Bewertung
D.J. Caruso

Ich bin Nummer Vier

"You can go wherever you want. See whatever you want to but, um... a place is only as good as the people you know in it."

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Er hat ein Leben auf der Flucht hinter sich. Niemals länger als ein paar Monate bleiben John (Alex Pettyfer) und sein Wächter Henri (Timothy Olyphant) an einem Ort, denn sie werden gejagt – John wird gejagt. Als er noch ein Kind war, wurde der Planet, auf dem John und Henri einst lebten, Lorien, von dem Volk der Mogadorians zerstört. Doch mit dem Ende des Planeten ist der Kampf gegen die Mogadorians noch nicht vorbei, denn diese trachten nach dem Leben von neun ausgewählten Erben von Lorien. Diese werden nun alle nacheinander getötet – John ist die Nummer Vier. Als eines abends zum dritten Mal in seinem Leben eine Narbe an seinem Bein erscheint ist klar, dass auch Nummer drei gestorben ist. Nun ist John dran.

Gemeinsam mit Henri flieht er erneut. Sie landen in einer Kleinstadt in Ohio, die auf den herrlichen Namen Paradise hört. Um nicht aufzufallen, geht John zur Schule, wo er Sarah (Dianna Agron) kennen lernt. Er verliebt sich in sie und mit der Liebe zu ihr will er nicht mehr fliehen – er will kämpfen für eine Zukunft ohne Flucht und für seine Liebe.

Kritik

Es ist immer mit einer Schwierigkeit verbunden, ein komplexes und mehrere hundert Seiten langes Buch in einen Film zu verwandeln. Wie sollen die Gefühle, die in dem Buch Seiten verschlingen, dem Zuschauer näher gebracht werden? Wie soll die Geschichte der Charaktere beim Zuschauer ankommen? Welche Nebengeschichten sind wichtig genug, um den Film zu komplettieren? Was fällt weg? Das alles sind wohl Fragen, die sich ein jeder Drehbuchautor stellen muss, wenn er sich daran macht, einen Roman zu einem Film zu machen.

Und genau hier ist wohl den Drehbuchautoren von "Ich bin Nummer Vier" verloren gegangen, was sie erzählen möchten. Es beginnt schon am Anfang des Films, als dieser mit einer kurzen Begründung beginnt. Doch eine Begründung, warum es neun Überlebende gibt, warum sie nummeriert sind, was ihre Bedeutung ist oder gar warum sie gejagt werden, fehlt völlig und so beginnt der Film für viele Kinozuschauer – ist der Roman hierzulande doch gerade erst einmal seit Ende Februar zu erwerben – mit Fragezeichen. Nicht unbedingt die perfekte Bedingung, die Hauptfigur kennen zu lernen, aber es führt kein Weg daran vorbei. John Smith – eine von vielen Identitäten, die "Nummer Vier" auf der Erde annimmt – ist ein hübscher, blonder junger Mann. Die Figur wirkt, nicht zuletzt wegen der fehlenden Hintergrundinformationen, sehr oberflächlich. Erst mit dem Auftauchen von Sarah zeigt auch John etwas Menschlichkeit, wenn man es damit auch nicht übertreibt. Eigentlich den ganzen Film hinweg scheint er von oben herab auf die Menschen in seiner Umgebung zu gucken – ein Zustand, den es im Buch nicht gibt. Auch sind die Nebenfiguren im Film deutlich einflächiger gezeichnet, so erfahren wir viel weniger über Sam – Johns besten Freund – und gerade auch der Hund Bernie Kosar, der im Buch eine große Rolle einnimmt und John ein Freund und ständiger Begleiter ist, erhält im Film eindeutig zu wenig Screentime.

Eine weitere – noch entscheidendere – Veränderung ist die Figur des Mark. Marks Verwandlung im Buch kommt auch im Film leider viel zu kurz, obwohl es ein leichtes gewesen wäre, auch diese Geschichte zu erklären. Im Gegensatz zu den doch wichtigen Geschichten konzentriert sich der Film dann auf die Actionelemente, die durchaus überzeugen können, zeigt sich hier doch das Spezialgebiet von Produzent Michael Bay. Aber die Schwächen des Drehbuchs können auch diese guten Szenen keinesfalls wettmachen. Es fehlt leider vollkommen daran, die Motive und Hintergründe aller Charaktere aufzuklären, ob diese nun gut oder böse sind. Auch bei der Darstellung der Mogadorians erweist man sich als wenig erfinderisch, sehen diese doch tatsächlich den Romulanern aus "Star Trek" zum Verwechseln ähnlich und sind damit nicht nur äußerlich eher 08/15-Bösewichte. Auch die Erklärung ihres Daseins und ihrer Jagd nach John und Co. bleibt eindeutig zu kurz. Es bleibt die Frage, ob man vorhatte, diesen noch offenen Fragen im möglicherweise zweiten Film der Reihe nachzugehen - ganz ausgeschlossen ist dies nicht -, aber zumindest mit einigen Zusatzinfos hätte man den Zuschauer durchaus bei Laune halten können.

Die Darsteller versuchen alles, gegen das schwächelnde Drehbuch anzukämpfen und Alex Pettyfer in der Hauptrolle gelingt dies auch zeitweise. Der hübsche Sunnyboy gibt alles, vor allem die jungen weiblichen Zuschauer zufrieden zu stellen. Er sieht auch im Kampf schön aus, scheitert aber oftmals daran, die Gefühle seiner Figur rüberzubringen. Dagegen muss Dianna Agron eigentlich nichts weiter tun, als hübsch und verwirrt auszusehen. Dass dies der jungen "Glee"-Darstellerin gelingt, ist kein Wunder. Auch Timothy Olyphant erhält eine weniger dankbare Rolle, überzeugt aber durchaus als beschützender Henri.

Auch aus optischer Sicht kann der Film nicht unbedingt überzeugen. Zwar sind die Actionelemente durchaus gelungen, doch versucht der Film oftmals zu krampfig modern zu sein, macht schnelle Schnitte und Bewegungen, so dass der Zuschauer zeitweise gar nicht mehr weiß, wo und was hier bekämpft wird.

Eine der wenigen Dinge, die in diesem Film wirklich gelungen sind, ist das Bild, das er von der Jugend vermittelt. Denn nicht nur, dass John immer auf der Flucht ist, er muss auch dafür sorgen, dass keine Spuren von ihm zurückbleiben. Gar nicht so leicht, im Zeitalter des Internets und der Digitalfotografie. Das ständige Bedürfnis, alles und jeden auf Fotos festzuhalten, um es dann ins Internet zu stellen, ist wunderbar getroffen und teilweise auch herrlich übertrieben dargestellt. Auch die Einführung des Charakters "Nummer Sechs" ist durchaus gelungen und ist - zumindest für die Zuschauer ohne Buchkenntnisse - das einzige Mysterium, das noch während des Films erklärt wird.

Fazit

Was vielerorts als eine neue "Twilight"-Idee verkauft wird, überzeugt keinesfalls und schafft es wegen Drehbuchschwächen nicht, den Zuschauer in den Bann zu ziehen.

Eva Klose - myFanbase
16.03.2011

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