Bewertung
Radu Mihaileanu

Konzert, Das

Ist es möglich, nach 30 Jahren Spielpause ein gemeinsames Stück als Orchester zu spielen und die Menschen mitzureißen?

Foto: Copyright: 2010 Concorde Filmverleih GmbH
© 2010 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Andreï Filipov (Aleksei Guskov), ehemaliger Dirigent des Bolschoi-Theaters, fängt beim Putzen, seinem derzeitigem Job im Bolschoi-Theater, ein Fax aus Paris ab. In diesem Fax wird das Ensemble des Theaters eingeladen, kurzfristig in Paris aufzutreten. Filipov sieht die Chance, nun endlich das Konzert von Tschaikowski aufzuführen, dass er vor 30 Jahren nicht hatte zu Ende spielen dürfen, weil er sich geweigert hatte, die jüdischen Mitglieder seines Ensembles zu feuern. Gesagt, getan: Mit der Unterstützung seines Kumpels Sacha (Dmitri Nazarov), ebenfalls ein Mitglied des alten Ensembles, beginnt er sich auf die Suche der in alle Winde verstreuten Musiker zu machen. In seinem Enthusiasmus schreckt Filipov auch nicht davor zurück, als Manager genau den zu engagieren, der vor 30 Jahren – im Auftrag der Partei – das Konzert hat sprengen lassen. Schließlich landet die bunt gemixte Truppe in Paris, aber von einem geordneten Orchester kann nicht die Rede sein, was nicht nur die französischen Vertragspartner, sondern auch die für das Konzert engagierte Solistin Anne-Marie Jacquet (Mélanie Laurent) zunächst irritiert. Letztere ist, verknüpft durch tragische Ereignisse in der Vergangenheit, eng mit dem Ensemble des Bolschoi-Theaters verbunden, ohne selbst davon zu wissen.

Kritik

Mit mittelmäßigen Erwartungen ging ich ins Kino und war von der ersten Minute bis zum Schluss gebannt von der Handlung. Die Handlung selber ist eigentlich sehr schlicht: Es geht um einen älteren Mann, der gescheitert ist und eine Chance sieht, sich nochmal seinen Traum zu erfüllen. Aber die Geschichte ist so mit Emotionen und persönlichen Schicksalen bestückt, dass man an einigen Stellen am liebsten weinen möchte, um dann in der nächsten Szene zu lachen.

Klischeehaft werden Anspielungen gegen Russlands Mafia, die betrunkenen Russen und die neureichen Russen gemacht. Aber auch die Minderheiten Russlands werden nicht vergessen und so sieht man den geschäftewitternden Juden ebenso wie das Klischee vom "fahrenden Volk", die immer als Familienverband zusammenglucken. Es wird auch nicht mit Vorurteilen der Franzosen gegen die Russen gegeizt und auch die französische Linkspartei bekommt ihren Seitenhieb ab. Aber dies alles wirkt nicht bösartig, sondern zeigt letztlich die Realität auf. Und nicht zuletzt werden menschliche Schicksale aufgezeigt, die es in der ehemaligen Sowjetunion gegeben hat. Die derzeitige russische Politik wird dabei (leider) außen vor gelassen.

Darüber hinaus ist ein wunderbares Zusammenspiel zwischen klassischer Musik und der Verknüpfung zur Filmhandlung verbunden, so dass mal wieder bewiesen wird, dass Klassik und Moderne sich nicht ausschließen, sondern wunderbar harmonieren können und hier zu den emotionalsten Szenen führen. Nicht grundlos gab es daher auch den César für die beste Filmmusik.

Fazit

Selten hat mich in den letzten Jahren ein Film so begeistert, wie dieser. Es lohnt sich unbedingt ins Kino zu gehen.

Miriam Ahrenholz - myFanbase
10.08.2010

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