Bewertung
Jon Avnet

Red Corner - Labyrinth ohne Ausweg

"If you plead not guilty, you will be sentenced to death. And, unlike in your country, Mr. Moore, sentences are carried out within a week. You will be shot, and the cost of the bullet will be billed to your family."

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

Der Jurist Jack Moore (Richard Gere) fährt zu einer Geschäftsreise nach Peking, nachdem er seine Frau und sein Kind bei einem Verkehrsunfall verloren hat, um dort einen Vertrag zwischen McAndrews Communications und dem chinesischen Ministerium für Radio, Film und Fernsehen auszuhandeln. Nachdem die Formalitäten fertig sind, entführt ihn Lin Dan (Byron Mann) - Sohn des Ministers - auf eine nächtliche Tour, zu einer Modenschau und einem Club. Dort lernt er das Model Hong Ling kennen, und nimmt sie mit in sein Hotel, wo sie eine Nacht zusammen verbringen.

Am nächsten Morgen wird Jack Moore von der chinesischen Staatspolizei gewaltsam geweckt. Da er aber noch von der letzten Nacht benommen ist, bekommt er kaum mit, dass das Model tot auf seinem Bett liegt.

Im Gefängnis wird er von einem Angestellten der US-Botschaft besucht, der ihm lediglich mitteilt, das ihm kein ausländischer Anwalt zusteht, auf Grund der Tatsache, dass diese vor dem Volksgericht in China nicht erlaubt sind. Somit muss sich Jack mit einer jungen Pflichtverteidigerin zufrieden geben, die auch noch zur ersten Gerichtsverhandlung zu spät kommt, und Jack vorher nicht gesehen hat.

Kritik

Ganze 13 Jahre sind seit der Entstehung dieses Filmes vergangen, und erschreckend wenig hat sich seither in der chinesischen Justiz geändert. Beispielsweise die Einsetzung eines ausländischen Anwaltes wird seither vehement verteidigt, so steht es zumindest im Artikel 241 der Zivilprozessordnung. Glücklicherweise half diese Ungerechtigkeit Richard Gere, alias Jack Moore, in diesem actiongeladenen und äußerst spannenden Krimi.

Es war sicherlich ein mühsames Unterfangen für Jon Avnet, eine Genehmigung für die Dreharbeiten für diesen Film in Peking zu erhalten, war das Land trotz seiner Offenheit für die Welt zu der Zeit letztlich doch ziemlich verschlossen, wenn es um die nationale Sicherheit ging. In erster Linie wird in diesem Film das Rechtssystem eines Landes kritisiert - jedoch nicht die Todesstrafe selbst, ist sie in den USA ja immer noch gang und gebe -, welches unnachgiebig ist, und jeden Angeklagten direkt als schuldig attestiert. Schuld, eine Definition, über die schon so viel diskutiert wurde, und in Europa nur dann in den Mund genommen wird, wenn diese eindeutig und ohne jeglichen Zweifel bewiesen worden ist. Dagegen wirkt das Rechtssystem einer Großmacht wie China für die westliche Zivilisation fast schon kafkaesk, denn nicht umsonst zerbeißen sich viele Juristen die Fingernägel, wenn sie lediglich Beistand bieten sollen.

Ich frage mich, ob das, wohl gemerkt, Hauptamt für Rundfunk, Radio und Fernsehen einem solchen ausländischen Film noch einmal eine Erlaubnis erteilen würde. Ich denke nicht. Zwar bietet das Ende ein Happy End, und einen nicht unbedingt erwünschten Showdown, in dem Jack Moore seine Unschuld selbst beweisen muss, doch letztlich ist und bleibt der Film ein anstandslos rechtskritischer, welcher doch noch irgendwann dem Zensurwahn Chinas unterliegen wird.

Doch genug der Identitätsfindung dieses Filmes, und weiter zu den Schauspielern, wo zwei Hauptdarsteller vorzufinden sind, die sehr gut miteinander agieren können. Während Richard Gere immer und immer wieder seinen Drang nach Freiheit und persönlicher Gerechtigkeit Kund geben, dabei aber noch Anstand beweisen muss, verhält sich Ling Bai fast schon "typisch" asiatisch - immer schön lächeln und nicken - bis sie letztlich ihre Fähigkeiten der Filmwelt präsentieren darf, indem sie sich als ausgesprochen tapfere Verteidigerin vor der Lynchjustiz Chinas behaupten kann. Bei so viel Engagement der beiden fällt es Byron Mann, der einzigen Nebenrolle mit einer vernünftigen Aufgabe, sichtlich schwer, Fuß zu fassen. Aber so, wie er sich vor der Kamera verhält, so verhält sich auch sein Charakter Lin Dan im Film: Ziemlich zuversichtlich und arrogant, aber dann doch unterlegen.

Fazit

Eine großartige Story mit zwei großartigen Schauspielern verpackt in einem Film, welchen man sich als Zuschauer immer wieder gern ansieht.

Ignat Kress - myFanbase
04.08.2010

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