Bewertung
Richard Loncraine

Richard III

"Ich kann lächeln - und morden während ich lächle."

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Inhalt

Der bucklige, verkrüppelte Richard, Herzog von Gloucester (Ian McKellen), hat nur ein Ziel: Er will König von England werden. Seine Gabe, zu manipulieren, zu intrigieren und hinterhältige Komplotte zu schmieden, hilft ihm auf seinem Weg, der von Leichen gepflastert wird…

Kritik

Im Laufe der Filmgeschichte waren William Shakespeares Dramen stets eine beliebte Vorlage für Drehbuchadaptionen. Originell jedoch waren die wenigsten Ableger, denn meistens entschied man sich für die naheliegende Inszenierung eines Historienfilms oder die Übertragung des Stoffes in die Gegenwart. Doch Richard Loncraine und Ian McKellen haben mit dem Skript zu "Richard III" etwas Außergewöhnliches gewagt: Sie haben Shakespeares Geschichte über den machthungrigen Adligen vom Mittelalter in die 1930er Jahre transferiert - mitsamt Originaldialoge. Herausgekommen ist eine poetische Parabel auf den europäischen Faschismus, insbesondere des Nationalsozialismus.

Diese funktioniert zu jeder Zeit perfekt, sodass es scheint, als habe der wohl größte englische Dichter mit dem Herzog Richard in weiser Voraussicht eine Hitler-ähnliche Figur erschaffen. So übertrugen Loncraine und McKellen auch das wohl berühmteste Zitat aus "Richard III" ("Ein Pferd, ein Pferd, mein Königreich für ein Pferd!") in ihren Film: Als König Richard umzingelt von feindlichen Truppen mit einem Militärfahrzeug im Schutt stecken bleibt, ruft er mit diesem Satz nach Hilfe. Kenner des ursprünglichen Dramas werden vielleicht einige Personen vermissen, die aus filmdramaturgischen Gründen gestrichen oder in einer Figur zusammengefasst wurden. Dennoch hat man nie das Gefühl, als würde etwas fehlen.

Die Inszenierung stellte Regisseur Loncraine vor viele schwierige Fragen. Wie zeigt man zum Beispiel einen langen Monolog von Herzog Richard, ohne, dass der Zuschauer im Kinosessel einschläft? Das Problem löst er mit Bravour. Auf einem Fest hält der Adlige eine Rede, geht dann zur Toilette und spricht mit sich selbst. Dann blickt er in den Spiegel und erblickt uns, den Zuschauer und enthüllt seine Pläne. Diese erzählerische Besonderheit benutzt Loncraine regelmäßig, weiht das Publikum so in Richards finstere Vorhaben ein und macht es zu Komplizen. Doch auch den kreativen Umgang mit Kameraperspektiven, Beleuchtung und Ton beherrscht der Regisseur exzellent.

Höhepunkt der Literaturverfilmung ist jedoch das Schauspielensemble. Vor allem Hauptdarsteller Ian McKellen (vielen bekannt als Zauberer Gandalf aus "Der Herr der Ringe") spielt mit Herzog Richard einen der ekelhaftesten Bösewichte der Filmgeschichte. Doch auch die anderen namhaften Mimen, wie zum Beispiel Annette Bening, Jim Broadbent und Robert Downey Jr. sind hervorragend.

"Richard III" ist allerdings nicht ganz frei von Schwächen. Einige Längen schleichen sich ein, meistens verursacht durch die zum Teil 1:1 übernommenen Dialoge aus Shakespeares Drama, die man stellenweise hätte kürzen können. Nichtsdestotrotz ist "Richard III" ein innovativer, unterhaltsamer Film, der zu fesseln und schockieren weiß.

Fazit

"Richard III" ist wohl eine der kreativsten Shakespeare-Verfilmungen und gepaart mit großartigen Schauspielern und außergewöhnlicher Form, absolut sehenswert.

Markus Hauschild - myFanbase
04.05.2010

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