Bewertung
Simon Hynd

Senseless – Der Sinne beraubt

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Inhalt

Der amerikanische Geschäftsmann Eliott Gast (Jason Behr) wird während eines beruflichen Aufenthalts in Frankreich überfallen und entführt. Als er wieder zu sich kommt, befindet er sich in einem großen weißen Raum mit den nötigsten Utensilien, um zu überleben. Tagelang sieht er keine Menschenseele, bis er schließlich das erste Mal von einem seiner maskierten Entführer besucht wird. Elliot erfährt, dass er stellvertretend für den amerikanischen Kapitalismus bestraft werden soll. Nach und nach werden ihm seine Sinne geraubt, unter den Augen von zahlreichen Zuschauern, die Elliots Leid im Internet verfolgen können und mit Spenden über Elliots Schicksal entscheiden.

Kritik

Der Film "Senseless – Der Sinne beraubt" basiert auf einem Roman von Stona Fitch und stellt die reifere, beklemmendere Alternative zu Folterfilmen wie "Saw" und "Hostel" dar. Wo die beiden letztgenannten Filme, mitsamt ihrer diversen Fortsetzungen, die Quälerei in viel Handlung packen und eher auf den Schock des Augenblicks setzen, in dem ein Folterinstrument auf den Körper trifft, bietet "Senseless – Der Sinne beraubt" ein Kammerspiel, das den Zuschauer das Leid eines Menschen über die gesamte Filmdauer und mit nur wenigen Unterbrechungen beobachten lässt.

Der Geschäftsmann Eliott Gast wird gefangen gehalten und verstümmelt. Als Zuschauer verfolgen wir mit, wie es Elliot ergeht, wie dieser gesunde junge Mann langsam körperlich und seelisch zu Grunde gerichtet wird, wie er leidet, sich windet, sich immer mal wieder verzweifelt zu wehren versucht, und um sein Leben bettelt oder doch zumindest schnell getötet werden will, statt weiterhin auf barbarische Weise verunstaltet zu werden. Auch der Raum beginnt sich zu verändern, die sterilen weißen Wände werden immer mehr mit Blut, Essensresten und Schrift verschmiert. Der Film geht dem Zuschauer wirklich an die Nieren. Man ist gebannt, schockiert, wütend und manchmal auch traurig.

Während man sich angewidert fragt, was das für Menschen sind, die Elliots Leid im Internet verfolgen und dafür spenden, dass er weiter gequält wird, ist man sich doch gleichzeitig bewusst, dass man selbst gerade zusieht. Hier hätte der Film die Möglichkeit gehabt, den Zuschauer noch stärker in die Rolle des Voyeurs zu drängen, der dasselbe sieht, wie die Internetzuschauer in der Handlung, doch diesen Kniff hat man nicht gewagt und zeigt stattdessen auch Szenen aus Elliots Vergangenheit, die ihm während seiner Gefangenschaft im Kopf herumgehen. Einerseits bringt uns dies Elliot näher und verdeutlicht den Kontrast zwischen dem normalen Leben und der Hölle in dem weißen Raum, doch sicherlich wäre die rein voyeuristische Perspektive auch interessant und provokativ gewesen.

Fazit

"Senseless – Der Sinne beraubt" ist ein Film für all jene, denen die "Saw"-Reihe oder die "Hostel"-Filme zu simpel sind und mit zuviel Effekthascherei aufwarten. "Senseless" ist beklemmender und psychologisch tiefer.

Maret Hosemann - myFanbase
11.04.2009

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