Bewertung
Lars Büchel

Jetzt oder nie - Zeit ist Geld

"Bitte, stell dich nicht so an! Du wirst doch deine Zähne putzen können!"
- "Sind nicht meine. Gehören der Krankenkasse."

Foto: Copyright: 2008 Universum Film GmbH
© 2008 Universum Film GmbH

Inhalt

Acht Jahre lang haben die drei alten Freundinnen Carla (Gudrun Okras), Lilli (Elisabeth Scherer) und Meta (Christel Peters) für eine letzte große Reise, eine Kreuzfahrt, gespart. Jetzt, da sie langsam auf das 80. Lebensjahr zugehen, beschließen die schrulligen alten Damen, diese endlich anzutreten. Aber gerade in dem Augenblick, in welchem sie ihr Geld einzahlen wollen, wird die Bank überfallen. Carla, Lilli und Meta verlieren alles, ohne Chance auf Rückerstattung. In ihrer Not fassen die Frauen einen Entschluss – und beginnen mit der Planung ihres eigenen großen Coups…

Kritik

Eine kecke, überdrehte Komödie mit ernsten Untertönen, in den Hauptrollen eine ungewöhnliche Besetzung. So mag die Wunschvorstellung der Verantwortlichen für "Jetzt oder Nie – Zeit ist Geld" ausgesehen haben. Leider blieb es nur beim Wunsch. Zumindest was das endgültige Drehbuch und die Inszenierung betrifft.

Zwar bietet der Film so manchen gelungenen Spruch trockenen Humors und durchweg skurrile Ideen, doch die recht deprimierende Grundstimmung trübt das Vergnügen, da es einfach nicht gelingen will, die tragischen und komischen Elemente gekonnt mit einander zu verbinden. Dass das Werk an sich nicht allzu ernst gemeint ist, wird jedem Zuschauer spätestens bei dem – völlig überzogen dargestellten – ersten Banküberfall deutlich. Rasche Kameraschwenks und Schnitte unterstreichen in verschiedenen Szenen den übertriebenen Charakter des Films. Doch eben dieser wirkt so aufgesetzt wie befremdlich und erscheint angesichts der freilich zeitweise kuriosen, aber dennoch recht tristen Darstellung des Lebens der drei Hauptfiguren wie ein Fremdkörper. Mag die Grundidee auch interessant klingen, der fertige Film leidet zu sehr unter dem unausgegorenen Mix aus Komödie und Drama. Hier wurde eindeutig Potential verschenkt.

An den Darstellern jedoch gibt es nichts zu bemäkeln. Die resolute Carla, die immer noch gern mit Männern flirtende Lilli und die sich stets mit dem eigenen, baldig erwarteten Tod befassende Meta; die Hauptdarstellerinnen Gudrun Okras, Elisabeth Scherer und Christel Peters wirken sehr sympathisch und überzeugen auf ganzer Linie. Auch die überwiegende Anzahl der Nebendarsteller holt stets das Beste aus ihren, meist kleineren, Rollen heraus. Prominentester Name auf der Besetzungsliste: Til Schweiger, der bei diesem Projekt auch als Produzent fungierte, tritt in einer Mininebenrolle als inhaftierter Bankräuber "Die Spinne" auf.

Ungewöhnlich, einen Film mit drei Frauen jenseits der 70 in den drei tragenden Rollen zu besetzen, ist es tatsächlich allemal. Doch die älteren Frauen überraschen bereits in den ersten fünf Minuten mit einem kurzen, aber offenen Gespräch über Sex und schlagen so sämtlichen Klischees ein Schnäppchen. Solch unverkrampfte Momente gibt es mit abnehmender Laufzeit bedauerlicherweise seltener, die hemmungslos überzogenen dagegen immer öfter.

Fazit

Eine originelle Grundidee und drei tolle Hauptdarstellerinnen bedeuten noch lange keinen überzeugenden Film: Ein missglückter Versuch, groteske Komödie mit biederernstem Drama und Krimielementen zu kombinieren.

Maren Langos - myFanbase
16.05.2009

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