Bewertung
Thomas McCarthy

Ein Sommer in New York - The Visitor

"You can't just take people away like that. Do you hear me? He was a good man, a good person. It's not fair! We are not just helpless children! He had a life! Do you hear me? I mean, do YOU hear ME? What's the matter with you?"

Foto: Copyright: Pandastorm Pictures / Pandastorm
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Inhalt

Walter (Richard Jenkins) ist ein in die Jahre gekommener, verwitweter Hochschulprofessor, der lethargisch durch sein ihn anödendes Leben schleicht und sich für kaum noch was begeistern kann. Das ändert sich in dem Moment, in dem er durch einen Zufall auf das junge Paar Tarek und Zainab trifft, die illegal in den USA leben. Besonders durch Tarek, der Walter in die Kunst des Trommelns einführt, gewinnt er wieder Lebenslust. Als Tarek dann droht abgeschoben zu werden, beginnt Walter für Tarek zu kämpfen...

Kritik

Manchmal dauert es ein wenig länger bis ein Film endlich den Weg in die deutschen Kinos findet - dass das nicht immer ein qualitatives Problem ist, beweist der bereits im Jahre 2008 in den USA gestartete Film "Ein Sommer in New York - The Visitor", für den Hauptdarsteller Richard Jenkins im Jahre 2009 für den Oscar nominiert wurde und das nicht ohne Grund. Zumeist sonst nur in Nebenrollen zu sehen, darf Jenkins nun endlich zeigen, dass er auch als Leading-Man einen Film tragen kann.

Jenkins spielt den in sich gekehrten, verwitweten, vom Leben nicht mehr viel erwartetnden College-Professor Walter mit einer ungeheuer ruhigen Sicherheit, die diesen Menschen absolut glaubwürdig und menschlich wirken lässt. Auch die Entwicklung vom passiven, eher lethargischen, zum für eine Sache kämpfenden, menschlichen Individuum meistert Jenkins bravourös. Die stärksten, intensivsten Szenen liefert der Film aber dann, wenn Jenkins' Charakter Walter auf die von Hiam Abbass meisterhaft gespielte Mutter von Tarek trifft und er sie im Kampf um ihren Sohn zu unterstützen beginnt und endlich wieder in den Genuss zwischenmenschlicher Wärme kommt. Die beiden Schauspieler harmonieren wunderbar miteinander und sind für die schönsten und zärtlichsten Momente des Films verantwortlich.

Die zweite Stärke dieses Filmes ist die auf eine sehr ruhige Weise erzählte Geschichte, die ein Plädoyer für mehr Toleranz und Menschlichkeit darstellt. Man merkt über die ganze Laufzeit des Filmes, dass es Regisseur und Drehbuchautor Thomas McCarthy einzig und allein um die Geschichte ging, die erzählt werden musste. Es gibt keine großen Nebenhandlungen oder spektakuläre, effekthascherische Wendungen. Es ist die Geschichte, die zählt und diese wurde so emotional und mitreißend gestaltet, dass sie beeindruckt, zum Nachdenken anregt und berührt.

Fazit

Menschlichkeit, Toleranz, Nächstenliebe. Große Worte, die dieser kleine Film auf wunderbare Weise miteinander zu einer stark gespielten, bewegenden Geschichte verknüpft, die einen nachdenklich stimmt und lange im Gedächtnis haften bleiben wird.

Moritz Stock - myFanbase
04.03.2010

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