Bewertung
Ethan Coen & Joel Coen

A Serious Man

"Receive with simplicity everything that happens to you."

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Inhalt

"Der Mensch vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe" heißt es im Buch Hiob. Einer dieser Menschen ist Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg). Er ist im Jahr 1967 Lehrprofessor für Physik und glaubt sein Leben eigentlich völlig im Griff zu haben. Glaubt, denn während es im Job gut zu laufen scheint und ihm eine Festanstellung an der Universität immer näher rückt, will seine Frau Judith (Sari Lennick) die Scheidung und gesteht ihm eine Affäre mit seinem guten Freund, dem Witwer Sy Ableman (Fred Melamed). Doch damit nicht genug, denn auch sein Bruder Arthur (Richard Kind) hat eine schwere Zeit und schlägt sich mit dem FBI herum, die ihm illegales Glückspiel vorwerfen. Darüber hinaus ist sein pubertierender Sohn Danny (Aaron Wolff), der bald seine Bar Mitzwa feiert, nicht unbedingt der Vorzeigeschüler an der Hebräischen Schule und seine Tochter Sarah (Jessica McManus) spart Geld für eine Schönheits-OP. Und als ob das noch nicht genug wäre, wird er auch noch von einem koreanischen Jungen (David Kang) erpresst, der sich mit seiner schlechten Note einfach nicht abfinden kann.

Kritik

"This is the kind of picture you get to make after you've won an Oscar," schrieb Todd McCarthy in der Variety. Denn nachdem die Coens mit "No Country for Old Men" heiß umkämpft sind und sich die Regiefilme wahrscheinlich aussuchen dürfen, entscheiden sie sich dazu, einen kleinen stillen Film zu drehen, der eben nicht durch große Namen auffällt und eben kein Blockbuster werden wird. In guter Coen-Manier werden wir auch hier mit dem Wahnsinn einmal mehr vertraut gemacht. Immer wieder werden bei den Coens die schrägsten Figuren in die komischsten Situationen gebracht. Auch "A Serious Man" macht da keine Ausnahme und schafft es auf interessante Weise, diesen Humor mit den Juden zu verbinden, wobei die Coens ihre eigene jüdische Vergangenheit gleich mitverarbeiten.

Das Judentum ist in "A Serious Man" das Hauptthema und so machen sich die Coens mit dem nötigen Respekt über dieses Volk lustig und amüsieren die Zuschauer gleichzeitig. Dabei sind es nicht nur die offensichtlichen Klischees der Juden, die hier abgearbeitet und hervorragend verwendet werden, sondern auch die menschlichen Seiten. Und während der Film in einem Moment urkomisch wirkt, so ist er oftmals im nächsten wieder todernst. Im Mittelpunkt der Geschichte steht dabei die wunderbare Figur des Larry. Es macht den ganzen Film über einfach nur einen Heidenspaß, ihm bei der Bewältigung seiner großen und kleinen Krisen zuzusehen, dabei zu sein, wenn er ausrastet oder völlig verzweifelt zu Wort kommen möchte. Seine Verzweiflung zu sehen, wenn ihm klar wird, wie versaut sein Leben jetzt ist und er es doch wieder schafft, den nötigen Halt zu bekommen. Wer dies alles gesehen hat, kann sich vorstellen, warum aus dem geplanten Kurzfilm über die Bar Mitzwa von Larry-Spross Danny doch ein so langer Film über dessen Vater entstand.

Dabei ist "A Serious Man" aber keineswegs eine so skurille Unterhaltung wie es noch "Burn After Reading" war, sondern anspruchsvoller und komplexer und doch versteht man den Witz auch ohne großes Wissen der jüdischen Geschichten und Religion. Es zeigt sich ein großartiges Bild einer kleinen jüdischen Gemeinde Anfang der Siebziger, das so authentisch ist, wie es besser kaum geraten könnte. Um diese Authenzität zu bekommen, haben sich die Coens dagegen entschieden, den prominenten Schauspielernamen, die wohl bei diesem Skript angeklopft hätten, diese Rollen zu geben, sondern die Charaktere mit Darstellern zu besetzen, die jüdischen Glaubens sind. So erkennt man nur hier und da mal ein bekanntes Gesicht, was der Geschichte aber keinesfalls schlecht tut.

Der große Pluspunkt des Films ist Michael Stuhlbarg, der als Larry einfach auf ganzer Linie zu überzeugen weiß. Er spielt seinen Larry eben nicht wie einen Verlierer aus dem Vorort, sondern gibt ihm Hoffnung und Glaube und so schafft es Stuhlbarg, alle noch so erfahrenen Schauspieler dieses Films an die Wand zu spielen. Doch auch der restliche Cast weiß zu überzeugen. Ob nun Richard Kind als Larrys Bruder oder Fred Melamed als Sy Ableman, der schon in seiner ersten Szene großartig agiert und sich in den nächsten Szenen sogar noch zu steigern weiß. Eine kleine Überraschung im Cast ist Simon Helberg, der zwar nur in einer Szene zu sehen ist, in dieser aber vollkommen zu überzeugen weiß.

Neben all diesen Aspekten überzeugt auch der Look des Films. Kameramann Roger Deakins hat wieder einmal ganze Arbeit geleistet und entführt uns mit den richtigen Sets und Locations in den Vorortspieß der 70er Jahre. Was wir vom Film erwarten können, zeigt uns eigentlich schon der geniale Prolog des Films, der - völlig in jiddisch gedreht - eine Fabel darstellen soll, die die Coens aber selber erfunden haben. Und obwohl dieser Prolog rein gar nichts mit dem Rest des Films zu tun hat, so zeigt er uns doch schon vorher die zwei wesentlichen Dinge des Films: Jüdische Menschen in absurden Situationen.

Fazit

Die Coens einmal mehr in Topform. Trotz großer Erfolge haben sie sich den Spaß an ihrem Kino nicht nehmen lassen und bleiben ihrem Stil treu. Ob es einem nun gefällt oder nicht.

Eva Klose - myFanbase
14.02.2010

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