Bewertung
Andrew Stanton

WALL•E - Der letzte räumt die Erde auf

Eve: Directive?
[WALL•E demonstriert, wie er Müll zu einem Würfel komprimiert]
WALL•E: Directive?
Eve: Classified.
WALL•E: Oh.

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Rund 800 Jahre in der Zukunft hat die Menschheit es geschafft, das Ökosystem der Erde komplett zu zerstören: Die Erde gleicht nur noch einer riesigen Müllhalde, auf der kein menschliches Leben mehr möglich ist. Daher haben die Menschen vor einigen Jahrhunderten den Planeten verlassen und leben nun auf einem Raumschiff, der Axiom, das weit weg irgendwo im Weltraum stationiert ist.

Doch die Menschheit hat etwas vergessen: Sie hat vergessen, einen ihrer Müllkomprimierungsroboter auszuschalten, nämlich WALL•E (Waste Allocation Load Lifter Earth-Class). Der kleine Roboter, ausgestattet mit einem Solarakku, räumt seit Jahrhunderten mutterseelenallein den Müll auf der Erde auf und hat in all der Zeit eine eigene Persönlichkeit entwickelt. Er sammelt gerne alles, was nutzlos ist und ist komplett verliebt in den Film "Hello Dolly!", den er sich jeden Abend zusammen mit seinem einzigen Begleiter, einer Küchenschabe, ansieht.

Eines Tages landet ein monströses Raumschiff auf der Erde, das die schöne und geschmeidige Roboterdame Eve (Extraterrestrial Vegetation Evaluator) freisetzt. WALL•E ist sofort hingerissen von Eve, die jedoch keine Augen für ihn hat, sondern vielmehr mit ihrer Mission beschäftigt ist: biologisches Leben auf der Erde zu finden. Doch WALL•E gibt nicht auf und kämpft um das Roboterherz von Eve...

Kritik

Nach "Findet Nemo" (2003) hatten Pixar und Walt Disney Pictures mehrere Jahre vergeblich versucht, etwas zu finden, was irgendwie an den Erfolg des ozeanischen Abenteuers anknüpfen konnte. Man schickte eine Superheldenfamilie in "The Incredibles" (2004) auf die Leinwand, in "Cars" (2006) waren Rennautos die Hauptakteure und in "Ratatouille" (2007) verfolgte der Zuschauer eine Ratte in Paris. Doch auch wenn die Filme durchaus ihren Unterhaltungswert hatten, sie kamen halt doch nicht an "Findet Nemo" heran. Das gewisse Etwas fehlte.

Doch nun, fünf Jahre nach "Findet Nemo", hat Regisseur und Drehbuchautor Andrew Stanton es geschafft, einen Animationsfilm zu kreieren, der dieses gewisse Etwas hat: "WALL•E" ist innovativ, bewegend und unglaublich amüsant, und bietet eine Reihe an Charakteren, die der Zuschauer innerhalb kürzester Zeit lieb gewinnt. Allen voran steht natürlich WALL•E, der letzte Müllkomprimierungsroboter seiner Art, der in seiner Grundeigenschaft vor allem eines ist: menschlich. Die erste Viertelstunde ist komplett ihm gewidmet und zeigt dem Zuschauer den Alltag des Roboters. Dieser wird einem so voll gepackt mit Situationskomik dargeboten, dass man am liebsten noch viel länger einfach nur WALL•E dabei zusehen möchte, wie er Müll komprimiert, BHs sammelt, seine Küchenschabe verpflegt oder "Hello Dolly!" guckt.

Neben WALL•E gibt es da natürlich Eve, die das komplette Gegenteil zu ihm darstellt. Sie ist technisch viel weiterentwickelter, geschmeidiger und eleganter und scheint anfangs überhaupt keine Gefühle zu haben. Stattdessen ballert sie alles ab, was sich bewegt und weist WALL•E ab. Dabei zuzusehen, wie WALL•E es immer wieder versucht, das Herz der Roboterdame zu erobern, macht einfach nur Spaß und man fiebert richtig mit WALL•E mit, der eigentlich nur eines will: Händchen halten mit Eve, so wie er es von "Hello Dolly!" kennt.

Während die erste Hälfte des Films also komplett WALL•E und Eve gewidmet ist und sich auf der Erde abspielt, geht die zweite Hälfte in eine völlig neue Richtung und entführt WALL•E und den Zuschauer ins Weltall und in die Welt des Raumschiffs Axiom. Nachdem in den ersten rund 40 Minuten eigentlich kaum eine Dialogzeile gesprochen wird und man an "Text" eigentlich nur vereinzelte Piepton-Dialoge von WALL•E und Eve hat, kommen im zweiten Teil nun Menschen ins Spiel. Die Überlebenden, die seit Jahrhunderten auf der Axiom leben, gleichen allerdings mehr wabbligen Kugeln als Menschen: Denn 800 Jahre in der Zukunft sind die Menschen dick und rund, bewegen sich prinzipiell überhaupt nicht mehr und sind eigentlich auch nicht mehr Herr ihrer selbst, sondern vielmehr Sklave ihrer Konsumgesellschaft, in die sie hineingeboren werden.

Klar, man könnte nun sagen, dass die Message von "WALL•E" einem fast schon zu offensichtlich aufs Auge gedrückt wird. Doch das wird mit so viel Charme und Ironie getan, dass es einfach nur köstlich ist. So will der Film ganz klar vermitteln, dass die Menschheit sich vorsehen sollte, sich zu stark auf ihre Technik zu verlassen und es wird angeprangert, wie sehr der Mensch doch zu einem Knecht von Konsum und Medien geworden ist – all dies jedoch durchaus mit einem Augenzwinkern.

Fazit

"WALL•E" verzaubert den Zuschauer und ist ein Animationsspektakel mit viel Herz, Charme und Humor. Nach dem Kassenhit "Findet Nemo" hat Pixar/Disney nun endlich wieder einen Film geliefert, der das gewisse Etwas hat und vielleicht sogar noch einen Tick besser ist. Fantastisch!

Maria Gruber - myFanbase
22.09.2008

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