Bewertung
Hal Ashby

Harold und Maude

"Sag mal Harold, was macht dir wirklich Spaß?"
- "Ich gehe zu Beerdigungen."

Inhalt

Der 18-jährige, wohlhabende Harold (Bud Cort) ist vom Tod fasziniert, geht mit Freude auf Beerdigungen und inszeniert vor seiner Mutter (Vivian Pickles) regelmäßig seinen Selbstmord. Doch als er eines Tages auf die 79-jährige Maude (Ruth Gordon) trifft, beginnt sich alles zu ändern. Die lebensfrohe Exzentrikerin, die Autos klaut und Polizisten an der Nase herumführt, zeigt Harold, dass die Welt auch aus schönen Dingen besteht. Seine Faszination für die alte Dame wandelt sich schnell in mehr…

Kritik

Viele Filme, die heute als zeitlos gelten, waren zu ihrer Erscheinungszeit nicht von Erfolg gekrönt und sind zum Teil sogar gefloppt. So erging es 1971 auch Hal Ashbys "Harold und Maude". Aber wieso wollte damals niemand den Film sehen, der heute als Kultstreifen gilt und in vielen Programmkinos immer noch seinen festen Platz hat? Die Antwort ist simpel: "Harold und Maude" war seiner Zeit voraus.

Dies zeigt sich besonders bei dem Verhältnis zwischen den Protagonisten. Ungleiche Beziehungen waren schon immer ein Thema der Filmgeschichte, aber ein Altersunterschied von 61 Jahren war für die damalige Zeit sehr gewagt und hat bei vielen Zuschauern Anstoß erregt. Dabei wird die aufkeimende Liebe zwischen Harold und Maude absolut feinfühlig und plausibel dargestellt und zeigt, wie grenzenlose Zuneigung aussehen kann.

Auch die inszenierten Selbstmorde sind nicht ohne. Wenn Harold am Strick baumelt und röchelnde Laute von sich gibt, dann ist das schockierend, besonders wenn seine Mutter ins Zimmer kommt und dies einfach ignoriert. Diese Szenen voll rabenschwarzem Humor werden heute ganz anders aufgenommen und können dementsprechend bewertet werden. Denn hinter Harolds rebellischem Verhalten steckt der Hilferuf nach Liebe und Aufmerksamkeit, die er von seiner Mutter nicht bekommt und durch seine morbiden Selbsthinrichtungen erhalten will. Dies verleiht der Figur eine Tiefe, die sich in vielen anderen Filmen vermissen lässt.

Doch noch vielschichtiger ist Maude, allerdings nicht von Anfang an. Eine exzentrische, alte Frau, die verrückte Dinge tut, die sonst nur pubertierende Teenager machen, ist zwar interessant, aber auch nicht viel mehr. Dies ändert sich jedoch schlagartig, durch einen kleinen Augenblick, in dem eine Tätowierung auf ihrem Arm zu sehen ist, die sie als ehemalige KZ-Gefangene enttarnt. Ohne nur einen einzigen Kommentar über den Holocaust oder den zweiten Weltkrieg lässt Regisseur Ashby dies stehen und erreicht damit den größtmöglichen Effekt: Der Zuschauer sieht in der scheinbar verrückten Alten den großen Schmerz der Vergangenheit, den sie zu verdrängen oder überspielen versucht.

Das Zusammenspiel des Schauspielerduos Ruth Gordon und Bud Cort ist dabei exzellent. Beide scheinen wie geschaffen für ihre Rollen und zu Recht erhielten sie dafür jeweils eine Golden-Globe-Nominierung. Doch auch Vivian Pickles Leistung als hochnäsige, lieblose Mutter ist erwähnenswert. Noch eine weitere Person trug wesentlich zur Atmosphäre von "Harold und Maude" bei und machte den Film zum Kult: Cat Stevens. Seine berührenden Gitarrensongs, insbesondere "If you want to sing out, sing out", sind gleichzeitig melancholisch wie lebensfroh und machen den Soundtrack zu einem Erlebnis.

Fazit

"Harold und Maude" ist ein Kultfilm, denn er zeigt nicht nur eine außergewöhnliche, mehrdimensionale Liebesgeschichte, sondern vermittelt auch eine positive Lebenseinstellung.

Markus Hauschild - myFanbase
06.07.2010

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