Bewertung
Alejandro González Iñárritu

Biutiful

"Papá, ¿cómo se escribe 'beautiful'?" – "Así, como suena: biutiful."

"Papa, wie schreibt man 'beautiful'?" – "Genauso wie man es spricht: biutiful."

Foto: Copyright: 2011 PROKINO Filmverleih GmbH
© 2011 PROKINO Filmverleih GmbH

Inhalt

Als Uxbal (Javier Bardem) erfährt, dass er an Prostatakrebs leidet und nur noch wenige Monate zu leben hat, entscheidet er sich dazu, seine illegalen Geschäfte in Ordnung zu bringen, um finanziell so weit es geht für seine zwei Kinder Ana (Hanaa Bouchaib) und Mateo (Guillermo Estrella) zu sorgen. Gleichzeitig versucht er, Frieden mit seiner Ex-Frau Marambra (Marical Álvarez) zu schließen, die manisch-depressiv ist. Doch die Krankheit zehrt sowohl physisch als auch psychisch an ihm und treibt Uxbal schließlich bis an seine Grenzen.

Kritik

Dass Alejandro González Iñárritu ein außergewöhnlich gutes Gespür für Transkulturalität hat, bewies er bereits eindrucksvoll in seinem oscarprämierten Werk "Babel". Mit größter Feinfühligkeit schaffte er es in diesem Film, die verschiedenen Kulturen Marokkos, Mexikos und Tokios nicht nur wirklichkeitsnah darzustellen, sondern sie alle auf ihren menschlichen, universellen Kern herunterzubrechen. Jetzt, rund fünf Jahre später, greift Iñárritu dieses Thema erneut auf, verändert jedoch die Rahmenbedingungen: Er wählt die spanische Metropole Barcelona als multikulturellen Schmelztiegel, um hier seine tiefgründige Geschichte über Schuld, Vergebung, Hoffnung und Tod zu erzählen.

Spanier, Chinesen, Senegalesen – auch in "Biutiful" spielt das Zusammenleben verschiedener Kulturen eine wichtige Rolle. Im Zentrum steht mit dem Protagonisten Uxbal dabei ein äußerst vielschichtiger und komplexer Charakter, der den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bildet. Anders als bei Iñárritus früheren Filmen konzentriert sich "Biutiful" nämlich ganz traditionell auf nur einen Erzählstrang, der linear erzählt wird. Es ist die Geschichte eines Mannes, der entscheiden muss, was er im Angesicht des Todes tun und wie er die letzten Wochen seines Lebens verbringen will. Uxbal hat seine Finger in mehreren zwielichtigen Geschäften, von der Vermittlung chinesischer Schwarzarbeiter bis zum Vertrieb von gefälschten Designertaschen. In diesem kleinkriminellen Untergrund hat Menschlichkeit kaum einen Platz; jeder kämpft nur darum, über die Runden zu kommen und die eigene Familie zu ernähren.

Erneut versteht Iñárritu es perfekt, die verschiedenen Seiten dieser von ihm erschaffenen, aber dennoch unwahrscheinlich authentischen Untergrundwelt aufzuzeigen: Wir haben Uxbal, den Vermittler und Drahtzieher, der sich um seine zwei Kinder kümmern muss; Ekweme und Ige, die ein neugeborenes Kind haben und denen die Abschiebung droht; Hai und Liwei, die Geschäftspartner und Liebhaber sind; und Li, die Babysitterin von Uxbals Kindern. Sie alle sind über Uxbal miteinander verbunden. Dementsprechend wichtig war es, für Uxbal einen ausdrucksstarken Darsteller zu finden, der die gesamte Last der Story auf sich tragen kann. Einen geeigneteren als Javier Bardem hätte Iñárritu nicht finden können. Bardem ist absolut herausragend in der Rolle und beweist zum wiederholten Male, was für ein fantastischer Mime er ist. Dank ihm macht es überhaupt nichts, dass Iñárritu auf eine Hintergrundgeschichte für Uxbal verzichtet und einige Dinge, wie Uxbals übernatürliche Gabe, mit Toten in Kontakt zu treten, gar nicht erst versucht zu erklären. So wie Bardem spielt, bleiben einfach keine Fragen offen. Verzweiflung, Trauer, Wut, Angst, Verwirrung, Hoffnungslosigkeit, Freude, Liebe – sämtliche Gefühle weiß Bardem problemlos darzustellen.

Gemeinsam projizieren Iñárritu und Bardem ein großartiges Drama auf die Leinwand. Iñárritu inszeniert den Film mit gewohnt viel Arthouse-Flair und schafft es mit Bravour, mal eine andere Seite von Barcelona zu zeigen. Während man Barcelona in Filmen bisher eigentlich nur als schillernde, kosmopolitische Kulturstadt zu sehen bekam, mit ihren prächtigen Bauten und ihrem energetischen Nachtleben, dringt Iñárritu tiefer ein in die Seele der katalanischen Hauptstadt und zeigt, was viele nicht kennen. Er kontrastiert den prunkvollen Passeig de Gràcia mit den dreckigen Hinterhöfen des Drogenviertels El Raval, anstatt der berühmten Sagrada Familia zeigt er die immensen Friedhöfe des Montjuïc. Dabei fängt er ganz hervorragend die Stimmung und das Lebensgefühl der Stadt und ihrer Bewohner ein, die aus sämtlichen Ecken der Welt kommen, und kreiert ein Gefühl von Intimität. Das beeindruckende Szenenbild wird durch den gezielten Einsatz der Musik Gustavo Santaolallas dabei noch wunderbar unterstützt.

Fazit

Nach seiner komplexen Trilogie mit "Amores Perros", "21 Gramm" und "Babel" führt Alejandro González Iñárritu seine Filmographie beeindruckend weiter und kreiert mit "Biutiful" ein kraftvolles Drama, dem man eigentlich nur seine Länge vorwerfen kann. Dank seines interessanten und vielschichtigen Drehbuchs sowie seines exzellenten Hauptdarstellers Javier Bardem ist der Film ein sehr sehenswertes und packendes Kunstwerk.

Maria Gruber - myFanbase
17.03.2011

Diskussion zu diesem Film