Bewertung
Cyrill Boss, Philipp Stennert

Jerry Cotton

Der Mann im roten Jaguar kommt zurück.

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Inhalt

Gehasst in der Unterwelt und verehrt von seinen Kollegen, ist der New Yorker FBI-Agent Jerry Cotton (Christian Tramitz) längst eine lebende Legende. Ein Verbrecher ist ihm jedoch durch die Lappen gegangen: Sammy Serrano (Moritz Bleibtreu), genannt "Der Puppenspieler". Als dieser ermordet wird, will Jerry den Fall unbedingt aufklären – und tappt geradewegs in eine Falle. Plötzlich wird er des Mordes an Serrano und einem anderen FBI-Agenten verdächtigt und muss vor seinen Kollegen fliehen. Ausgerechnet seine ehemalige Partnerin Daryl Zanuck (Christiane Paul) leitet die Ermittlungen gegen ihn. In dieser brisanten Lage braucht Jerry notgedrungen die Hilfe des unerfahrenen Agenten Phil Decker (Christian Ulmen) und der Gangsterin Malena (Mónica Cruz).

Kritik

Seit 1954 gehören die "Jerry Cotton"-Heftromane zum festen Bestand deutscher Zeitschriftenläden und haben damit hierzulande eine fast so lange Tradition wie Comichelden à la Spider-Man und X-Men in den USA. Freilich muss ich mich an dieser Stelle als jemand outen, der noch nie ein "Jerry Cotton"-Heft gelesen, oder die frühen Verfilmungen aus den 1960er Jahren gesehen hat, da mich das Genre nicht wirklich anspricht und ich doch einige Jahre später das Licht der Welt erblickt habe als der fiktive Jerry Cotton.

In dieser Neuverfilmung aus dem Jahr 2010 übernimmt Christian Tramitz den Part des Titelhelden und wird von Christian Ulmen in der Rolle des nervigen Anfängers Phil Decker unterstützt. Schon diese beiden Besetzungen lassen keinen Zweifel daran, dass es sich hier um eine auf Humor ausgerichtete Produktion handelt. Als deutscher Film, der in den USA spielt, betont diese "Jerry Cotton"-Verfilmung bekannte amerikanische Motive auf absichtlich überzogene Weise. So sind ständig US-Flaggen im Hintergrund zu sehen, das FBI ist ein protziger Haufen, gegen den selbst der berühmte Elefant im Porzellanladen unauffällig wirkt, und mit Waffen wird reichlich gespielt. Christian Tramitz stellt Jerry Cotton als einen über alle Maßen selbstbewussten Helden dar, der nur seine eigenen Regeln befolgt und es nicht einmal für nötig hält, sich die Namen seiner Kollegen zu merken, dann aber im Laufe der Handlung lernt, auch mal einem anderen Menschen Vertrauen und Respekt entgegenzubringen. Dieser andere Mensch ist Christian Ulmens Charakter Phil Decker, ein zunächst übermotivierter, extrem korrekter und hypernervöser Anfänger, der sich letztlich zum nützlichen Partner mausert.

Das ist alles ganz nett anzuschauen, mehr aber auch nicht. Die Gags entlocken allenfalls ein leichtes Schmunzeln und sind weit von einem zündenden Feuerwerk entfernt. Insgesamt ist der Humor zu brav und bleibt irgendwo zwischen dem Versuch, die "Jerry Cotton"-Reihe nicht allzu ernst nehmen, sie aber andererseits auch nicht durch den Kakao zu ziehen, stecken. An Spannung mangelt es noch weit mehr. Die Handlung ist einfach zu vorhersehbar und bietet keinerlei Überraschungen. Der Zuschauer weiß sofort, wer der Bösewicht ist, und lässt sich davon auch keine Sekunde ablenken.

Wie bei großen deutschen Kinofilmen üblich, gibt es auch wieder zahlreiche Cameo-Auftritte nationaler Prominenter, deren Rollen für die Handlung eigentlich völlig unerheblich sind. Das hat inzwischen mit Überraschungsauftritt nichts mehr zu tun, sondern wirkt nur noch erzwungen und fast schon peinlich. Eine ernstzunehmende Filmindustrie sollte es nicht nötig haben, in jeder großen Produktion drei bis vier Komiker, Sportler, Entertainer oder sonstige Promis zu platzieren, die 30 Sekunden lang in die Kamera grinsen. Das Geld könnte man stattdessen in eine bessere Umsetzung investieren.

Fazit

Es gibt schlechtere Möglichkeiten, einen verregneten Nachmittag zu verbringen, doch mehr als Füllmaterial für langweilige Stunden ist dieser "Jerry Cotton"-Film nicht.

Maret Hosemann - myFanbase
06.12.2010

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