Bewertung
Tarsem Singh

Fall, The

Are you trying to save my soul?

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Inhalt

Los Angeles, Mitte der 20er Jahre: Nach einem missglückten Stunt ist der Stuntman Roy Walker (Lee Pace) ans Bett gefesselt. Im Krankenhaus trifft er auf die kleine Alexandria (herausragend: Catinca Untaru), die wegen eines gebrochenen Arms im Hospital ist und sich mit Roy anfreundet, als dieser beginnt, ihr eine Geschichte über ihren Namensgeber Alexander den Großen zu erzählen. Schließlich jedoch erzählt Roy dem Mädchen eine epische Geschichte über fünf Männer, die in einem Rachefeldzug den gefährlichen Gouverneur Odious (Daniel Caltagirone) niederstrecken wollen: der Bombenexperte Luigi (Robin Smith), der Inder (Jeetu Verma), Charles Darwin (Leo Bill), der einstige Sklave Otto Benga (Marcus Wesley) und der Maskierte Bandit (Emil Hostina/Lee Pace).

Alexandria ist begeistert von der Geschichte und je weiter Roy erzählt, desto mehr verschwimmen Realität und Fiktion. Doch dann trägt Roy dem Mädchen auf, ihm eine Flasche Morphium zu besorgen als Gegenleistung dafür, dass er ihr die Saga zu Ende erzählt...

Kritik

Es muss ein verdammt harter Job gewesen sein, in den 20er Jahren als Stuntman zu arbeiten. Vor fahrende Züge hechten, einen Spagat zwischen zwei Autos halten, von einer Brücke auf ein Pferd springen – und das alles ohne richtige Absicherung. Letztgenannter Stunt ist es, der Protagonist Roy Walker ins Krankenhaus bringt: Bei einem irrsinnigen Stunt bricht er sich beide Beine und die Aussicht, lebenslang im Rollstuhl zu sitzen, raubt ihm jeglichen Mut, weiter zu leben. Denn noch etwas anderes in ihm ist gebrochen: sein Herz.

Doch da trifft Roy auf die kleine Alexandria und es ist, wie man so schön sagt, der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Der gebrochene Mann und das quirlige Mädchen finden mithilfe einer märchenhaften Geschichte zueinander, an der der Zuschauer teilnehmen darf. Und hier beginnt eine Spaltung, eine Aufteilung in zwei verschiedene Erzählebenen, die zunächst scheinbar komplett separat laufen, in Wirklichkeit aber eng miteinander verwoben sind: Es sind zwei Welten, Realität und Fiktion, zusammengehalten durch Roys Erzählung und Alexandrias lebhafte Fantasie, welche uns Regisseur Tarsem Singh in einem farbenfrohen Spektakel auf der Leinwand präsentiert.

Ähnlich schon wie in seinem Debütwerk "The Cell" spielt Singh in "The Fall" sehr viel mit Farben und Formen, mit dem Surrealen und Unwirklichen und lässt den Zuschauer so eintauchen in eine faszinierende Welt, in der blutrote Tücher mitten in der Wüste hängen und endloser Sand plötzlich in einen Dschungel mündet. Dabei wird ein simples, aber interessantes Märchen von fünf grundverschiedenen Männern erzählt, die alle ein Ziel haben: Gouverneur Odious zu finden und zu töten. Die Kontinuität dieser Geschichte ist allerdings so brüchig und sprunghaft wie die Konzentration von Alexandria: Wenn das Mädchen mit einer Entwicklung nicht zufrieden ist, verändert sich die fiktionale Ebene, so wie sie es will. Da wird zum Beispiel der Maskierte Bandit plötzlich durch Roy dargestellt und irgendwann erscheint sie selbst in der Geschichte. Weiterhin entdeckt man schnell, dass die Personen in der Erzählung Menschen sind, die es wirklich gibt und die Alexandria kennt. Der Eismann wird in ihrer Fantasie zu Otto Benga und ein Krankenwärter zu Charles Darwin. Ein interessantes Konzept, das visuell wunderbar umgesetzt wurde.

Neben der Fiktion spielt die Realität aber auch noch eine entscheidende Rolle – manchmal eine zu große, denn man wird zu oft herausgerissen aus dieser sagenhaften Erzählwelt, von der man gerne noch mehr hätte zeigen können. Die phänomenale Leistung von Lee Pace und Catinca Untaru tröstet allerdings darüber hinweg: Pace spielt den resignierten Stuntman mit viel Herzblut und Untaru ist als Alexandria einfach bezaubernd. Das ungleiche Paar bietet viele großartige Szenen zum Lachen als auch zum Weinen und gerade zum Ende hin steigen beide zur Höchstform auf. Sie projizieren eine wunderschöne, ergreifende Geschichte über verlorenen Lebensmut und innige Freundschaft auf die Leinwand, die einen wirklich berührt.

Fazit

Mit "The Fall" ist Tarsem Singh ein optisch hervorragender Film gelungen, der sowohl die bewegende Geschichte zweier Menschen erzählt, als auch ein eindrucksvolles Märchen. Es sind aber vor allem Lee Pace und Catinca Untaru, die dieses Fantasydrama sehenswert machen. Prädikat: wertvoll!

Maria Gruber - myFanbase
09.03.2009

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