Bewertung
David Cronenberg

Spider

Schlimmer als den Verstand zu verlieren, ist nur, ihn wieder zu finden.

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Inhalt

Dennis "Spider" Gleg (Ralph Fiennes) wird aus der Psychiatrie entlassen und in ein Wohnheim untergebracht, das in der Nähe seines Elternhauses liegt. Hier versucht er, sich an die Ereignisse aus seiner Vergangenheit zu erinnern, die zu seiner Einweisung in die Psychiatrie geführt haben. Die Reise in sein Gedächtnis wird zur schmerzhaften Auseinandersetzung mit dem Tod seiner Mutter (Miranda Richardson) und dem verhassten Vater (Gabriel Byrne). Vergangenheit und Gegenwart beginnen, sich zu verschmelzen.

Kritik

Wenn David Cronenberg auf dem Regiestuhl Platz nimmt, ist das Ergebnis immer ein verstörender, subtiler Horrorfilm, der von den Elementen Angst, Gesellschaftskritik und Deformation geprägt ist. "Spider" bildet da keine Ausnahme. In einem quälend langsamen Erzähltempo wird die Erinnerungssuche des Dennis Gleg, genannt Spider, in Szene gesetzt.

Der erwachsene Dennis ist ein gebrochener Mann, der sich nur langsam bewegen und kaum mit anderen Menschen kommunizieren kann. Sein leises Gemurmel lässt sich nur selten verstehen. In dreckiger Kleidung und mit vom Nikotin stark verfärbten Fingern schleicht er durch den Film. Ralph Fiennes spielt diese Rolle fantastisch, so fantastisch, dass es zu Beginn fast eine Qual ist, denn als Zuschauer wartet man darauf, dass endlich etwas passiert, doch es wird sich viel Zeit gelassen. Wir müssen Dennis lange bei trivialen Tätigkeiten wie Gehen, Sitzen, Rauchen und Puzzeln zusehen, so verstörend sein gebeugter, schmutziger, hoffnungsloser Anblick auch ist.

Langsam enthüllt sich schließlich Dennis' Vergangenheit, doch was real ist und was nicht, bleibt lange Zeit im Dunkeln. Dennis' Erinnerungen werden immer surrealer und beeinflussen die Gegenwart. Als wiederkehrendes Motiv tritt das Spinnennetz auf, nicht nur, da sich die losen Fäden der Erinnerungen langsam zu einem Netz verknüpfen, sondern auch, da Dennis schon als Kind fasziniert von Spinnennetzen war und solche mit Bindfäden nachgebildet hat. Daher auch der Spitzname Spider.

Dass es zwei Jahre gedauert hat, bis der Film überhaupt in die deutschen Kinos kam, verwundert insofern nicht, als dass "Spider" alles andere als ein Unterhaltungsfilm ist. David Cronenberg will nicht unterhalten, er will verwirren, erschrecken und faszinieren. Das aber gelingt ihm auch.

Fazit

"Spider" ist kein Film für einen gemütlichen Abend, sondern ein verstörendes und hervorragend gespieltes Werk. Ein typischer Cronenberg.

Maret Hosemann - myFanbase
29.07.2009

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