Bewertung
Billy Corben

Cocaine Cowboys 2

Die wahre Geschichte über die gnadenlose Kokain-Königin Griselda Blanco.

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Inhalt

Aufgewachsen in den Slums von Kolumbien, wird Griselda Blanco zur Königin des Kokainhandels. In den 1970er und 1980er Jahren entfacht sie in Miami einen Drogenkrieg, gibt 250 Morde in Auftrag und wird als "Schwarze Witwe" berühmt, die sogar ihre eigenen Ehemänner kaltblütig tötet. Nach ihrer Verhaftung in Kalifornien wird der junge schwarze Drogendealer Charles Cosby ein glühender Verehrer der "Godmother" ("Patin") und nimmt Kontakt mit ihr auf. Er wird Teil ihrer Organisation, die auch nach ihrer Verhaftung noch floriert, und steigt zum mächtigsten Afroamerikaner der Drogenszene auf, doch langsam reift in ihm der Wunsch, auszusteigen.

Kritik

Man muss eigentlich nicht groß ausführen, wie allgegenwärtig Drogen sind und was sie anrichten können. Sie machen viele Menschen reich, doch es ist ein Reichtum, der auf Gewalt, Hass und Misstrauen aufgebaut ist. Nur wenige große Drogendealer werden alt, die meisten werden früher oder später ermordet oder enden hinter Gefängnismauern. Griselda Blanco ist alt geworden, hat aber viele Jahre im Gefängnis verbracht. Der Dokumentarfilm "Cocaine Cowboys 2" schildert die erschreckende Karriere der Kolumbianerin, die als erste Drogen-Milliardärin der USA in die Geschichte einging und beinahe so viele Menschen auf dem Gewissen hat wie die Vogelgrippe. Als Erzähler fungiert der Afroamerikaner Charles Cosby, der aus zerrütteten Verhältnissen stammt und bereits als Teenager begann, mit Drogen zu dealen. Er war erfolgreich, aber im Vergleich zu Griselda Blanco ein kleiner Fisch auf den Straßen Kaliforniens. Als er Mitte der 80er Jahre von Griseldas Verhaftung erfährt und die Fakten ihrer Drogenkarriere mitbekommt, ist er fasziniert. Er nimmt Kontakt mit ihr auf und wird ihr Liebhaber. Sie macht ihn zu einer Führungsperson in ihrer Organisation, trotz der Abneigung der kolumbianischen Drogendealer gegen Afroamerikaner. Charles wird reich und lebt in Saus und Braus, doch Griseldas ständige Befehle und ihre Kontrolle über sein Leben setzen ihm zu. Er steigt schließlich aus, auch wenn dies bedeutet, dass er nun für den Rest seines Lebens die sprichwörtlichen Augen im Hinterkopf haben muss.

Wie es sich mittlerweile bei englischsprachigen Dokumentationen in Deutschland eingebürgert hat, wird die deutsche Tonspur einfach über den Originalton gelegt, den man somit im Hintergrund noch hört. Auf diese Weise müssen die vielen zu Wort kommenden Zeitzeugen nicht lippengerecht synchronisieren werden, was bei Personen, die direkt in die Kamera sprechen, auch schwer ist. Dieses System ist also Okay, aber bei den zahlreichen kurzen Originalaufnahmen aus der damaligen Zeit, wie Fernsehberichte und Interviews, die im Laufe der Dokumentation immer wieder eingespielt werden, geht durch die drübergelegte deutsche Tonspur ein wenig die Authentizität verloren; hier hätte man vielleicht einfach nur deutsche Untertitel einblenden sollen, damit man ausschließlich die Originalaufnahmen hört. Neben dem Haupterzähler Charles Cosby kommen andere (ehemalige) Drogendealer, Ermittler und Griselda Blancos einstiger Chef-Profikiller zu Wort.

Was uns diese Dokumentation zeigt, ist ein Blick auf einen schockierenden und zugleich interessanten Nebenstrang der amerikanischen Geschichte. Der Drogenkrieg machte Miami zeitweise zu einem der gefährlichsten Orte der Welt, wo die Polizei die Bevölkerung nicht schützen konnte und ihr deshalb riet, Waffen zu tragen. Charles Cosby ist dabei der perfekte Erzähler, er ist ehrlich, beschönt seine Vergangenheit nicht und erwartet kein fehlgeleitetes Mitleid von den Zuschauern. Er packt ganz einfach aus, ohne Rücksicht auf sein Leben, das seit der Beendigung seiner Liaison mit Griselda Blanco und dem Ausstieg aus dem Drogengeschäft eh schon permanent in Gefahr ist.

Entscheidende Szenen, zu denen es keine Originalaufnahmen gibt, werden grafisch nachgestellt, freilich nicht in bunten Farben, sondern mit düsteren, kantigen Figuren.

Fazit

"Cocaine Cowboys 2" ist eine insgesamt gelungene Dokumentation über das brutale Drogengeschäft in den 1970er bis 1990er Jahren. Die Übertragung ins Deutsche ist nicht perfekt, aber akzeptabel.

Maret Hosemann - myFanbase
06.03.2009

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