Bewertung
Floria Sigismondi

Runaways, The

It's 1975 and they're about to explode.

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Inhalt

Nach der Scheidung ihrer Eltern beschließt Joan Larkin (Kristen Stewart), sich als Joan Jett neu zu erfinden und eine Rockband zu gründen, deren Mitglieder nur Mädchen sind. Joan bringt sich selbst das Gitarrespielen bei und trifft eines Abends auf den Produzenten Kim Fowley (Michael Shannon), dem Joans Bestimmtheit imponiert. Er gibt ihr eine Chance und hilft ihr, eine Band auf die Beine zu stellen. In Cherie Currie (Dakota Fanning) findet sich schließlich die Sängerin der Band, die mit der Single "Cherry Bomb" bald auf sich aufmerksam macht und vor allem Übersee große Erfolge feiert. Doch bald lernen die Mädels von The Runaways auch die Schattenseiten des Erfolgs kennen.

Kritik

Die 70er Jahre sind eine Ära, in der viele Kulthits geboren wurden und sich in diversen Genres – Pop, Punk, Rock und vor allem Hard Rock und Heavy Metal – einiges tat. AC/DC, die Sex Pistols, Led Zeppelin, Journey, Iron Maiden oder David Bowie sind nur wenige Beispiele aus der langen Liste an Musikern, die in diesem Jahrzehnt zum Erfolg kamen und heute legendär sind. Es war eine Zeit des muskalischen Auf- und Umbruchs, in der Risiken gewagt und Tabus gesprengt wurden. Eines dieser Tabus brachen The Runaways, die als eine der ersten Frauenbands im Rock/Punk schon allein dadurch Aufmerksamkeit erregten, dass sie elektrische Gitarren spielten. Oder wie Joans Gitarrenlehrer im Film mit beängstigender Selbstverständlichkeit sagt: "Girls don't play electric guitar."

Dabei sind die E-Gitarren eigentlich das Unspektakulärste an The Runaways. Hautenge Lederkorsagen, laszive und kreischende Bühnenshows, anzügliche Texte – die Band revolutionierte die Musikszene insbesondere für Frauen und bewies, was zuvor niemand für möglich gehalten hatte: Mädels können sehr wohl rocken. Dass Regisseurin Floria Sigismondi, die auch für das Drehbuch verantwortlich war, eben dieser Aspekt sehr wichtig war, zeigt sich in der Konzeption des Filmes: Er dreht sich um die Entstehung, den Erfolg und letztlich den Fall von The Runaways und konzentriert sich dabei maßgeblich auf die Musik. Wer Rock'n'Roll mag, für den ist "The Runaways" vor allem musikalisch gesehen ein wahres Vergnügen. Neben dem Soundtrack, der selbstverständlich aus den Songs der Band selbst besteht, gibt es auch einige Live-Auftritte, in denen vor allem die Schauspielerinnen zeigen dürfen, was sie drauf haben.

Unter diesen sticht Dakota Fanning heraus, die mit ihren zarten 16 Jahren eine außerordentliche Reife beweist und den Part der aufreizenden Cherie Currie (die übrigens ebenfalls minderjährig war, als sie Frontsängerin der Band wurde) wahnsinnig überzeugend darzustellen weiß. Einerseits erotisch und selbstbewusst, andererseits zerbrechlich und naiv ist Cherie die eigentliche Protagonistin des Films, der nicht nur ein Biopic der Runaways ist, sondern gewissermaßen auch eine Coming-of-Age-Story, die sich auf Cherie und Joan konzentriert. Joan wird ebenfalls grandios porträtiert von Kristen Stewart, die sich in stundenlangen Gesprächen mit der echten Joan Jett auf die Rolle vorbereitete. Stewart bleibt zunächst relativ lange im Schatten von Fanning, was aber vor allem darin begründet ist, dass Cherie stark im Vordergrund steht. Erst zum Ende hin wird Stewart die Gelegenheit gegeben, ihr Können unter Beweis zu stellen, was sie dann auch ohne mit der Wimper zu zucken tut. Michael Shannon als exzentrischer Manager Kim Fowley komplettiert schließlich das großartige Ensemble und zeigt erneut, wie enorm wandlungsfähig er ist.

Was dem Film aber letztlich ein wenig zum Verhängnis wird, ist das Drehbuch. Zwar rückt Sigismondi die Musik stark ins Zentrum, so wie es sich für ein Band-Biopic gehört, dafür aber vernachlässigt sie die Dialoge und den Spannungsbogen. Natürlich ist es kein Geheimnis, was aus The Runaways geworden ist, aber dennoch vermisst man stellenweise das gewisse Etwas in der Story, die Dramatik, die Tiefe. Denn neben der Musik spielen vor allem die Drogen- und Sexeskapaden der Mädchen eine wichtige Rolle, was jedoch auf die Dauer uninteressant wird, da man lange nicht näher auf die Konsequenzen dieses "Sex, Drugs & Rock'n'Roll" Lebensstils eingeht, sodass der Film stellenweise oberflächlich bleibt. So zeichnet Sigismondi zwar ein relativ komplexes Bild von Cherie Currie, doch als Zuschauer wünscht man sich am Ende, dass man auch mehr über Joan Jett und Kim Fowley erfahren hätte.

Fazit

Dank der hervorragenden Leistung der Hauptdarsteller funktioniert "The Runaways" als solides Biopic, verpasst es jedoch, auch als Drama packend zu sein. Dafür schafft es Floria Sigismondi, dass man als Zuschauer doch irgendwie mehr wissen möchte über diese Band und diese zwei Frauen namens Joan Jett und Cherie Currie, die als Musikerinnen Geschichte geschrieben haben und sich in Zeiten, in denen Musik nicht von Casting-Schablonen, sondern von Musikern gemacht wurde, ihren Traum erfüllt haben: Rock'n'Roll zu machen.

Maria Gruber - myFanbase
29.10.2010

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