Bewertung
Victor Fleming

Vom Winde verweht

Gibt es ein größeres Liebespaar auf der Leinwand als Scarlett O'Hara und Rhett Butler?

Foto: Copyright: Warner Home Video Germany
© Warner Home Video Germany

Inhalt

Am Abend vom Ausbruch des amerikanischen Bürgerkrieges findet ein Ball auf der Nachbarplantage der Südstaatenschönheit Scarlett O'Hara (Vivien Leigh) statt. Zu ihrem Entsetzen verkündet dort ihre Jugendliebe Ashley (Leslie Howard), dass er seine Cousine Melanie (Olivia de Havilland) heiraten wird. In ihrem namenlosen Entsetzen stürzt sich Scarlett in eine Ehe mit dem Bruder von Melanie. Dieser stirbt schnell am Anfang des Krieges. Als junge Witwe zieht sie zu einer Tante nach Atlanta, wo auch Melanie ist. Gemeinsam sind sie bei diversen Wohltätigkeitsveranstaltungen zugegen, wo Scarlett den geheimnisvollen Rhett Butler (Clark Gable) kennenlernt. Dieser scheint sie zu durchschauen und hält ihrem Charme stand. Eine völlig neue Erfahrung für Scarlett. Der Krieg geht weiter, Scarlett und Melanie bangen gemeinsam um das Leben von Ashley. Zwischendurch treffen Scarlett und Rhett immer wieder aufeinander und liefern sich verbale Schlagabtausche. Am Ende des Krieges ist Atlanta verloren, in diesen Wirren fliehen Melanie und Scarlett, mit Hilfe von Rhett, aus dem brennenden Atlanta nach Tara, Scarletts Heimat. Doch dort hat sich auch alles verändert. Scarlett nimmt die Zügel in die Hand und bewirtschaftet die Plantage weiter. Melanie ist seit der Zeit in Atlanta am kränkeln. Schließlich kommt Ashley zurück. In dieser Not und einer äußerst prekären finanziellen Lage heiratet Scarlett ein zweites Mal, um Tara zu retten, diesmal spannt sie ihrer jüngeren Schwester den Verlobten aus. Langsam kann sie sich finanziell wieder etablieren und träumt weiter von Ashley. Auf einmal taucht Rhett auf. Die Funken sprühen nur so zwischen den beiden. Nach einigen Verwicklungen und dramatischen Ereignissen heiraten die beiden. Aber schaffen es die beiden wirklich, sich zu finden und beieinander zu bleiben, oder trauert Scarlett weiterhin ihrer Jugendliebe nach?

Kritik

Es ist das Südstaatenepos schlechthin: Wer hat noch nicht von der eigensinnigen Scarlett und dem Südstaatengentleman Rhett Butler gehört? Der Film beschwört den Mythos des untergegangenen Südens wieder auf. Und hat 1939 glatte zehn Oscars eingeheimst (u. a. Bester Film und Beste Darstellerin). Bis heute gilt der Film als einer der erfolgreichsten kommerziellen Filme. Das war in den 1930er Jahren gar nicht so selbstverständlich, da damals die Regel galt, dass alle Filme über den Bürgerkrieg kommerziell scheiterten. Die Warnungen wurden in den Wind geschossen und die Produzenten behielten in diesem Fall recht. Legendär ist der Film auch, weil er einer der ersten Farbfilme ist. Damals war man noch dabei, die richtige Technik herauszufinden. Eindrucksvoll sind immer wieder die verschiedenen Szenen mit ihren Kulissen, so der rauschende Ball zu Beginn des Filmes, das brennende Atlanta und das Haus, welches Scarlett und Rhett beziehen. Man sieht dem Film seine Mühen und Kosten an, die sich für diesen Epos aber auch wirklich gelohnt haben.

All die Legenden des Südens werden hier wieder heraufbeschworen. Die rauschenden Feste auf den Plantagen, bei denen die Frauen mit eng geschnürter Taille prachtvolle Kostüme tragen. Dagegen die Südstaatengentlemen, die die Frauen umwerben (ein bisschen davon würde manchem Mann auch heute gut stehen....). Dann der Einbruch dieser Pracht durch den Krieg. Aber bei allem Schönen an diesem Film: "Vom Winde verweht" stellt die Sicht der Südstaatler da, die für die Erhaltung der Sklaverei und die alten Traditionen kämpfen. Aus heutiger Sicht sollte man ihn auch skeptisch sehen. Wer die historischen Hintergründe zum amerikanischen Bürgerkrieg kennt, merkt, wie manipulativ dieser Film ist. Nicht alle Sklaven sind so gut wie auf Tara behandelt worden. Viele wollten aus ihrem Status der Unfreiheit hinaus. Und auch nicht alle Yankees waren schlecht. Die Schauspielerin Hattie McDaniel, die "Mammy", eine Sklavin der Familie O'Hara, verkörpert, durfte 1939 bei der Premiere des Filmes nicht anwesend sein, da der Staat Georgia, in dem die Filmpremiere stattfand, damals noch die Rassentrennung vorschrieb. Ein Jahr später erhielt dann McDaniel den Oscar für ihre Leistung, als erste schwarze Schauspielerin überhaupt.

Darüber hinaus ist der Film ein großes Epos amerikanischer Geschichte. Seinen Erfolg verdankt der Film nicht zuletzt den Akteuren. Für Vivien Leigh war die Rolle der Scarlett ihre erste richtige Rolle überhaupt. Sie schlug beim Casting über 1400 Bewerberinnen aus dem Rennen – darunter auch Bette Davis, Katherine Hepburn und Jane Crawford. Nicht zu Unrecht gewann sie damals mit dieser Leistung einen Oscar. Ihr Filmpartner – der Frauenschwarm – Clark Gable war dagegen schon ein bekannter Akteur. Die Rolle des Kriegsgewinners Rhett Butler gehört aber bis heute zu seinen bekanntesten. Beide zusammen geben das legendäre Filmpaar Scarlett und Rhett ab. Die Beziehung der beiden untereinander spiegelt die Zeit, in der der Film entstanden ist, wieder. Eine Frau in den 1930er Jahren musste sich letztlich einem Mann unterordnen. Während Scarlett ihre ersten beiden Ehemänner noch manipulieren kann, ist dieses mit Rhett nicht mehr möglich. So ihr wird manches aufgezwungen, was aus heutiger Sicht eher unverständlich ist und die Romantik an diesem Film an vielen Stellen nimmt.

Fazit

Sehenswert ist der Film auf alle Fälle. Fans von langen Historienfilmen werden bei "Vom Winde verweht" auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen.

Miriam Ahrenholz - myFanbase
14.08.2008

Diskussion zu diesem Film