Bewertung
Danny Leiner

Harold & Kumar

Thank you, come again!

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Inhalt

Harold (John Cho) und Kumar (Kal Penn) könnten unterschiedlicher nicht sein: Harold ist ein ordnungsliebender Mensch ist, der von seinen Kollegen auf der Arbeit schikaniert wird und nicht den Mut aufbringen kann, seine hübsche Nachbarin Maria (Paula Garcés) anzusprechen. Kumar dagegen ist ein Chaot, der alles locker sieht und dessen einziges Problem darin besteht, dass sein Vater ihn ständig zu Vorstellungsgesprächen schickt. Doch die beiden Mitbewohner verbindet eine große Leidenschaft: Kiffen, bis es aus den Ohren raucht. Als sie sich eines Abends aufmachen wollen, um sich bei einer Fast-Food-Filiale von "White Castle" ein paar Burger zu holen, ahnen sie nicht, dass dies der mit Abstand verrückteste Abend ihres Lebens werden würde...

Kritik

Nein, die Inhaltsangabe klingt nicht unbedingt originell. Und nein, das Drehbuch ist auch nicht unbedingt originell. Aber wer jetzt glaubt, dass "Harold & Kumar" eine typische Kifferkomödie ist, bei denen die Charaktere im Marihuana-Nebel durch die Geschichte straucheln und dabei billige Witze vom Stapel lassen, liegt falsch. Denn "Harold & Kumar" ist so erstaunlich witzig und vielschichtig, dass man über die einfach gestrickte Geschichte schnell hinwegsehen kann.

Zugegeben, nicht jeder wird mit dem Humor dieses Films etwas anfangen können. Er ist oft rüde, grob und bedient sich altbekannter Klischees, um den Zuschauer zum Lachen zu bringen. Diversen Fäkalhumor hätte man zudem gerne weglassen können. Doch die Mehrheit der Gags zündet einfach. Die Situationen, in die die zwei Hauptfiguren geraten, sind teilweise so abstrus, dass man einfach lachen muss. Im Verlauf ihres turbulenten Roadtrips treffen Harold und Kumar unter anderem auf einen aggressiven Waschbären, einen schwulen Krankenpfleger (herrlich gespielt von Ryan Reynolds), ein abgedrehtes Pärchen vom Lande, einen entlaufenen Geparden, korrupte Polizisten, verursachen dabei mehrere Autounfälle und gabeln nebenbei mal Neil Patrick Harris als Anhalter auf. Gerade NPH sorgt für einige richtig geniale Szenen.

Was diesem Film aber vor allem zu Gute kommt, ist seine unterliegende Rassenthematik: Es ist fast schon spektakulär, dass die zwei Hauptcharaktere keine Weißen sind – Harold ist koreanischer und Kumar ist indischer Herkunft. Subtil nehmen die Drehbuchautoren Jon Hurwitz und Hayden Schlossberg diverse Rassenklischees auf die Schippe und zeigen dabei unterschwellig auf, wie weit die Vereinigten Staaten oft noch von dem Ideal des "Melting Pot" entfernt sind. Man spielt wirklich geschickt mit überspitzten Stereotypen, egal ob es das Klischee des stillen, strebsamen Asiaten ist oder das des Inders, der zwangsläufig eine Medizinerkarriere einschlägt. Bemerkenswert ist vor allem, dass im Film gerade die Weißen ihr Fett abbekommen – die schikanierenden Arbeitskollegen, die korrupten Cops, die randalierenden Prolls, sie alle sind Kaukasier. Die Ironie des Originalfilmtitels ist daher unverkennbar: "Harold & Kumar Go to White Castle" – zwei Mitglieder ethnischer Randgruppen, die sich aufmachen in die von den Weißen dominierte Hochburg. Clever.

Mit Klischees wird in diesem Film aber letztlich aufgeräumt. Harold und Kumar lernen auf ihrer Reise, den Vorurteilen, denen sie aufgrund ihrer Abstammung immer wieder begegnen, endlich entgegen zu treten und erkämpfen sich so das, was sie wollen: Respekt, und einen Haufen Burger. Am Ende des Films hat man diese beiden ungewöhnlichen Protagonisten auf jeden Fall ins Herz geschlossen, denn sie werden nicht nur von zwei unwahrscheinlich sympathischen Schauspielern dargestellt, sondern zeigen auch noch einen weiteren zentralen Aspekt dieser verrückten Comedy auf: nämlich den Wert einer echten Freundschaft.

Fazit

Mit spritzigen Dialogen, viel Charme und einer erstaunlichen Vielschichtigkeit ist "Harold & Kumar" ein kurzweiliges, aber hochamüsantes Vergnügen. Einige der Gags sind zwar zu primitiv geraten, aber das schmälert den positiven Gesamteindruck nur wenig.

Maria Gruber - myFanbase
10.06.2009

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