Bewertung
Steven Sheil

Mum & Dad

Eltern können verflucht mörderisch sein.

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Inhalt

Die junge Polin Lena (Olga Fedori) arbeitet als Putzkraft am Londoner Flughafen. Eines Tages wird sie von ihrer Kollegin Birdie (Ainsley Howard) mit in deren Elternhaus genommen. Dort wird Lena plötzlich niedergeschlagen und findet sich in einem dunklen Kellerraum wieder. Sie ist in die Fänge einer sadistischen Familie geraten, die Lena gewaltsam "adoptiert". Wenn sie sich Mum (Dido Miles) und Dad (Perry Benson) nicht fügt, droht ihr der Tod. Lenas Versuche, dem Wahnsinn zu entkommen, scheinen aussichtslos.

Kritik

Die Briten haben durchaus ein Gespür für harten, kompromisslosen Horror, der durch seine ungeschönte Art, um nicht zu sagen durch pure Hässlichkeit, viel realistischer wirkt als die meisten Hollywoodproduktionen. Wie der im gleichen Zeitraum entstandene Film "Eden Lake" ist auch "Mum & Dad" ein weiteres Beispiel dafür.

Der Film führt uns in eine Familie, die dieser Bezeichnung auf grausame Weise spottet. Ein geisteskrankes Ehepaar entführt junge Menschen, um sie zu adoptieren. Teil dieser Familie zu sein bedeutet, die sadistischen Spielchen von Mum und Dad über sich ergehen zu lassen, für die beiden zu stehlen, ihnen beim Morden zu helfen und die Hoffnung auf Freiheit für immer aufzugeben. Wer sich den Regeln nicht fügt und den "Eltern" nicht zu gefallen weiß, muss dies mit dem Leben bezahlen. Zwei der Zwangsadoptierten, Birdie und Elbie (Toby Alexander), haben es bisher geschafft, zu überleben. Birdie dadurch, dass sie eine Form des Stockholm-Syndroms entwickelt hat und alles für ihre "Eltern" tut, und Elbie, indem er sich geistig zurückgeblieben gibt.

Birdie betrachtet Lena als Gefahr für ihre bevorzugte Stellung in der Familie und versucht sie bei Mum und Dad in Misskredit zu bringen, was für Lena Qualen bedeutet und zu ihrem Tod führen kann. Dafür hasst man Birdie, was ein nicht uninteressantes Beispiel für die Problematik des Stockholm-Syndroms ist. Als Außenstehender findet man es verwerflich, dass eine Person, die doch das gleiche durchlitten hat, den anderen Opfern nicht hilft, bzw. diese sogar leiden sehen will, doch handelt es sich dabei um einen psychischen Schutzmechanismus dieser Person, um selbst am Leben zu bleiben und so etwas wie Zuneigung zu bekommen.

Im Grunde spricht der Film auf überspitzte Weise viele reale Probleme an, denn physischen und psychischen Missbrauch gibt es auch in echten Familien, was jedem Zuschauer bewusst ist. Man sollte natürlich nicht zu viel Tiefgründigkeit in den Film hineininterpretieren, letztlich ist und bleibt er ein Horrorthriller, aber einer, der eben nicht als Mainstreamware daherkommt. Obwohl man deutlich weniger sieht als in Folterfilmen wie den Abkömmlingen der endlose "Saw"-Reihe, sind schon einige makabere und intensive Szenen dabei, die schockieren, weil sie nicht spektakulär, sondern hart und hässlich inszeniert sind. So zeigt uns der Film beispielsweise, wie man es schafft, Opfern ganz methodisch-grausam das Schreien abzugewöhnen.

Fazit

Mit "Mum & Dad" beschert uns die britische Filmwerkstatt wieder einmal Horrorunterhaltung von der harten, kompromisslosen, ungeschönten Sorte.

Maret Hosemann - myFanbase
18.09.2010

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