Bewertung
Joachim Rønning, Espen Sandberg

Max Manus - Man of War

"Sie sind also der Mann, der aus dem Fenster gesprungen ist, um den Nazis zu entkommen."

Foto: Copyright: capelight pictures
© capelight pictures

Inhalt

Max Manus (Aksel Hennie) ist ein gewöhnlicher junger Norweger, der gerade von der Front aus Finnland zurückkehrt, und feststellt, dass die Nazis das schöne Königreich okkupiert haben. Er und einige weitere junge Männer sind von diesem Zustand entsetzt. Um die alte Ordnung wieder herstellen zu können, schließen sie sich dem Widerstand an. Nach nur kurzer Zeit gelingt es ihnen, den Besatzern das Leben schwer zu machen.

Von den Nazis gesucht, setzt sich Manus nach Schottland ab, wo er eine militärische Ausbildung von den Briten erhält. Nach dieser kehrt er nach Oslo zurück, wo es ihm und weiteren Mitgliedern gelingt, in einer spektakulären Militäraktion wichtige deutsche Kriegsschiffe außer Gefecht zu setzen. Die Antwort von den Nazis lässt nicht lange auf sich warten. Gestapo-Offizier Fehmer (Ken Duken) macht nun Jagd auf die Widerstandskämpfer. Unter den ersten Opfern sind unter anderem viele Freunde von Manus. Am Ende steht gerade einmal eine Hand voll Männer, die sich auf ihre letzte Mission begeben...

Kritik

Ja, wirklich vielversprechend sieht die Verpackung dieses Filmes schon aus. Das Gesicht eines wutentbrannten Mannes mit seiner PPD-40, zum Abschuss bereit. Der Schuss geht aber für einen verwöhnten Europäer teilweise in die Hose, schließlich muss ein solches Cover dann auch Krieg bieten. Dieser Krieg findet aber nicht auf dem Schlachtfeld statt, sondern, wie der Inhalt dann vermuten lässt, lediglich im Untergrund.

Im Vordergrund dieses Filmes stehen die Charaktere, allen voran - wie der Titel auch vermuten lässt - Max Manus. Ebenso seine engeren Bekanntschaften Ida Nikoline, Gregers Gram oder Kolbein Lauring. Für das Regisseuren-Duo Joachim Rønning und Espen Sandberg war es eine Selbstverständlichkeit, für die Rollen norwegischer Helden auch norwegische Schauspieler zu nehmen, was die logischste Variante ist. Auf eine Seltenheit stößt man bei diesem Film auch. Gestapo-Offizier Fehmer wird von dem deutschen Schauspieler Ken Duken gespielt, welchen ein Filmbegeisteter eventuell in "Inglourious Basterds" bemerkt hat. ZDF-Zuschauer könnten ihn aber auch aus dem Kriegsepos "Krieg und Frieden" kennen, wo er den Anatol Kuragin zum Besten gab. In "Max Manus" gestattete man ihm aber, die Rolle einen Nationalsozialisten zu spielen. Was jetzt keine Beleidigung darstellen soll, sondern vielmehr eine Feststellung, und dass es für einen Film - egal aus welchem Land dieser stammen sollte - besser wäre, solche Rollen nur deutschen Schauspielern anzubieten. Beispiele für misslungene Charaktererscheinungen gibt es viele, unter anderem Tom Cruise oder Roger Moore. Letztlich spielt Duken seine Rolle aber doch ein wenig blass. Richtig in Fahrt kommen möchte er nicht als leitender Offizier in Norwegen. Diese persönliche Meinung kann aber dadurch getrübt werden, weil Hollywood seit den 40er Jahren den Grundstein dafür gelegt hat, wie Nationalsozialisten in Erscheinung treten müssen. Dennoch konnte hier nichts Neues herausgerissen werden, um eine neue Sicht der Dinge zu gestalten.

Der skandinavische Schauspieler Aksel Hennie, der den Nationalhelden Manus präsentieren und verkörpern musste, trat diese Aufgabe sicherlich mit viel Freude an, obwohl er zugleich feststellen musste, welche Arbeit das für ihn bedeuten würde. Wie Manus sich in Wirklichkeit verhalten hat, kann nur seine Frau beantworten, die einen Kommentar zum Film auf der Bonus-DVD abgibt. Doch in allererster Linie zählt der persönliche Eindruck von einem Schauspieler, wie die Rolle gemeistert wurde. Diese überzeugt, viel mehr aber auch nicht. Brillant ist etwas anderes, und wirklich mitfiebern kann man nur bei allen anderen Darstellern, wie Nicolai Broch oder Knut Joner. Der Anschein kann letztlich möglicherweise nur dadurch getrübt werden, dass der persönliche Bezug zum Helden fehlt, anders wie etwa bei der Ulmerin Sophie Scholl, welcher schon einige Filme gewidmet worden sind.

Schön in Farbe gesetzt wurde aber Oslos Innenstadt, dessen Züge noch heute zu erkennen sind. Weniger schön sind dafür einige visuelle Effekte. Unter anderem das sinkende Kriegsschiff "Donau". Diese minderwertige Verarbeitung zeugt mehr von einem Fernsehfilm als für einen Kinofilm, und dafür, dass so viele Produktionsfirmen an diesem Streifen beteiligt waren, ist es ein kleines Armutszeugnis. Dennoch kann der positive Eindruck dieses Films nicht genommen werden. Es ist ein gelungener, dramaturgischer Kriegsfilm, der keine neuen Maßstäbe setzt, dafür aber gute Fernsehunterhaltung.

Zur DVD: In Deutschland ist diese lediglich in der Steelbox erhältlich, normal oder als Blu-ray. Als Maßstab für die Bild- und Tonqualität wurde hier die normale DVD verwendet, die sich auf einem Full-HD-Fernseher gut schlägt, und im hochauflösenden Bild wohl dem Standard entsprechen würde, da doch sehr viele Hintergrundbilder dem Computer entstammen. Für die Tonqualität gibt es auch nicht Bestwerte. Zwar wird einem Dolby Digital angeboten, doch hin und wieder stimmen Ton und Bild nicht immer überein. Verwendet wurde eine Optikkabel- und HDMI-Verbindung für Ton und Bild.

Über die Extras auf der zweiten Disk kann man sich nicht beschweren, da sich der Grundpreis für den Film im mittleren Bereich befindet. Der Käufer erhält allein schon zwei weitere Stunden, die den entstandenen Film dokumentieren, und zugleich noch das Leben des wahren Manus darstellen.

Fazit

Wer einmal mehr über den Tellerrand schauen möchte, sollte sich diesen Film zu Herzen nehmen. Ein wenig mehr Wissen kann niemals schaden. Für Männer gibt es auch eine gute Nachricht: So wenig Romantik in einem europäischen Drama wird selten geboten.

Technische Details

Format: PAL, Widescreen
Sprache: Deutsch (DTS-HD 5.1), Norwegisch (DTS-HD 5.1)
Untertitel: Deutsch
Bildformat: 2,35:1 (16:9) - 1080p
Anzahl Disks: 2
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Capelight Pictures
Erscheinungstermin: 23.06.2010
Extras:

  • Vorwort von Tikken Manus
  • Film und Realität (46 Minuten)
  • Filmdokumentation (70 Minuten)
  • Podiumsdiskussion mit Gunnar Sønsteby
  • 10 entfallene Szenen
  • Visuelle Effekte
  • Kinotrailer


Ignat Kress - myFanbase
29.06.2010

Diskussion zu diesem Film