Bewertung
Guillermo Arriaga

Auf brennender Erde

Love Heals.
Love Absolves.
Love Burns.

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Inhalt

Drei Generationen, drei Menschen, drei Lebensgeschichten, die auf schicksalhafte Weise miteinander verwoben sind. Gina, Mutter von vier Kindern, gefangen in einer monotonen, eingefahrenen Ehe, beginnt eine Affäre mit dem aufregenden, leidenschaftlichen Nick. Ginas Tochter wird misstrauisch und entdeckt die Untreue ihrer Mutter. Scheinbar weitab von allen steht Sylvia, Chefin in einem gut laufenden Restaurant, unglücklich, emotional abgestumpft und voll mit traumatischen, nie wirklich verarbeiteten Erinnerungen an vergangene Zeiten. Alle versuchen sie irgendwie ihr Glück und Erlösung zu finden.

Kritik

"Amores Perros", "21 Gramm" und "Babel". Große, bewegende Filmmeisterstücke vom mexikanischen Regisseur Alejandro González Iñárritu. Was die drei Filme noch eint, ist ihr Drehbuchautor, der in Guillermo Arriaga stets derselbe war. Nun ist aber Arriagas erster Film in Deutschland veröffentlicht worden, zu dem er nicht nur das Drehbuch verfasste, sondern den Regieposten gleich mit übernahm. Herausgekommen ist ein Film, der in seinem Stil und der Erzählstruktur an die genannten drei Filme erinnert, gleichermaßen aber auch eine ganz eigene Note aufweist. Durch die grandiose Darstellerriege, die Schauspielerinnen aus drei Generationen umfasst und die dichte, faszinierende Art des Erzählens, entsteht ein sehr berührendes Drama über existenzielle Themen, wie Leben, Sterben, Schuld und Vergebung.

Das episodenhafte Erzählen, das bereits seine vorangegangen Drehbucharbeiten ausgezeichnet hat, greift Arriaga auch in seinem Regiedebüt wieder auf. Vordergründig erzählt er die Geschichten dreier Frauen, die verschiedenen Generationen entstammen. Da wären Mariana, ein junges, heranwachsendes Mädchen, ihre Mutter Gina, die noch weitere drei Kinder zu versorgen hat, und zuletzt Susanna, ein seelisch gebrochenes Individuum, das emotional abgestumpft durch ihr Leben wandelt und bei dem vergangene Wundern nie wirklich geheilt werden konnten.

Bei den verschiedenen Erzählsträngen spielt Arriaga mit den Zeitdimensionen. Zentraler Fixpunkt ist der explodierende Campingwagen, in dem Gina zu Tode kommt. Die Geschehnisse vor und nach diesem grausamen, lebensverändernden Ereignis arrangiert Arriaga ohne Rücksicht auf eine erzählerische Stringenz. Er tut dies aber immer mit Rücksichtnahme auf die filmische Dramaturgie und seiner zu vermittelnden Botschaft, nie kommt der Eindruck auf, dass die verschachtelte Erzählweise nur reiner Selbstzweck ist.

Thematisiert werden die Auswirkungen einzelner, auf den ersten Blick kleiner, persönlicher Entscheidungen, die dann aber zu lebensverändernden Schicksalsereignissen werden. Ganz deutlich zeigt der Film auf, was Menschen dazu führt, bestimmte Dinge zu tun, wie sie der Mensch werden konnten, der zu so einer Entscheidung und Tat fähig ist. Es wird gleichzeitig aber auch der Mensch nach der Tat gezeigt, der sich durch eben diese grundlegend geändert hat, der mit Reue und Selbstekel zu kämpfen hat. Die Idee, diese verschiedenen Zeitdimensionen ineinanderlaufen zu lassen und somit die verschiedenen Persönlichkeiten – die vor dem Ereignis und die nach dem Ereignis- gegenüberzustellen, ist ein Schachzug, der im dramaturgischen Kontext des Filmes vollends aufgeht. Eine stringente Erzählweise hätte diese Dynamik und diese Vielschichtigkeit schwerlich erreichen können.

Das Konzept und die ungeheure Intensität, die der Film erreicht, sind aber schlussendlich zum großen Teil auch nur aufgrund der außergewöhnlichen Darstellerriege möglich. Charlize Theron zeigt abermals, was für eine hervorragende und uneitle Darstellerin sie doch ist. Den Schmerz und den Lebensüberdruss sieht man ihr in jeder Szene an, was ihre dargestellte Figur so bewegend und vielschichtig macht. Der Zuschauer fühlt regelrecht die enorme Traurigkeit, die diese Frau umhüllt. Kim Basinger steht ihr in nichts nach, denn ihr gelingt es, die Ambivalenz ihres Charakters greifbar zu machen. Eingeengt in einer immer liebloser werdenden Ehe sucht sie nach Befreiung und findet diese in einem anderen Mann. Zuletzt ist da noch Jennifer Lawrence, die zuletzt durch ihre Oscarnominierung für den Film "Winter's Bone" schlagartig berühmt wurde. Diesen Film drehte sie jedoch vor ihrem großen oscarnominierten Triumph und die Intensität und Authentizität in ihrem Spiel sind auch hier schon überdeutlich zu sehen. Ein paar der emotional aufwühlendsten, berührendsten Momente des Filmes gehen auf ihr Konto. Wer schon in einem so jungen Alter mit Schauspielgrößen wie Kim Basinger und Charlize Theron mithalten kann, dem steht eine große Karriere bevor.

Negativ anzumerken wäre im Grunde nur, dass dem Film noch der letzte Funke, der letzte große epische Moment fehlt, der ihn zu einem Meisterwerk gemacht hätte. So ist es aber immer noch ein ausgezeichnet gespieltes, stets berührendes, nachdenkliches Drama geworden, das zeigt, dass Guillermo Arriaga auch ganz alleine wirkungsvolle Filme umsetzen kann.

Fazit

Es hat lange gedauert bis der Film endlich auch nach Deutschland kam. Qualitative Gründe hat das lange Zögern jedoch nicht, gehört der Film doch zu den besten Dramen dieses Kinojahres.

Moritz Stock - myFanbase
05.06.2011

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