Bewertung
Marc Rothemund

Groupies bleiben nicht zum Frühstück

Nein, Groupies bleiben nicht zum Frühstück.

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Endlich schnuppert Lila Lorenz (Anna Fischer) wieder die aufregende Luft Berlins und steht dank ihres einjährigen USA-Aufenthalts ganz schön auf dem Schlauch, was angesagte Trends und die neueste Mucke angeht. Kein Wunder also, dass sie in ihrer Zufallsbekanntschaft Christopher (Kostja Ullmann) einen ganz gewöhnlichen Jungen vermutet und nicht Chriz, den Leadsänger der neu gehypten Band "Berlin Mitte", der sich vor pubertierenden Fans kaum retten kann und von Lilas offenherziger Art sofort verzaubert ist. Natürlich kann sich ein Popstar nicht lange verstecken und so muss Lila der Wahrheit rasch ins Auge blicken: Sie hat sich wahnsinnig in den Wände-und-Bettwäsche-schmückenden-Posterboy ihrer kleinen Schwester Luzy (Amber Bongard) verliebt.

Doch einmal hinter seine aufgesetzte Popstarmaske geblickt, gibt Lila ihren Gefühlen für Christopher eine Chance und muss schnell einsehen, dass eine Romanze mit ihm ihre Welt komplett auf den Kopf stellt und nicht nur Glanzseiten zum Vorschein bringt. Das gibt ihr besonders Bandmanager Paul (Roman Knizka) zu verstehen, indem er ihr klarmacht, dass "Groupies nicht zum Frühstück bleiben" und eine Beziehung für Chriz momentan nicht zur Debatte steht, nicht zu vergessen die Extra-Single-Klausel im Vertrag. Aber man kann sich eben nicht aussuchen, in wen man sich verliebt und vor allem wann...

Kritik

Wer hat sie nicht durchlebt, die Zeit, in der Pickel und Zahnspangen den Alltag dominierten und ein ganz bestimmter Star oder eine Band im Mittelpunkt des eigenen Seins standen? Es gab nichts Wichtigeres, als die Lieblingsmusik in einer Endlosschleife zum Mitgröhlen, und ein XXL-Poster gleich über dem Bett. Gestern noch waren es die Backstreet Boys oder Take That, heute sind es Tokio Hotel oder Justin Bieber, die Mädchenherzen zum Stillstehen bringen und eine Riesenwelle der Hysterie auslösen. Da wird gedrängelt und geschubst, um den besten Platz in der ersten Reihe eines Konzerts zu ergattern und dem Star so nahe wie möglich zu sein – Kreischalarm und Ohnmachtsanfälle inklusive. Aber was ist eigentlich mit den scheinbar perfekten und immer gut gelaunten Vorbildern, denen es nichts ausmacht, auf die große Liebe zu verzichten und für die eine Welt im Blitzlichtgewitter zur Normalität geworden ist? Genau mit diesem Thema befasst sich "Groupies bleiben nicht zum Frühstück" auf eine humorvolle und romantische Art und Weise.

Zugegeben, die Idee ist nicht neu und die Story im Großen und Ganzen leicht zu durchschauen – hier gibt es nichts, was es so nicht schon einmal gegeben hätte. Somit sollte man auch keinen allzu überraschenden Plot erwarten und seine Erwartungen nicht zu hoch schrauben... Aber ganz ehrlich? Ist das bei solchen Filmen nicht immer so? Denn trotz allem ist und bleibt "Groupies bleiben nicht zum Frühstück" ein Gute-Laune-Film mit großem Unterhaltungswert und authentischen Jungschauspielern. Dabei haucht besonders Hauptdarstellerin Anna Fischer der Rolle Lila leben ein und weiß mit Witz und Charme gekonnt zu überzeugen. Trotzdem tut einem Lila fast leid (wäre es nicht so witzig umgesetzt), wenn sich ein aufgebrachter Fan auf sie stürzt oder sie sich gegen wasserstoffblondierte, wie intrigante Mitschülerinnen behaupten muss. Daneben braucht sich Schauspielkollege Kostja Ullmann keinesfalls verstecken. Ob als "Normalo" Christopher, mit Strickmütze und Skateboard bewaffnet oder als Superstar Chriz, mit 3-Wetter-Taft-Frisur und unechtem Lächeln, es passt einfach. Das gilt übrigens für den kompletten Film, der außer Chriz' aufgesetztem Popstarimage und einigen Paris-Hilton-Verschnitten sehr natürlich und lebensnah wirkt (bezogen auf die Popstar-Maschinerie und Charaktere).

Selbstverständlich mangelt es nicht an passender Musik, extra komponiert für die Filmband "Berlin Mitte". Und so haucht Ullmann gleich zu Beginn des Films einen stimmigen Pop-Rock-Song ("Battlefield") über die Liebe ins Mikro, begleitet von seinen Bandkollegen, die den Background bilden (musikalisch wie schauspielerisch). Im Ganzen klingt die Musik gut, konnte mich jetzt aber nicht wirklich vom Hocker reißen. Zumindest ist mir keiner der Songs wirklich im Ohr geblieben, wie es zum Beispiel bei der Romanze "Mitten ins Herz – Ein Song für dich" mit Hugh Grant und Drew Barrymore der Fall war und gleich zwei Ohrwürmer zu Stande brachte ("Way Back Into Love" und "Pop Goes My Heart'). Das ist aber sicherlich eine Frage des Geschmacks und nicht ausschlaggebend für die Qualität des gesamten Films. Schließlich sind wir hier nicht bei "High School Musical" oder "Camp Rock", somit ist die Musik nur zweitrangig.

Fazit

Zuckersüße Teenie-Romanze für verregnete Herbsttage, die auch für Filmliebhaber jenseits von Pickeln und Zahnspange bestens geeignet ist und einfach nur Spaß bringt. Die Story ist nicht gerade originell, besticht aber durch die Natürlichkeit sowie Spritzigkeit der Darsteller, und spielt dabei geschickt mit den Klischees der heutigen Tokio-Hotel-Generation - Zickenkrieg und Ohnmachtsanfälle inbegriffen. Berlin Mitte rockt.

Doreen B. - myFanbase
18.09.2010

Diskussion zu diesem Film