Bewertung
Richard Berry

22 Bullets

"Das ist alles Folklore. Schlecht bleibt schlecht!"

Foto: Copyright: Central Film Verleih GmbH
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Inhalt

Charly Matteï (Jean Reno) ist ein ehemaliger Pate. Er hat die Geschäfte abgelegt, um nun voll und ganz seine Zeit der Familie widmen zu können. Bei einem Ausflug mit seinem Sohn Anatole (Max Baissette de Malglaive) in die Stadt wird Charly von einer Gruppe maskierter Männer niedergeschossen. Diesen Überfall überlebt er jedoch und landet im Krankenhaus, wo er seine komatösen Verletzungen behandeln lässt. Kurz nach seiner Einweisung erscheint seine Familie und seine engsten Freunde. Fast zeitgleich missglückt zudem ein weiteres Attentat auf Charly. Sein bester Freund und ebenfalls Pate Tony (Kad Merad) schwört ihm, dass er den Schuldigen findet und ihn zur Strecke bringt. Selbst will Charly sich nicht auf die Suche nach dem Übeltäter machen, denn nach dem Verhör eines angeblichen Mittäters, stellt er fest, dass sein bester Freund Tony den Auftrag gegeben hat, ihn zu ermorden. Würde er Rache nehmen wollen, würde dies Krieg bedeuten, und das bedeutet, das alle, die Charly liebt, in Lebensgefahr sind.

Kritik

Allmählich neigt sich das Kinojahr 2010 dem Ende zu und es kann wirklich behauptet werden, dass das Beste zum Schluss gezeigt wird. Einerseits erschien am 17. November der erste Teil des Finales von "Harry Potter" und andererseits präsentieren uns die französischen Filmemacher, wie ein erfolgreicher und guter Film auszusehen hat. Auch wenn das Konzept sehr deprimierend wirkt, zieht es den Zuschauer in den Bann und lässt ihn in keiner Sekunde Zeit, neuen Atem aufzunehmen.

E lucevan le stelle,

ed olezzava la terra

Woran das liegt, dass für einen Mafiafilm seit einer langen Zeit wieder soviel Sympathie aufgebracht wird? Diese Frage ist leider sehr komplex, denn es gibt unzählige Antwortmöglichkeiten, die ich aber nicht alle zu beantworten gedenke. Viel lieber beschränke ich mich auf einige wenige. Diese wenigen werden angeführt von zwei verführerischen Meisterwerken aus dem Bereich Oper.

stridea l'uscio dell'orto

ed un passo sfiorava la rena.

Es ist die Oper Tosca, die von Giacomo Puccini komponiert wurde und bis heute noch in gehobenen Kreisen hohe Anerkennung findet. Dieses kurze Stück daraus erwärmt das Herz und vermittelt ein erhabenes Gefühl, obwohl es um das Sterben geht. Es ist der Einstand in einem Film, dem es nicht zu schade ist, sich mit der Thematik Mafia auseinanderzusetzen. Es ist der Einstand in die Ermordung von Charly Matteï.

Entrava ella fragrante,

mi cadea tra le braccia.

Doch es sollte nicht das Ende sein. Das Ende wird eingeleitet von einer Mordserie, die begleitet wird von der Arie "Il dolce suono" aus der Oper "Lucia di Lammermoor". Wem das erste Stück nicht geläufig war, so sollte jetzt einem ein Lichtlein aufgehen. Es ist das einprägende Stück der Diva aus "Das fünfte Element", kurz bevor sie stirbt. Und Sterben ist ein so verdammt einfaches Wort, das das beschreibt, was in "22 Bullets" geschieht.

O dolci baci, o languide carezze,

mentr'io fremente le belle forme disciogliea dai veli!

Es sterben kontinuierlich Menschen. Die einen etwas schneller, die anderen etwas brutaler und manche abscheulich. Beispielsweise durch das Zerfleischen von Hunden. Wer sich dadurch nun abgeneigt fühlt, sich diesen Film anzuschauen, dem sollte bewusst sein, dass die Schnitttechnik einwandfrei und sehr treffend ist. Es kann behauptet werden, dass dies eines der sensationellsten Schnittarbeiten seit langer Zeit ist.

Svanì per sempre il sogno mio d'amore.

L'ora è fuggita, e muoio disperato!

Nun wäre ja ein Schuss in den Kopf und ins Herz genug Handlung für gewisse Filmemacher, doch nicht für Richard Berry und seinem vier Mann starkem Autorenteam. Immer wieder lassen sie den Zuschauer darüber entscheiden, ob sie nun mit dem Antagonisten - denn einen Protagonisten gibt es nicht wirklich - mitfühlen sollen, oder ihn verachten. Schließlich will Charly nur seine Familie in Sicherheit haben. Nur seine Vergangenheit kann nicht ausgegrenzt werden, welche immer wieder in kurzen Einblendungen dem Zuschauer nahe gebracht wird.

E non ho amato mai tanto la vita!

Sollten die Kampfhandlungen und das Morden eine Pause finden, dann verführen uns die Macher mit ihren signifikanten und brillanten Dialogen über Freundschaft, Verrat, Moral und Tugend. Aus diesen wenigen Gründen kann ich von diesem Film nur schwärmen, auch wenn der deutsch/englische Titel nicht so zutreffend ist, wie der französische - "L'immortel" (der Unsterbliche) -, welcher den Handlungsbogen objektiv betrachtet fabelhaft ummantelt.

Fazit

Einer der besten Filme, welcher im Jahr 2010 in den deutschen Kinos angelaufen ist. Mit Jean Reno wurde ein ausgezeichneter Hauptdarsteller gefunden, der sich mit Kad Merad um die Gunst der Zuschauer ein Duell der Extraklasse bietet, bei dem es um mehr als Geld geht.

Ignat Kress - myFanbase
16.11.2010

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