Bewertung
Stanley Kubrick

Uhrwerk Orange

"It had been a wonderful evening and what I needed now, to give it the perfect ending, was a little of the Ludwig Van."

Foto: Copyright: Warner Bros. Home Entertainment
© Warner Bros. Home Entertainment

Inhalt

Alex (Malcolm McDowell) ist der Anführer der Droogs, die durch brutale Überfälle versuchen, an Geld zu kommen. Bei seinen drei Anhängern spielt dabei das Geld die entscheidende Rolle, wohingegen Alex viel mehr Gefallen an all den Gewalttaten und Vergewaltigungen findet. Die Ermordung einer Frau soll Alex schließlich für 14 Jahre ins Gefängnis bringen. Nach zwei Jahren wird er für ein Verfahren ausgewählt, das ihn zurück in die Gesellschaft führen soll, als geheilter Mann. Bei diesem Experiment wird er dazu gezwungen, sich brutale Filme anzusehen, wodurch er mit der Zeit beim Anblick aller möglichen Gewaltszenen starke Übelkeit entwickelt. Nach seiner Entlassung ist Alex nicht mehr fähig dazu, überhaupt an Sex oder Gewalt zu denken, weil ihm dabei jedes Mal übel wird und er vor Schmerzen nicht mehr handeln kann, wodurch er seinen ehemaligen Opfern hilflos ausgeliefert ist.

Kritik

Sollte man diesen Film noch nicht gesehen haben, wird man ab der ersten Sekunde an den Bildschirm gefesselt. Allein schon der Anfang, ein rotes Bild und die Musik im Hintergrund, lässt die erste Frage aufwerfen: Ist hier etwas kaputt, oder muss das so sein? Diese Frage verfolgt einen während dieses Filmes öfters. Anfangs ist man von der Art, den Bildern, der Musik verstört und findet sich relativ schlecht zurecht, weil dies kein typischer Film ist, wie man sie sonst aus Hollywood kennt.

"Uhrwerk Orange" ist so viel mehr, da allein die Kameraeinstellungen von Anfang an verwirrend sind und einen sofort faszinieren. Stanley Kubrick arbeitet hier hauptsächlich mit der Totalen und gibt damit den gesamten Überblick über einen Raum und was um das Geschehen herum passiert. Nahaufnahmen kommen sehr selten vor und wenn das der Fall ist, dann wird diese Einstellung nur genutzt, um etwas sehr deutlich hervorzuheben. Meistens handelt es sich dabei um den Hauptcharakter Alex, der seine Geschichte selbst erzählt. Normalerweise ist ein sprechendes Ich nichts ungewöhnliches, doch im Fall von Alex sieht man deutlich die Unterschiede zwischen seinen Taten und dem Gefühl, das er damit verbindet. Der Film dreht sich um Gewalt, Vergewaltigungen, Sex und Hass. Zumindest ist das zu Beginn der Geschichte der Fall. So grausam die Taten von Alex sind, so unschuldig kommt er sich selbst vor. Er sieht seine schlimmen Taten nicht als Verbrechen an und das macht diesen Charakter so besonders. Man ist fixiert auf ihn, weil man unbedingt wissen möchte, wie seine Geschichte weitergeht. Die Nahaufnahmen in diesem Zusammenhang zeigen einen Alex mit einem so dermaßen psychopathischen Gesichtsausdruck, dass es einem eiskalt den Rücken runter läuft. Doch genau das macht ihn so interessant. Man will auf jeden Fall wissen, was dahinter steckt.

Aber nicht nur das Kameraspiel, sondern auch die gesamte Kulisse sticht hervor und macht diesen Film einzigartig. Alle Requisiten sind überlegt ausgewählt und erfüllen sofort ihren Zweck. So ist deutlich zu sehen, dass "Uhrwerk Orange" bis ins kleinste Detail durchgedacht wurde. Ebenfalls ein enorm wichtiger Faktor, um die Stimmung des Filmes zu unterstreichen, ist die Musik. Alex identifiziert sich mit Ludwig van Beethoven, dessen Musik im gesamten Film über zu hören ist. Die größte Rolle spielt dabei die "9. Sinfonie", weil sie am Wandel von Alex' Charakter beteiligt ist. Sehr auffällig ist die Verwendung von harmonischer Musik im Zusammenhang mit allen Gewaltszenen, was das Denken und Verhalten von Alex noch mehr hervorhebt.

Alex' Charakter wird mit der Zeit von seinen Anhängern getrennt, um seine Situation zu verdeutlichen. Er steht alleine da. Seine Gewalttaten haben dazu geführt, dass sich alle gegen ihn stellen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Geschichte des Charakters viel wichtiger geworden, als alles, was um ihn herum geschieht, denn man konzentriert sich so sehr auf ihn, dass einem die ungewöhnliche Art des Filmes überhaupt nichts mehr ausmacht. Viel interessanter ist die Story um Alex, der einiges durchlebt und deswegen selbst zum Opfer wird. Dies gibt er sehr schön wider, indem er als Sprecher immer wieder von sich als ergebenem Erzähler spricht. Man entwickelt gegen Ende sogar Mitleid für ihn, was ihm durch all die Schlägereien und Vergewaltigungen gar nicht zustehen würde. Doch dies ist wohl das Ziel dieses Filmes, über dessen Bedeutung sich sicherlich streiten lässt. Fakt ist, dass die Story, die Kameraeinstellungen, die Liebe zum Detail, die Musik und die grandiose Verkörperung des Alex durch Malcolm McDowell reichen, sich diesen gewöhnungsbedürftigen Film anzuschauen.

Fazit

Ich habe diesen Film gesehen, ohne vorher zu wissen, worum es geht, welche Geschichte dahinter steckt, wer die Schauspieler sind und welche Bedeutung er haben könnte. Ich wusste also sozusagen nichts darüber, außer dass es ein Stanley-Kubrick-Film ist, den man gesehen haben muss. Nachdem jetzt einige Zeit vergangen sind und ich diesen Film in meinem Kopf habe Revue passieren lassen, kann ich dieser Aussage eigentlich nur zustimmen.

Technische Details

Sprache: Portugiesisch (Dolby Digital 5.1), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Italienisch (Dolby Digital 5.1), Englisch (DTS-HD 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch, Niederländisch, Dänisch, Finnisch, Norwegisch, Schwedisch
Bildseitenformat: 16:9 - 1.66:1

Alex Olejnik - myFanbase
01.06.2011

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