Bewertung
Wolfgang Petersen

Enemy Mine - Geliebter Feind

Enemies because they were taught to be. Allies because they had to be. Brothers because they dared to be.

Foto: Copyright: 20th Century Fox
© 20th Century Fox

Inhalt

Im 21. Jahrhundert haben die Menschen damit begonnen, das All zu besiedeln und führen nun mit einer fremden Spezies Krieg um ein Planetensystem. Bei den außerirdischen Gegnern handelt es sich um die so genannten Dracs, reptilienartige Wesen ohne eindeutige Geschlechtszugehörigkeit. Eines Tages sind der menschliche Pilot Willis E. Davidge (Dennis Quaid) und der Drac Jeriba Shigan (Louis Gosset Jr.) nach einem vorangegangenen Gefecht dazu gezwungen, auf einem bisher unerforschten Planeten notzulanden. Schon sehr bald wird den beiden bewusst: Überleben können sie nur gemeinsam…

Kritik

1982 feierten Kritiker Wolfgang Petersens gleichnamige, filmische Umsetzung des Romans "Das Boot" von Lothar-Günther Buchheim. In Form von sechs Oscar-Nomierungen wurde dem U-Boot-Drama großer Beifall auch außerhalb deutscher Landesgrenzen gezollt. Petersen, der zudem das Skript verfasst hatte, wurde gar in den Kategorien "Beste Regie" und "Bestes Adaptiertes Drehbuch" nominiert. Die starke Aufmerksamkeit, die dem Filmemacher und seinem Werk dadurch entgegenbracht wurde, wird – wie wohl ebenso der große VHS-Erfolg von Petersens nächstem Projekt, der im Kino weniger erfolgreichen Michael-Ende-Adaption "Die unendliche Geschichte" – sicherlich dazu beigetragen haben, dass 20th Century Fox ihn mit der Regie von "Enemy Mine – Geliebter Feind" betraute. Als er dazustieß, waren die Dreharbeiten bereits seit Wochen im Gange. Jedoch war es zwischen den Produzenten und dem ursprünglichen Regisseur Richard Loncraine zu "kreativen Differenzen" gekommen, weshalb man diesen entließ. Petersen übernahm Loncraines Posten, ohne etwas von dem Material des Vorgängers zu verwenden. Stattdessen drehte er neue Außenaufnahmen auf der kanarischen Insel Lanzarote und verlegte den Rest der Produktion nach München. Aber der Regiewechsel und die damit einhergehenden Veränderungen sollten "Enemy Mine" kein Glück bringen. An den Kinokassen fiel der Science-Fiction-Streifen durch. Zu Recht.

Eigentlich bietet der Film tolle Zutaten für ein spannendes Weltraumabenteuer, in dem die ausgiebige Begegnung von Mensch und Alien, zweier hier miteinander verfeindeter Parteien, den Kern der Geschichte bildet. Nur, "Enemy Mine" ist weder sonderlich aufregend noch kann es mit kreativen Einfällen aufwarten. Die Konflikte zwischen Willis und Jeriba werden von Dialogen begleitet, die zwischen gekonnt witzig, doch leider auch nervig und schlechtweg plump schwanken. Der aggressive Willis taugt nicht als Sympathieträger und ist für eine ambivalent-interessante Figur nicht ausreichend vielschichtig konzipiert. Jeriba trifft es da besser. Zum einen besitzt er den "Unbekanntes Wesen"-Bonus, zum anderen agiert er besonnener und somit für den Zuschauer angenehmer. Die Annährung der zwei geht nach Schema F vonstatten. Am Anfang beleidigt der Mensch seinen Kontrahenten noch ordentlich gehässig, dann schreit der eine den anderen an, aber schon bald bringt man sich gegenseitig die Sprache des zugehörigen Volkes bei. Immerhin wird dabei die Aufforderung, sich selbst den eigenen Vorurteilen gegenüber einer fremden Kultur zu stellen und kritisch zu hinterfragen, deutlich.

Viele Entwicklungen erweisen sich als vorhersehbar, was auch daran liegt, dass ein Klischee nach dem nächsten angewandt wird, so zum Beispiel der vermeintliche "Tod" einer Figur, welche letztendlich aber wieder aufsteht, ganz gleich ob dies nun glaubwürdig wirkt oder nicht. Eine bestimmte Enthüllung kurz vor Filmmitte vermag zwar tatsächlich zu überraschen, jedoch in negativer Form. Wer jetzt augenrollend den DVD-Spieler ausschaltet, kommt so um eine übertrieben rührselige Szene einige Minuten später herum.

In der zweiten Hälfte von "Enemy Mine" wird schließlich die beste Figur eingeführt, der kleine Drac Zammis. Obwohl im Charakter letztendlich eindimensional, kann er dank seiner kindlich-naiven Art als Einziger im Film für Charme sorgen. In der Rolle des Ziehvaters ist Willis zumindest erträglich.

Die Zeit hat an den Spezialeffekten ihre Spuren hinterlassen. "Enemy Mine" deswegen zusätzlich zu kritisieren erscheint natürlich unfair. Dennoch, was in anderen Werken liebevoll arrangiert wirkt, erzeugt hier aus heutiger Sicht ausschließlich eine unfreiwillig komische Wirkung. Loben kann man dagegen die gute Maske, wie auch die Leistung der Darsteller. Am Spiel von Quaid und Gossett Jr. gibt es nichts auszusetzen. Besonders letzterer verdient Achtung, da er – obwohl nur seine Augen sowie die Mundpartie zu erkennen sind – vollends überzeugen kann.

Was den Film schließlich neben den schon aufgezählten positiven Aspekten vor dem Totalabsturz rettet, ist die Tatsache, dass er sich selbst nicht immer wirklich ernst nimmt, wie man an einigen Schlagabtauschen zwischen den Protagonisten sowie dem Rülpser einer seltsamen Kreatur des Planeten erkennt.

Fazit

Mäßig spannender, klischeebeladener Science-Fiction-Streifen, dessen veraltete Spezialeffekte jeglichen Charme vermissen lassen. Trotzdem, die Schauspieler geben ihr Bestes und die Anti-Rassismus-Botschaft ist genauso offensichtlich, wie die Bemühungen um eine nicht allzu zu ernsthafte Inszenierung. So schrammt "Enemy Mine" noch einmal haarscharf an einer Wertung von weniger als vier Punkten vorbei.

Maren Langos - myFanbase
23.03.2011

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