Bewertung
Renny Harlin

Zwölf Runden

"It's our anniversary. One year ago, you took what could never ever be replaced."

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

Vor genau einem Jahr hat Detective Danny Fisher (John Cena) den international gesuchten irischen Drogenhändler Miles Jackson (Aidan Gillen) verhaften können, in dessen Verlauf Jacksons Freundin durch einen Unfall getötet wurde. Ein Jahr später ist Fisher glücklich mit seiner hübschen Freundin Molly (Ashley Scott) und seinem Hund in ein Haus gezogen, in dem er pflegt, sesshaft zu werden. Als sich Molly eines Tages schließlich auf den Weg zur Arbeit macht, erhält Danny einen Telefonanruf von Miles, der während eines Gefängnisaufstandes flüchten konnte und nun Rache schwört für seine verunglückte Freundin. Dafür kidnappt er Molly und lässt Danny ein Spiel spielen, um seine Freundin befreien zu können, das ähnlich wie im Boxen in zwölf Runden aufgeteilt ist. Wird Fisher es schaffen, Molly zu retten und Miles dingfest zu machen? Welche Aufgaben hat sich Miles ausgedacht, um Danny an seinem Ziel zu hindern?

Kritik

Wrestler in Filmen, es scheint eine unendliche Geschichte zu werden. Angefangen hat es 2002 mit "The Scorpion King" mit Dwayne "The Rock" Johnson, bei dem die WWE Studios noch als Co-Produzenten fungierten. Seit 2004 veröffentlicht das Studio auch in Eigenregie. Es folgten unter anderem der Horrorfilm "See No Evil" mit Kane und der "Battle Royale"-Klon "Die Todeskandidaten" mit "Stone Cold" Steve Austin. Unnötig zu erwähnen, dass keiner der Filme, der von den WWE Studios zumindest mitproduziert wurde, auf positive Reaktionen von Seiten der Kritiker stieß.

2006 kam auch John Cena zum ersten Mal auf die große Leinwand in dem Actioner "The Marine", der sich deutlich an den Actionfilmen der 80er Jahre orientierte und keinen Hehl daraus machte, dass es nicht darum ging, die Filme tatsächlich ernst zu nehmen, sondern sie – ähnlich wie nahezu alle Steven-Seagal-Streifen – ob der unfreiwilligen Komik, einiger Kampfszenen und der nur so vor Testosteron strotzenden Sprüchen als wahres Trashfeuerwerk anzusehen, das durchaus seinen Reiz haben kann.

"Zwölf Runden" schließlich, der zweite Film mit John Cena, geht noch eine knappe Dekade weiter und nimmt sich die Actionfilme der späten 80er und frühen 90er Jahre zum Vorbild, was nicht verwundern kann, wenn man den Namen des Finnen Renny Harlin auf dem Filmposter liest, seines Zeichens Regisseur von "Stirb langsam: Jetzt erst recht" und Produzent von "Speed". Zwar hat sich Harlin die letzten Jahre auch woanders als im Actiongenre bemüht, ist dort aber auf wenig Gegenliebe gestoßen, wenn man von seiner Produktionstätigkeit bei "Rambling Rose" absieht, die Laura Dern und Diane Ladd immerhin jeweils eine Oscarnominierung einbrachte. Seitdem hangelt sich Harlin von einem bestenfalls mittelmäßigen Film zum nächsten und man wird den Eindruck nicht los, als hätte er regelrecht darauf gewartet, mit "Zwölf Runden" wieder das machen zu können, das ihm in den 90er Jahren derart viel kommerziellen Erfolg eingebracht hat.

Dementsprechend deutlich fallen die Anleihen zu den "Stirb langsam"-Filmen und zu "Speed" auf. Auch hier steht mit John Cena ein Polizist im Mittelpunkt, der einem augenscheinlichen Psychopathen das Handwerk legen muss, nachdem dieser sich auf so manche einfallsreiche Art und Weise daran versucht, sein Umfeld zu terrorisieren. "Zwölf Runden" bedient sich dabei nahezu jedem Klischee, angefangen von Aufgaben, die dem Protagonisten gestellt werden ("Stirb langsam: Jetzt erst recht") bis hin zu Verfolgungsjagden ("Stirb langsam"-Reihe und wahrscheinlich nahezu jeder andere Actionfilm). Und sogar der gute alte Bus, der vollgepackt mit Passagieren seinem eigenen Untergang entgegen rauscht, erlebt sein Revival seit "Speed". Dadurch entsteht eine Vorhersehbarkeit und Klischeebeladenheit, die den Film zunehmend öde wirken lässt. Auf Überraschungen wartet man vergebens.

