Bewertung
Scott Cooper

Crazy Heart

And this ain't no place for the weary kind
And this ain't no place to lose your mind
And this ain't no place to fall behind
Pick up your crazy heart and give it one more try.

Foto: Copyright: 20th Century Fox
© 20th Century Fox

Inhalt

Die Zeiten seines Erfolges sind schon lange vorbei. Der ehemals gefeierte Country-Sänger Bad Blake (Jeff Bridges) aber zehrt immer noch am einstigen Erfolg und schafft es, sich mit gelegentlichen Auftritten in Bowlinghallen und Bars in der amerikanischen Provinz über Wasser zu halten. Er säuft und scheint jegliche Liebe zu seinen Songs verloren zu haben. Erst als Bad mit seinem einstigen Schützling Tommy Sweet (Colin Farrell) auf Tour gehen soll, scheint sich das Blatt zu wenden. Der junge Country-Superstar bringt sein alterndes Vorbild wieder auf die richtige Spur und zeigt ihm die Musik, die Bad lange schon für verloren gehalten hat. Tommy erhält bei seinem Vorhaben auch Unterstützung von der jungen Journalistin Jean (Maggie Gyllenhaal), in die sich Bad Blake bald verliebt. Trotz ihres jungen Sohnes (Jack Nation) gibt sie dem Musiker eine Chance und so hoffen sie auf eine gemeinsame Zukunft...

Kritik

Ein alternder Musiker, der trinkt und sich von seinem einstigen Erfolg nährt, um wenigstens noch einigermaßen über Wasser zu bleiben. Der perfekte Beginn für eine Stehauf-Geschichte wie sie es immer wieder gegeben hat. Ob es nun Johnny Cash war ("Walk The Line") oder – ziemlich aktuell – das Comeback des Engländers Robbie Williams.

Schon die Eingangsszene spricht dabei Bände, wie es um Blake und seine derzeitige Situation bestellt ist. Mit einem während der Fahrt gefüllten Kanister voller Urin kommt er an seiner nächsten Konzertstätte an, um seinen Auftritt am Abend über die Bühne zu bringen. Dass dieser Auftritt dann in einem Saufgelage mit anschließender Nacht mit einem Groupie endet, wundert dabei nicht. Die Figur des Bad Blake ist aber weitaus mehr, als es nach der ersten Szenen den Anschein hat. Dank eines Interviews mit Jean erfahren auch die Zuschauer ein paar Hintergründe aus dem Leben des Musikers und fangen so sehr schnell an, ihn zu mögen. Mit diesem Interview kommt auch die Wende für Blake, der sein Herz schnell an Jean verliert. Doch welche junge Mutter lässt sich auf eine Beziehung mit einem alkoholkranken Musiker ein? Schnell wird klar, dass Jean die Einzige ist, die in Bad mehr sieht als das. Sie sieht seine Hoffnungen, seine Träume und sie sieht durch seine ungepflegte Verpackung und macht ihm so auch Hoffnungen, dass er tatsächlich noch einmal heraustreten kann. Außerdem hat Bad immer noch Charme, egal wie viel er säuft und raucht, er weiß, wie er es immer wieder schaffen kann, dass die Frauen zumindest für eine Nacht bei ihm bleiben.

Einen Oscar, einen Golden Globe und diverse andere Preise: "Crazy Heart" hat Jeff Bridges definitiv und ohne Widersprüche einen Platz in der A-Liga von Hollywood gegeben, den er seit seinen großartigen Auftritten in "Die fabelhaften Baker Boys" und – vor allem - "The Big Lebowski" eigentlich schon inne hatte. Doch nun, nach fünf erfolglosen Nominierungen, ist es Bridges gelungen, den Oscar mit nach Hause zu nehmen. Für eine Rolle, die dem Schauspieler so gut steht, wie kaum etwas zuvor. Als singender und alternder Country-Musiker ist der taltentierte Schauspieler in seinem Element und macht sich gleich mal um sechs Jahre älter. Ganz anders als Bridges selber nämlich ist Bad nicht unbedingt auf dem Höhepunkt seines Lebens angekommen. Er trinkt, raucht und versucht so wenig Verantwortung wie möglich anzunehmen. Der Musiker, der einst erfolgreich Songs schrieb, die auch heute noch die Menschen berühren, schafft es noch nicht einmal mehr, einen Abend ohne Alkohol zu überstehen und landet zumeist jede Nacht mit einem anderen Groupie im Bett. Neben Bridges überzeugen auch die anderen Darsteller, ob nun die ebenfalls für den Oscar nominierte Maggie Gyllenhaal oder auch Colin Farell, der mit langen Haaren und ruhigem Schauspiel eine hervorragende Leistung abliefert. Aber auch Robert Duvall und der kleine Jack Nation überzeugen.

Der Film lebt von der großartigen Leistung von Bridges, ebenso wie von den tollen Bildern und der Musik. Countrymusik, die zu Herzen geht, wird hier perfekt in den Film integriert. Dabei ist der mit dem Oscar als Bester Filmsong ausgezeichnete Song "The Weary Kind" nur einer von vielen tollen Songs, die diesen Soundtrack zu etwas Besonderem machen und eingehend dafür sorgen, dass man ihn so schnell nicht vergisst. Die Schauspieler stehen dabei auch selbst hinter dem Mikro und so können wir neben der Hauptfigur von Bridges auch Farell und Duvall vor dem Mikro hören.

So zeigt sich der Film vielseitig und erzählt mit einer wunderbaren Liebesgeschichte, ebenso wie mit Freundschaften und einer Menge Musik, die Stehaufgeschichte von Bad. Und obwohl das Ende dabei nicht unbedingt der überraschendste Part des Films ist, so gibt es bis dahin dennoch noch ein paar Elemente, die man so zumindest nicht erwartet hätte und die es schaffen, die Spannung aufrecht zu erhalten. Dennoch verleugnet "Crazy Heart" dabei nicht, was er ist. Nämlich ein ruhiger Film, der nicht mit Humor oder Schockeffekten überzeugen möchte, sondern die Zuschauer mitnimmt auf eine Reise und nach knapp 110 Minuten gut erholt, zufrieden und wunderbar unterhalten wieder zurückbringt in die Realität.

Fazit

Ein wunderbarer Score, eine wunderbare Geschichte und ein Jeff Bridges wie er besser nicht sein könnte. "Crazy Heart" geht zu Herzen und unterhält. Ein schöner, ruhiger Film fernab aller Hollywoodromanzen.

Eva Klose - myFanbase
05.04.2010

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