Bewertung
Pedro Almodóvar

Zerrissene Umarmungen

"Filme muss man zu Ende führen, auch blind!" - Mateo Blanco

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Inhalt

Mateo Blanco alias Harry Caine (Lluís Homar), der Held dieser Geschichte, war Filmregisseur, arbeitet aber, seit er bei einem Autounfall mehr als nur sein Augenlicht verloren hat, nur noch als Drehbuchautor. 14 Jahre nach diesem tragischen Ereignis holt ihn seine Vergangenheit wieder ein. Ein alter Bekannter - Ernesto Martel Junior (Rubén Ochandiano) - stattet ihm einen Besuch ab und bittet ihn um Hilfe bei seinem Drehbuch. Er will einen Film über seinen totalitären Vater Ernesto Martel (José Luis Gómez) drehen, um mit ihm und seiner Vergangenheit zu schließen. Aber Ernestos Vergangenheit ist auch Mateos Vergangenheit, denn damals hatten sie noch eine gemeinsame Freundin, Lena (Penélope Cruz), über die Mateo einfach nicht sprechen will. Anfänglich lehnt Mateo, der sich seit dem Unfall nur noch Harry Caine nennt, das Angebot und damit auch das Geld des reichen Ernesto Martel Junior ab, doch die vergangenen Ereignisse lassen ihn nicht los und die Geschichte will einfach erzählt werden…

Kritik

Wie bei jedem Almodóvar-Film zeichnet sich auch "Zerrissene Umarmungen" durch einen komplexen Aufbau der Ereignisse ab. Die Zeitsprünge in der Story führen aber zu keinerlei Verwirrungen, im Gegenteil, sie sind Teil der Geschichte und machen sie zu einem Ganzen. Die Story ist eine Mischung aus Realität und Fiktion, enthält also neben vielen reellen Momenten auch sehr abstrakte Aufnahmen. Aber genau das zeichnet Almodóvars Filme aus, und verleiht ihnen auch eine besondere Art von Lebendigkeit, die man selten im Kino sieht. Das Ende – wie könnte es auch anders sein – ist ein Paradebeispiel für Almodóvars Genialität, denn einerseits schließt es die Geschichte ab, lässt jedoch ein paar Elemente offen.

Auch versteht es Almodóvar wie kein anderer Regisseur sich selbst und andere Kunstwerke der Filmgeschichte zu zitieren. Das Drehbuch wird dem Meister des europäischen Kinos vollkommen gerecht und führt die Zuseher durch alle emotionalen Zustände. Dies ist vor allem der schauspielerischen Leistung von Almodóvars Muse zu verdanken. Penélope Cruz spielt in dieser Geschichte eine Schauspielerin, die sich tragischerweise in den falschen Mann verliebt. Sie ist eine Protagonistin, welche die Zuschauer von der ersten Minute an fesselt. Tatsächlich ist es nicht schwer zu verstehen, warum Almodóvar seine Inspiration in ihr findet. In dieser Rolle verkörpert sie nicht nur die vom Leben gezeichnete Tochter, sondern auch die naive und schüchterne Schauspielerin, bis hin zur starken, unabhängigen Frau, die weiß, was sie will und dafür kämpft. Die Veränderung, die der Charakter der Magdalena durchmacht, kann man nicht nur sehen, sondern förmlich spüren. Lluís Homar bringt zwar den Charakter des tragischen Helden gut rüber, aber man hat so das Gefühl, dass er Penélope Cruz als Requisit für ihre schauspielerischen Meisterleistungen zur Seite gestellt wurde. Der Charakter des Mateo Blanco alias Harry Caine ist eigentlich sehr einfach. Seit dem Autounfall nennt sich Mateo nur noch Harry Caine, er wurde zu seinem Pseudonym, dass er über die Jahre verwendet hat, um seine Geschichten zu veröffentlichen. Harry Caine hat auch eine symbolische Bedeutung, denn spricht man HarryCaine zusammen aus, klingt es fast wie Hurricane. Ein Sturm, der Mateo Blanco getötet hat. Doch zum Ende der Geschichte ändert er seinen Standpunkt und erweckt Mateo Blanco wieder zum Leben. Der Charakter macht also eine entscheidende Veränderung durch, doch davon spürt man auf der Leinwand leider nicht viel. Die wiederholte Namensänderung ist der einzige Hinweis darauf, dass Mateo Blanco alias Harry Caine mit einer wichtigen Phase seines Lebens abgeschlossen hat.

So wie Geschichte und die Leistung der Darsteller ist auch der visuelle Eindruck des Filmes einfach unschlagbar. Manche Kameraeinstellungen sind so treffend und so gut gemacht, dass sie dem Film diese besondere Note verleihen. Auch die Musik passt perfekt dazu. Im Kino entsteht der Eindruck, der Regisseur wolle mit seiner Musikwahl die Zuschauer in seine abstrakte Welt entführen. So gibt es manche Szenen, die erst durch die musikalische Umrandung an Charakter gewinnen. Typisch Almodóvar eben, ein weiteres Meisterwerk des europäischen Kinos!

Fazit

Einfach genial!

Maja Zaric - myFanbase
11.08.2009

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