Bewertung
Julian Jarrold

Wiedersehen mit Brideshead

In Brideshead hat alles seinen Preis.

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Inhalt

In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen trifft der junge Charles Ryder (Matthew Goode) bei seinem Studium in Oxford auf Sebastian Flyte (Ben Whishaw), einen exzentrischen und lasziven Adeligen, mit dem ihn bald eine enge Freundschaft verbindet. Charles, der aus durchschnittlichen Verhältnissen stammt, ist der prächtigen Welt von Sebastian schnell verfallen. Dieser lädt ihn auf das Familienanwesen in Brideshead ein, wo Charles Sebastians schöne Schwester Julia (Hayley Atwell) kennen lernt, als auch die Matriarchin der Familie, die streng katholische Lady Marchmain.

Charles und Sebastian sind bald unzertrennlich, doch da verliebt sich Charles in Julia, was Sebastian missfällt, da er seinen Freund für sich alleine haben will. Nach einer gemeinsamen Reise nach Venedig verlieren sich die beiden aus den Augen und auch Charles und Julia müssen sich der unnachgiebigen Lady Marchmain (Emma Thompson) beugen, die ihre Tochter nicht mit einem Atheisten verheiratet sehen will...

Kritik

Wie leicht jugendliche Unschuld zerstört werden kann, wie stark wir von der Erziehung unserer Eltern geprägt werden und wie schnell ein eigentlich gut gemeinter Glaube zerstörerische Ausmaße annehmen kann – all dies sind Themen, die in "Wiedersehen in Brideshead" behandelt werden. Themen, die damals wie heute von Wichtigkeit sind und die den Film trotz der Tatsache, dass er in den 20er und 30er Jahren spielt, doch aktuell erscheinen lassen.

Prinzipiell dreht sich das Drama, das auf dem Roman des britischen Autors Evelyn Waugh basiert, um eine Dreiecksbeziehung zwischen Charles, Julia und Sebastian. Obwohl Charles und Sebastian eine tiefe Freundschaft verbindet, ist ihre Beziehung insofern einseitig, als dass Sebastian ganz klar auch romantische Gefühle für seinen Freund hegt. Dass diese von Charles nicht erwidert werden, ist für Sebastian in Ordnung, doch als Charles sich für Julia zu interessieren beginnt, geht die anfangs so unschuldige Freundschaft zwischen den Männern langsam in die Brüche. Das liegt auch an dem großen Einfluss von Sebastians Mutter Lady Marchmain, unter der Sebastian stark leidet, sodass er im Alkohol Trost sucht.

Sebastian ist mit Abstand der interessanteste Charakter des Films: Die Exzentrik und Genusssucht dieser Figur gepaart mit der verzweifelten Suche nach Aufmerksamkeit und einer gleichzeitig tief sitzenden Unsicherheit geben ihr eine erstaunliche Komplexität. Diese weiß Ben Whishaw perfekt zu transportieren: Sein Zusammenspiel mit Matthew Goode ist großartig und die gemeinsamen Szenen sprühen nur so vor Intensität. Während Sebastian von der Unberührtheit und Attraktivität Charles' angezogen wird, ist dieser Sebastians scheinbar glamourösem Leben und seiner Andersartigkeit verfallen. Whishaw und Goode harmonieren perfekt zusammen und agieren beide sehr gut in ihren Rollen. So vergeht der erste Teil des Films, der sich vor allem auf Charles und Sebastian konzentriert, wie im Flug, doch dann zieht sich der Film leider immer mehr in die Länge.

Grund dafür ist, dass sich ab einem bestimmten Zeitpunkt der Fokus auf die Beziehung zwischen Charles und Julia verschiebt – Matthew Goode und Hayley Atwell haben über weite Strecken aber leider kaum Chemie, sodass der Funke auf den Zuschauer erst zum Schluss überspringt, als sich beide Charaktere nach langer Zeit unerwartet wieder sehen. Dennoch wird in dieser Liebesgeschichte eines der Kernthemen des Films behandelt, nämlich der Glaube. Lady Marchmains unerbitterliche Glaubensvorstellungen sind es, die die Liebe zwischen Charles und Julia unmöglich machen und sie so letztlich zu einem unglücklichen Leben zwingen.

Besonders hervorzuheben ist, dass neben den Hauptfiguren Charles, Sebastian und Julia noch eine weitere Komponente fast zu einem eigenständigen Charakter wird: nämlich Brideshead. Das Familienanwesen der Marchmains wird so großartig inszeniert, dass es fast schon eine eigene Persönlichkeit entwickelt, die Charles immer und immer wieder an diesen Ort verschlägt. So ist der Film vor allem eines: Die Lebensgeschichte von Charles Ryder, dessen Treffen mit Sebastian Flyte sein ganzes Leben verändert. Dabei wird auf wichtige Themen eingegangen, Fragen werden aufgeworfen, doch die Antworten darauf werden einem selbst überlassen.

Fazit

Gerade die erste Hälfte des Films ist dank dem hervorragenden Zusammenspiel zwischen Goode und Whishaw stark, doch leider verliert der Film immer mehr an Fahrt. Dennoch erzählt er eine interessante und ergreifende Geschichte über das Leben und wie doch immer alles anders kommt, als man glaubt.

Maria Gruber - myFanbase
18.11.2008

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