Bewertung
Zack Snyder

Sucker Punch

"Don't ever write a check with your mouth you can't cash with your ass."

Foto: Copyright: Warner Bros.
© Warner Bros.

Inhalt

Als Baby Dolls (Emily Browning) Mutter stirbt, wird sie von ihrem Stiefvater (Gerard Plunkett) in ein Irrenhaus gebracht und dort eingesperrt. Sie zieht sich in eine Fantasiewelt zurück, in der sie an ein Bordell verkauft wurde, wo sie für den fiesen Blue (Oscar Isaac) arbeiten muss. Baby lernt weitere Mädchen kennen, Sweet Pea (Abbie Cornish), Rocket (Jena Malone), Blondie (Vanessa Hudgens) und Amber (Jamie Chung), mit denen sie die Flucht aus dem Bordell planen will. Da Baby eine begnadete Tänzerin ist, wird sie zum neuen Star des Etablissements. Jedes Mal aber, wenn Baby für ihre Peiniger tanzen soll, stellt sie sich vor, stattdessen auf einem Schlachtfeld zu sein, auf dem sie eine Mission zu erfüllen hat...

Kritik

Ja, Zack Snyder ist schon ein interessanter Typ. Dieser Mann steckt irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn. Genie, weil er mit seiner großartigen, vor visueller Kraft nur so überbordenden Inszenierung unglaubliche, surreale Welten erschaffen kann – Wahnsinn, weil er dabei teilweise so über die Strenge schlägt, dass das Wort "surreal" schon gar nicht mehr ausdrückt, wie verrückt es ist. In diesem Spannungsfeld zwischen Genie und Wahnsinn steckt auch sein nunmehr fünfter Kinofilm "Sucker Punch": Optisch und kreativ gesehen ist dieser Film streckenweise ein wahnsinniger Geniestreich, doch selbst die coolsten CGI-Effekte können über ein paar Schwächen nicht hinwegtäuschen.

Ganz einfach formuliert könnte man "Sucker Punch" als "300" mit Frauen bezeichnen: Eine Actionszene jagt die andere, Slow-Motion- und Fast-Forward-Szenen wechseln sich im Sekundentakt ab und insgesamt strotzt dieser Film einfach nur vor Coolness. Da sich die Kampfszenen immer nur in Babys Traumwelten abspielen, besitzen die fünf Protagonistinnen übermenschliche Kräfte, schießen und schlagen sich durch Massen an wütenden Gegnern und strecken diese mit Eleganz und Lässigkeit nieder. Und all das natürlich, ohne einen Kratzer abzubekommen. In diesen Sequenzen kommt man sich teilweise vor wie in einem High-Tech-Computerspiel, nicht zuletzt aufgrund der Settings, die Snyder hier auswählt: Baby, Sweet Pea, Rocket, Blondie und Amber kämpfen gegen überdimensionale japanische Teufelskrieger, gegen Soldatenzombies (die unnötigerweise Deutsch sprechen und Nazis sind), gegen Ork-ähnliche Monster und Drachen, und dem Science Fiction entsprungene Killerroboter. Zwar kämpfen die Mädels in jedem Traum gegen andere Feinde, aber dennoch ähneln sich die Szenenbilder manchmal sehr, sodass man im Nachhinein feststellen muss, dass Snyder seine dem CGI entsprungenen Kreaturen und Locations ruhig noch abwechslungsreicher hätte gestalten können. So hat man das Gefühl, dass er alles aus einem PC-Game herauskopiert hat.

Nichtsdestotrotz ist die Graphik, wie nicht anders erwartet, überwältigend. Mit der aufdringlichen Musik im Hintergrund wirkt der Film stellenweise wie ein überdrehtes Musikvideo, aber es macht Spaß, einfach mal den Kopf abzuschalten und sich mit den Bildern berieseln zu lassen. Denn wahnsinnig komplex ist die Story wirklich nicht, auch wenn Snyder durchaus mit verschiedenen Realitätsebenen zu spielen weiß und zumindest der Versuch da ist, den Zuschauer intellektuell ein kleines bisschen herauszufordern. Dabei übertreibt er es allerdings am Anfang und am Ende mit etwas melodramatischen Intros beziehungsweise Outros und versucht, "Sucker Punch" einen philosophischen Touch zu geben, den der Film weder nötig hat, noch überzeugend rüberbringen kann.

Denn dafür sind die Charaktere des Films einfach zu schablonenhaft, was bei einem derartigen Projekt aber auch nicht anders zu erwarten ist. Alle fünf Hauptcharaktere sind nach Schema F konzipiert – sie sind einfach dazu da, in knappen Outfits und mit Maschinengewehren in der Hand Männerherzen höher schlagen zu lassen. So kann das Drama, das sich teilweise in dem Irrenhaus/Bordell abspielt, beim Zuschauer nicht wirklich eine emotionale Wirkung auslösen, sodass man immer nur darauf wartet, dass Baby endlich wieder tanzen muss, damit man wieder in ein weiteres abgedrehtes Kampfszenario eintauchen kann.

Fazit

"Sucker Punch" ist ein solider, wenig anspruchsvoller Actionstreifen mit toller Optik und abgefahrenen Kampfsequenzen, der jedoch manchmal Längen aufweist und versucht, komplexer zu sein, als er eigentlich ist. Synder hätte kreativ noch mehr aus diesem Film herausholen können, aber so bietet er kurzweilige Unterhaltung und macht zumindest Männerträume wahr.

Maria Gruber - myFanbase
06.04.2011

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