Bewertung
Ang Lee

Sinn und Sinnlichkeit

"Oh, you are the loveliest girls that ever I set eyes on. Can you not get them married, Mrs. Dashwood?"

Foto: Copyright: Sony Pictures Home Entertainment
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Inhalt

Als der Vater der drei Dashwood-Schwestern Elinor (Emma Thompson), Marianne (Kate Winslet) und Margaret (Emilie François) stirbt, kann er ihnen kaum etwas hinterlassen. Das gesamte Gut erbt sein Sohn John (James Fleet) aus erster Ehe. Nunmehr mittellos leben die Schwestern zunächst noch mit ihrer Mutter weiter auf dem Gut, wo nun ihre Schwägerin Fanny (Harriet Walter) das Sagen hat und sie nichts weiter als arme Verwandte sind.

Auf dem Gut lernt Elinor Edward (Hugh Grant) kennen, den jüngeren Bruder ihrer Schwägerin. Als ihre Mutter eine akzeptable Unterkunft bei einem Verwandten findet, trennen sich aber die Wege der beiden. In ihrem neuen Zuhause machen die Schwestern die Bekanntschaft mit dem attraktiven Willoughby, der vor allem Marianne den Kopf verdreht. Die Aussichten für die beiden älteren Schwestern verheiratet zu werden, sind allerdings schlecht. Es gibt keine Mitgift und die, für die sie sich interessieren, sind selber auf gute Partien angewiesen.

Von der wohlmeindenen Freundin der Familie, Mrs. Jennings (Elizabeth Spriggs), werden Marianne und Elinor dann nach London eingeladen, wo sie sich einen passenden Ehemann finden sollen. Doch dort kommt alles anders, als es sich alle vorgestellt haben. Beide Schwestern müssen erkennen, dass Liebe manchmal ganz schön weh tun kann.

Kritik

"Sinn und Sinnlichkeit" ist einer der Klassiker von Jane Austen. Bei früheren Ausgaben heißt der Titel auch "Verstand und Gefühl", was wohl besser den Inhalt trifft. Die älteren Dashwood-Schwestern müssen sich nämlich zwischen der Liebe und der Vernunft für ihre Zukunft entscheiden.

Das Schöne an den Büchern von Jane Austen ist, dass sie immer gewisse Charakterzüge von Menschen porträtieren, die es in jeder Gesellschaft gibt. Hier sind es vor allem Marianne und Elinor, die im Fokus stehen. Marianne ist die Hübschere und durch ihre Lebhaftigkeit auch die Beliebtere. Die älteste Schwester Elinor muss für ihre Familie die Verantwortung übernehmen und schaut deswegen nach vorne. Ihr Leiden behält sie für sich. Als "Belohnung" darf sie dafür letztlich ihre große Liebe heiraten, während ihre Schwester, nicht zuletzt auch gedrängt durch ihre Familie, eine Vernunftehe eingeht. Wenn da nicht sogar eine gewisse Moral, wie im Märchen, enthalten ist.

Die Interpretationen der Figuren ist gelungen. Hugh Grant gibt seinen Rollen immer seinen eigenen Stempel. So verleihte er der Rolle des Edward Ferrars humorvolle Züge, was die Figur dadurch interessanter und lebendiger macht als im Buch. Bei der Besetzung von Miss Dashwood durch Emma Thompson ist einfach das Problem, dass Thompson zu alt für diese Rolle ist. So gut sie auch als Schauspielerin ist, die Figur der jungen Elinor passt nicht wirklich zu ihr. Am allerbesten besetzt für ihre Rollen sind meiner Meinung nach Alan Rickman als Colonel Brandon, Elizabeth Spriggs als Mrs. Jennings und Robert Hardy als Sir John Middleton.

Und last but not least ist da noch Ang Lee als Regisseur zu erwähnen, der für diesen Film eine Oscarnominierung erhielt. Auch Thompson und Winslet erhielten als Beste Darstellerin bzw. Beste Nebendarstellerin Oscarnominierungen. "Sinn und Sinnlichkeit" war damals der Top-Favorit für die Oscar-Verleihung.

Eine Literaturverfilmung von Jane Austen zu machen, gehört nicht gerade zu einem großem Risiko. Die Bücher von ihr sind zeitlose Klassiker und die Filme meist nicht minder beliebt. Auch hat mit dieser Verfilmung keine Neuinterpretation des Buches stattgefunden. Das Herausragende ist hier, dass sich "Sinn und Sinnlichkeit" historisch exakt an seine Vorgaben hält. Die Kleider und die Wohnverhältnisse entsprechen ziemlich genau der Epoche. Und anders als bei anderen historischen Verfilmungen sind es weniger die üppigen opulenten Kostüme, die gezeigt werden, sondern Kleider, die dem jeweiligen Lebensstil angepasst sind. Somit ist alles sehr realistisch. Vor allem aber schafft es das Drehbuch von Emma Thompson dem Film eine klare Struktur zu geben. Thompson, die für ihr Werk mit dem Golden Globe und dem Oscar ausgezeichnet wurde, hat das Buch gut gestrafft und hat die zum Teil verwirrenden Handlungsstränge (Wer gehört zu wem? Wer erbt was? Wer steht in Feindschaft zu wem?) relativ schnell nachvollziehbar gemacht. Nicht zuletzt wurden deswegen wohl auch auf verschiedene Nebenfiguren des Romans verzichtet.

Fazit

Eine gelungene Verfilmung des Klassikers von Jane Austen! Nicht nur für Jane Austen-Fans ein schöner Filmgenuss.

Miriam Ahrenholz - myFanbase
25.09.2008

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