie so eine solche Firma überhaupt entstehen kann. Eine Firma die nie Geld durch "Arbeit" verdiente, sondern nur durch Aktien. Diese Dokumentation klärt die gesamte Geschichte präzise und mit viel Humor auf. Dabei werden die Hauptverantwortlichen nicht komplett schlecht dargestellt, sondern zeigen auch ihre charakterlichen Stärken und Schwächen, die schließlich zum Super-Gau im Jahre 2002 führten.

Von den einstigen 22.000 Mitarbeitern von Enron, sind heute nur noch 40 geblieben, und die Schuldigen zu Gefängnisstrafen verurteilt, wobei einer dieser durch den Tod, kein Selbstmord, entging.

Die Dokumentation zeigt die Anfänge der Firma, ihre Gaunereien im kleinen Maße in der Bilanzfälschung bis hin zur unmoralischen Abschaltung der kalifornischen Stromnetze, die zu einem gewaltigen Anstieg der Stromkosten führte, und letztlich die Kassen von Enron klingeln ließen. Die Aufklärung folgte zugleich durch eine Mitarbeiterin, die sich lediglich die Aktiva des Unternehmens ansah, und feststellen musste, dass da etwas nicht stimmte. Doch wenn es so eindeutig war für eine einfache Buchhalterin, wieso erkannten es nicht die Aufsichtsbehörden, die Anwälte, die Banken? Die Doku erzählt es frei heraus: Allesamt verdienten dadurch Geld. Die Banken durch ihre Vereinbarungen, Beteiligungen und dem ansteigenden Aktienkurs. Die Aufsichtsmänner verdienten Millionen, wenn sie die Klappe hielten, ebenso die Anwälte. Und der kleine Mann? Der bekam auch sein Geld, das er jetzt nach der Pleite nicht mehr hat. Kurzum: Der größte Unternehmensskandal jeher.

Somit eine Lehre für andere Unternehmen? Keinesfalls. Wenn man bedenkt wie sich die freundlichen Heuschrecken von Nebenan über dem Finanzmarkt verbreiten, und der Überblick schon längst verloren gegangen ist, selbst für die europäische Zentralbank, dann kann man nur noch darauf warten, bis es wieder zu einem Crash kommt. Hatten wir zwar vor kurzem, aber da wurde nichts verheimlicht. Zumindest von einzelnen Unternehmen. Viel eher von der großen Masse. Und der kleine Mann? Der bekommt wie immer nichts mit und freut sich, wenn er irgendwie daraus Gewinn erzielen kann. Siehe Siemens. Bleibt nur noch abzuwarten, denn die idiotischen Banker und Investmentmanager wollen ja nicht lernen und treten von einem Fettnäpfchen ins nächste. Dann kommt wieder das Gejammer, wie es Jeffrey Skilling machte, man habe von nichts gewusst, und nur zum Besten aller gehandelt.

Fazit

Danke an die Macher dieser Dokumentation. Selten wurde der Markt so dargestellt, wie hier. Geleitet von einigen guten Köpfen, doch von noch mehr Moral- und Skrupellosen, und meist unfähigen, sowie dämlichen Leuten. Ein Hoch auf das bestehende System.

Ignat Kress - myFanbase
10.07.2008

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