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Caroline Link

Im Winter ein Jahr

"Ich will meinen Bruder zurück."

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Inhalt

Auch fast ein Jahr nach dem Tod von Alexander (Cyrill Sjöstöm) findet seine Familie nur schwerlich wieder zurück ins Leben. Immer noch traumatisiert, geschockt und verwirrt vom plötzlichen Selbstmord ihres Sohnes hat vor allem Eliane (Corinna Harfouch) schwer darunter zu leiden, war Alexander doch immer ihr ein und alles gewesen. Unter dieser enormen Trauer leidet ihre Ehe genauso wie ihre Beziehung zu ihrer Tochter, der jungen Lilli (Karoline Herfurth), die in München Schauspiel, Gesang und Tanz studiert. Anders als ihre Mutter aber geht Lilli mit ihrem Schmerz über den Verlust ihres Bruders um.

Doch als Eliane den Maler Max Hollander (Josef Bierbichler) bittet, ein Portrait ihrer beiden Kinder anzufertigen, wird Lilli gezwungen, ihre Trauer zu verarbeiten. In der langen Vorbereitungszeit zu dem Bild und während vieler Besuche und Gespräche werden Max und Lilli so etwas wie Freunde und der Maler hilft der jungen Frau schließlich ins Leben zurückzufinden, während Lilli Max ebenfalls dieses Geschenk macht...

Kritik

2003 schaffte es Caroline Link, ganz Deutschland stolz zu machen. Nach 23 Jahren holte Deutschland mit "Nirgendwo in Afrika" endlich wieder einen Oscar in der Kategorie Bester Fremdsprachiger Film mit nach Hause. Mit ihrer erschütternden und ergreifenden Geschichte einer jüdischen Emigrantenfamilie im fernen Kenia hatte Link schon hierzulande für überragende Kritiken gesorgt, doch der Oscar krönte diesen Film noch.

Als nächstes sollte nun ein internationaler Film folgen. In Amerika wollte sie drehen und schrieb dafür ein Drehbuch, holte ein Team hinter sich und begann auf Schauspielersuche zu gehen. Doch alles in allem wollte es nicht richtig funktionieren und nachdem immer mehr Zeit vergangen war und Link sich selber immer mehr unter Druck setzte, kehrte sie nach München zurück, schrieb ihr Drehbuch um und machte einen deutschen Film daraus. "Im Winter ein Jahr" ist dieser Film.

Link erzählt in diesem Film das Schicksal einer Familie und eines Malers, die es erst miteinander schaffen, sich nach einem Schicksalsschlag ins Leben zurückzukämpfen. Im Zentrum stehen dabei vor allem Lilli und Max. Lilli, die junge Studentin, die in Liebesbeziehungen versucht, den Verlust ihres Bruders wettzumachen und Max, der Maler, der einst ein glückliches Leben führte und nun allein in seinem Atelier lebt, scheinen auf den ersten Blick nicht unbedingt gemacht zu sein für eine gegenseitige Freundschaft. Doch es wird eine Freundschaft und in dem ein oder anderen Moment sind beide nicht weit davon entfernt, dass sogar mehr daraus wird. Zwei einsame Menschen, die gegenseitig Trost und Unterstützung finden.

Dass diese Geschichte so funktioniert ist vor allem den Darstellern zu verdanken - allen voran die junge Karoline Herfurth, die nun endlich zeigen darf, was sie draufhat. Sie darf tanzen, singen und ganz viel schauspielern und beweist, dass sie all das großartig hinbekommt. Als Max überzeugt der wunderbare Josef Bierbichler, ein eher rauer Kerl, der es aber schafft, diesen emotionalen Charakter wunderbar darzustellen. Vor allem aber die Chemie zwischen beiden Darstellern macht die gemeinsamen Szenen zu so einem Genuss. Im Hintergrund geraten dabei die Charaktere von Corinna Harfouch und Hanns Zischler, die aber dennoch in einigen wenigen Szenen ihr Schauspieltalent zeigen dürfen.

Auch der Rest des Films passt sich hervoragend an, die Kameraführung, die vor allem in den Szenen zwischen Lilli und Max überzeugt, die Musik und das Licht passen ebenso wunderbar zur Geschichte, wie die Kulissen, die Caroline Link in München und Umgebung gefunden hat.

Am Ende des Films ist man daher fast froh, dass es Caroline Link mit diesem Film in den USA so schwer hatte, denn eine bessere Lilli als Herfurth und einen besseren Max als Bierbichler hätte sie dort wohl nicht gefunden.

Fazit

Ein wunderbarer Film, der auf ruhige und emotionale Weise das Bild einer Familie und eines Malers zeigt, die wieder ins Leben zurückfinden. Der Film lebt vor allem von seinen hervoragenden Hauptdarstellern. Einmal mehr ein Beweis, dass deutsches Kino längst nicht so schlecht ist wie sein Ruf.

Eva Klose - myFanbase
16.11.2008

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