Bewertung
Mel Brooks

Silent Movie

"Non!"

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Inhalt

Regisseur und Alkoholiker Mel Funn (Mel Brooks) hat es geschafft: Er ist wieder trocken! Um wieder ins Filmgeschäft zurückzukehren, legt er seinem Produzenten (Sid Caesar) ausgerechnet ein Stummfilmprojekt vor – das dieser zunächst schockiert ablehnt, denn sein Studio ist sowieso schon in finanziellen Nöten. Doch Funn lässt nicht locker und schlägt vor, hochkarätige Stars für den risikoreichen Streifen anzuheuern. Die Idee gefällt und sogleich macht sich der Regisseur mit seinen zwei Freunden Marty (Marty Feldman) und Dom (Dom DeLuise) auf den Weg, die Prominenz für seine Vision zu gewinnen. Doch der Konzern „Gierschlund & Raffke“ will das Filmstudio aufkaufen und versucht deshalb, Funn an der Fertigstellung eines Erfolges zu hindern.

Kritik

Komiker und Regisseur Mel Brooks wurde für seine schwarze Komödie "Frühling für Hitler" bekannt, in dem ein jüdischer Broadway-Produzent einen Betrug mit einem Nazi-Musical begehen will. Der Überraschungserfolg brachte ihm 1986 sogar einen Oscar für das beste Originaldrehbuch ein. Danach machte sich Brooks vor allem durch seine Parodien von Kinokassenschlagern, aber auch ganzen Genres, einen Namen. Zu letzterem zählt auch "Silent Movie" von 1976, eine Hommage an den Stummfilm.

Wie Titel und Thema vermuten lassen, wird in "Silent Movie" nur sehr wenig gesprochen. Das heißt, es wird nur ein einziges Wort gesprochen – ausgerechnet von dem Meister der Pantomime, Marcel Marceau, der mit einem beherzten "Non!" ablehnt, in Funns Stummfilmrevival mitzuspielen. Dies brachte einen Guinness-Buch-der-Rekorde-Eintrag als Tonfilm mit den wenigsten gesprochenen Dialogzeilen ein. In dieser Sprachlosigkeit liegen die größten Stärken, aber auch Schwächen von "Silent Movie".

Der Witz des stummen Werkes beschränkt sich größtenteils auf Slapstickeinlagen. Diese sind aber manchmal durchaus originell verarbeitet, zum Beispiel wenn der Studioboss den Slapstick tot nennt und einen Augenblick später mit seinem Stuhl, unter dem Schreibtisch entlang, gegen die nächste Wand rutscht. Aber auch andere Spielereien mit dem Stummfilm konnte sich Mel Brooks nicht verkneifen, wenn er zum Beispiel mit dem Mund die Worte "Son of a bit…" formt, die Texttafel aber "Bad Boy" zeigt.

Schauspielerisch hat "Silent Movie" viel zu bieten. Denn nicht nur Hauptdarsteller Mel Brooks und Marty Feldman liefern grandiose Auftritte ab, wenn sie die Mimik und Gestik des Stummfilms überzeichnen, sondern auch die zahlreichen Gaststars. Diese sind keine geringeren als Burt Reynolds, James Caan, Liza Minnelli, Anne Bancroft und Paul Newman. Zudem parodiert sich jeder auch noch selbst, wie zum Beispiel Reynolds, der ständig in den Spiegel sieht und selbstverliebt lächelt, oder Newman, der im Rennfahreroutfit mit gebrochenem Bein im Rollstuhl sitzt.

Auch eine Priese Hollywoodkritik steckt in Brooks Film. Denn der dämonische Konzern "Gierschlund & Raffke" (orig. Engulf & Devour), in dessen Vorstandssitzungen zum mächtigen Dollar gebetet wird, ist eine Anspielung auf den Gulf+Western Konzern, der 1966 Paramount Pictures übernahm und dem Studio sofort seinen Stempel aufdrückte. Aber auch die Tatsache, dass Mel Funn seinen Stummfilm nur drehen darf, wenn er ihn mit vielen Superstars besetzt, ist ein deutlicher Seitenhieb auf die Traumfabrik.

Dennoch ist es sehr subjektiv, ob Mel Brooks Humor gefällt oder nicht. Viele Slapstickeinlagen scheinen auch direkt aus der Stummfilmära übernommen und wirken entsprechend antiquiert. Ein Blick in den Film lohnt aber allemal, wenn auch nur für die Auftritte für Paul Newman und Co.

Fazit

Wer Mel Brooks oder Slapstick mag, wird "Silent Movie" lieben. Alle anderen sollten nur hineinsehen, wenn sie Stars wie Burt Reynolds oder Liza Minnelli auch mal als Stummfilmakteure erleben wollen.

Markus Hauschild - myFanbase
08.03.2010

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