Wobei die grundsätzliche Orientierung an Genreklassikern ja keine schlechte Idee ist. Aber dann muss man es sich auch gefallen lassen, mit diesen verglichen zu werden. Und dabei wird deutlich, dass "Zwölf Runden" seinen Vorbildern das Wasser nicht reichen kann: Danny Fisher ist nicht einmal halb so cool wie John McClane, was natürlich auch an der steifen Performance des schauspielunbegabten John Cena liegt, dem man ansieht, dass es etwas anderes ist, im Wrestlingring große Sprüche zu klopfen als einen zweistündigen Actioner zu stemmen. Es nur auf ihn zu schieben, ist aber deutlich zu einfach. Das Drehbuch traut ihm einfach nicht mehr zu. Bei Aidan Gillen, der in seiner Rolle als Thomas "Tommy" Carcetti in dem hochgelobten TV-Drama "The Wire" die breite Kritikerschaft beeindrucken konnte, stellt sich die Situation ein wenig anders dar. Ihm kam die unliebsame Aufgabe zu, den irischen Waffenhändler Miles Jackson auf eine Art und Weise zu verkörpern, die deutlich an Dennis Hoppers Charakter aus "Speed" erinnert, gleichzeitig aber so charismatisch wie Richard Gere oder Gary Oldman zu sein versucht. Gillen gelingt es hierbei tatsächlich teilweise, aus der dann doch sehr altbackenen Rolle ein wenig mehr herauszuholen, aber vollends überzeugen kann auch er bei dieser Vorlage nicht.

Die anderen Charaktere, seien es Ashley Scott als Dannys Freundin Molly, Brian White als sein Kollege Hank oder der FBI-Agent George Aiken, der von Steve Harris verkörpert wird, werden auf das Nötigste gestutzt und sind nicht mehr als Abziehbilder nur allzu bekannter Vorbilder. Molly Parker kommt daher die Aufgabe des Opfers zu, weswegen sie möglichst ausgiebig in die Kamera winseln muss, damit Danny sie nun noch viel schneller finden muss. Hank ist der verständnisvolle und unterstützende Arbeitspartner von Danny und George Aiken darf der coole und arrogante FBI-Agent sein. Mehr geben diese Rollen tatsächlich nicht her, auch wenn Harlin versucht, durch unnötige kurze Flashbacksequenzen die Beziehung zwischen Danny und Molly im Film zu stärken, was aber schon allein wegen der übertriebenen Gefühlsduselei und den ungünstigen Zeitpunkte nie gelingt. Dazu kommt ein Plot, der höchst simpel ist und auf einer großen, unglaubwürdigen Prämisse beruht, nämlich, dass die FBI-Agenten Danny nicht sagen, dass Miles längst aus dem Gefängnis frei ist. Hätte Danny diese Information erhalten (und er hätte weiß Gott das Recht dazu), wäre die Handlung des Films gar nicht entstanden.

Dennoch hat "Zwölf Runden" einen großen Pluspunkt: die rasante Inszenierung Harlins. Durch das hohe Tempo und die schnellen Schnitte wird eine Dynamik erzeugt, die es ermöglicht, dass so manche Schwächen, die definitiv vorhanden sind, gar nicht mehr sonderlich stark auffallen. Außerdem machen die Verfolgungsjagden, Schusswechsel oder waghalsigen Einlagen Dannys trotz der Vorhersehbarkeit manchmal einfach nur Spaß. Gleichwohl kratzt man hierbei nur an der Oberfläche von dem, was von einem Actionfilm erwartet wird. Der Wahnsinn eines "Stirb langsam: 4.0" wird beispielsweise nie auch nur ansatzweise erreicht.

Fazit

"Zwölf Runden" ist ein Film, der sich unübersehbar bei Genrekollegen bedient, es aber nicht schafft, die Schwächen im Plot und die überwiegend unglaubwürdigen Charaktere durch einen coolen Protagonisten oder übertriebene Actionsequenzen zu übertünchen. So bleibt ein Film, der selbst für Genrefans nur bedingt empfehlenswert ist, da es so viele bessere Actioner wie diesen gibt.

Andreas K. - myFanbase
23.05.2009

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