Bewertung
Russell Mulcahy

Prayers for Bobby

"Before you echo Amen in your home or place of worship, think and remember. A child is listening."

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Inhalt

Mary Griffith (Sigourney Weaver) ist eine streng gläubige Christin und erzieht ihre Kinder anhand der konservativen Lehren des Presbyterianismus. Als ihr Sohn Bobby (Ryan Kelley) seinem Bruder Ed (Austin Nichols) erzählt, dass er schwul sei, erfährt dies später auch der Rest der Familie. Während Bobbys Vater und seine Geschwister sich langsam damit arrangieren, kann Mary dies nicht akzeptieren und ist der festen Überzeugung, dass Bobbys Homosexualität eine Sünde ist und Gott ihn "heilen" kann. Bobby tut alles, was seine Mutter von ihm verlangt, besucht einen Psychiater und versucht, sich in der Kirche mehr einzubringen, kommt aber schließlich zu dem Punkt, an dem er merkt, dass er sich nicht ändern kann. Diese Tatsache macht ihn zunehmend depressiver und führt letzten Endes dazu, dass er sich umbringt.

In der Folge versucht Mary, mit dem Selbstmord ihres Sohnes umzugehen und sucht im Glauben nach Antworten für sein Verhalten. Als sie schließlich erkennt, dass Bobbys Homosexualität weder Sünde noch eine simple Wahl des Lebenswandels ist, beginnt sie, sich zunehmend für die Rechte von Homosexuellen zu engagieren.

Kritik

"Prayers for Bobby" basiert auf dem Buch "Prayers for Bobby: A Mother's Coming to Terms with the Suicide of Her Gay Son", das wiederum die wahre Geschichte von Mary Griffith erzählt. Am 24. Januar wurde der Film auf dem Sender Lifetime ausgestrahlt und wurde mit zwei Nominierungen für den diesjährigen Emmy belohnt. Heute ist die echte Mary Griffith eine gefeierte Galionsfigur der Schwulen- und Lesbenbewegung, eine Entwicklung, die man in diesem Ausmaße wohl kaum vorhersehen konnte.

Daher ist das eigentlich Einzigartige an "Prayers for Bobby" auch nicht die Geschichte bis zum Tode Bobbys. Natürlich muss diese erzählt werden, natürlich wird das gut gemacht und natürlich ist es schmerzhaft, mit anzusehen, wie Bobby von seiner eigenen Mutter zum Selbstmord getrieben wird. Trotzdem gewinnt der Film vor allem dann an Faszination, als er die Entwicklung Marys von einer überzeugten Gegnerin von Homosexualität zur Befürworterin zeigt. Wie kann eine Frau, die keinen einzigen Moment Verständnis für den Lebenswandel ihres Sohnes zeigt, dazu bewogen werden, ihre Meinung grundlegend zu ändern? In Anbetracht der Kürze dieser Storyline von lediglich ca. 45 Minuten (die erste Dreiviertelstunde thematisiert Bobbys Leben) war abzusehen, dass nicht genug Zeit investiert werden konnte, um dieser Entwicklung einen entsprechenden Rahmen zu geben. Dennoch hat man es geschafft, glaubwürdig darzustellen, weswegen Mary Griffiths zu derjenigen wurde, die sie heute ist.

Neben einem guten Drehbuch ist dies vor allem ein Verdienst von Hauptdarstellerin Sigourney Weaver. Trotz der mittlerweile schon fast üblichen Inszenierung des TV-Senders Lifetime mit viel Pathos und teilweisem Overacting, gelingt es der dreimaligen Oscarnominierten, die innere Zerrissenheit und den folgenden Sinneswandel überzeugend zu verkörpern. Unterstützt wird sie von weiteren guten Darstellerleistungen, wobei dabei vor allem Ryan Kelley als Bobby und Austin Nichols als sein Bruder Ed zu glänzen wissen.

Einer der wenigen Kritikpunkte ist die bereits angemerkte, mit etwa 90 Minuten eindeutig zu kurze Laufzeit. So wirkt vor allem im zweiten Filmsegment die eine oder andere Entwicklung trotz alledem gehetzt. Besonders hier wäre die Möglichkeit gewesen, noch einmal so richtig draufzulegen und mehr zu sein, als eben "nur" ein Fernsehfilm. Demnach wäre die eine oder andere doch sehr pathetische Szene weniger möglich gewesen, man hätte sich entsprechend eher auf eine teils subtilere Herangehensweise konzentrieren können, anstatt mit dem Holzhammer so manchen Schlüsselszenen einen faden Beigeschmack zu geben.

Wie mittlerweile allseits bekannt ist, werden vor allem die Filme für einen Award nominiert, die die vermeintlich "großen" Themen zum Inhalt haben. Homosexualität gepaart mit einem echten amerikanischen Held (in dem Fall einer Heldin) klappt bekanntlich immer gut, wie in jüngster Vergangenheit auch der oscarprämierte Spielfilm "Milk" gezeigt hat. Man darf also gespannt sein, wozu es letzten Endes reichen wird. Dennoch muss an dieser Stelle ganz deutlich gesagt werden, dass "Prayers for Bobby" auch ohne diesen Hintergrund nicht nur Schall und Rauch wäre, besteht die große Stärke des Films doch darin, dass man ihn durchaus auf eine relativ simple Grundthematik reduzieren kann, die einfach nur stark ausgestattet wurde: den Kampf einer Mutter mit ihren eigenen Überzeugungen.

Fazit

"Prayers for Bobby" ist die Verfilmung des Lebensweges einer äußerst interessanten realen Figur, die von starken schauspielerischen Leistungen getragen wird. Etwas weniger Pathos und mehr Zeit, um die Geschichte sorgfältiger auszustaffieren, und man würde den Film als das in Erinnerung halten, was er ist, und nicht nur als eine der wenigen überzeugenden Eigenproduktionen von Lifetime.

Andreas K. - myFanbase
12.09.2009

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