Bewertung

Choke – Der Simulant

"Ich bin das Rückgrat des kolonialen Amerika."

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Inhalt

Nachdem er sein Medizinstudium abgebrochen hat, arbeitet Victor Mancini (Sam Rockwell) als Laiendarsteller in einem historischen Dorf, um die Kosten für die Pflege seiner Mutter Ida (Anjelica Huston) zu bezahlen, die in einer psychiatrischen Anstalt dahinsiecht. Victors zweite Einnahmequelle ist noch bizarrer: In vornehmen Restaurants gibt er vor, an seinem Essen zu ersticken, damit einer der Gäste ihn retten kann und sich vor lauter Stolz über diese Heldentat auch weiterhin mit Geldgeschenken um ihn kümmert. Wenn Victor nicht gerade versucht, sein Konto aufzubessern, ist er mit seiner Sexsucht beschäftigt oder verbringt Zeit mit seinem besten Freund und Kollegen Denny (Brad William Henke). Als Victor eines Tages Dr. Paige Marshall (Kelly Macdonald), die Ärztin seiner Mutter, kennen lernt, machen sich zum ersten Mal Gefühle in ihm breit.

Kritik

Einen Roman von Chuck Palahniuk zu verfilmen ist keine einfache Aufgabe. Die Werke des amerikanischen Autors erzählen zynische und provokante Geschichten, die mit skurrilen Charakteren und jeder Menge bizarrer Details angereichert sind. Dies lässt sich nur schwer auf die Leinwand übertragen und in einen Rahmen von 90 bis 100 Minuten spannen. Die erste Verfilmung eines Romans von Chuck Palahniuk, "Fight Club", hat sich jedoch dank der grandiosen Darsteller und einer überzeugenden Bildsprache zum Kultfilm entwickelt. "Choke – Der Simulant" als zweite Palahniuk-Verfilmung kommt dagegen unauffälliger daher und kann die Stimmung des Buches nur unzureichend wiedergeben.

In seinem Bemühen, die besten Momente des Romans aufzugreifen, wirkt der Film leider oft wie Stückwerk. Verschiedene Szenen reihen sich aneinander, ohne dabei die kontroverse Wirkung zu entfalten, die sie im Roman besitzen. Victors Erlebnisse im Pflegeheim seiner Mutter beispielsweise wirken im Buch so richtig schön schizophren, doch davon ist im Film nur noch wenig zu spüren. Auch Victors im Buch durchaus witzige Angewohnheit, die Leute mit Blicken zu untersuchen und medizinische Diagnosen zu erstellen, wird nur einmal halbherzig angerissen. Die Masche mit den vorgetäuschten Erstickungsanfällen, nach der Buch und Film immerhin benannt sind, kommt in der Leinwandversion ebenfalls viel zu kurz. Es wird zwar gezeigt, wie Victor dabei vorgeht, doch seine Intention und die Resultate dieser Aktionen werden kaum vermittelt. Enttäuscht haben mich auch die Rückblicke in Victors Kindheit. Diese sind im Roman viel tragisch-komischer und weniger klischeehaft als in der filmischen Umsetzung. Man bekommt somit im Film nur einen oberflächlichen Eindruck von Victor, was Sam Rockwell durch sein überzeugendes Spiel aber zumindest teilweise wieder wettmachen kann.

Die Nebencharaktere werden noch stärker gekürzt, insbesondere Victors bester Freund Denny. Dessen eigenwillige Methode, die Sexsucht zu bekämpfen, ist im Film nur ein uninspirierter Randwitz, während sie im Roman viel ausdrücklicher thematisiert wird. Für die Rolle der Dr. Paige Marshall hat man zudem mit Kelly Macdonald keine Idealbesetzung gefunden, da es ihr nicht gelingt, diesem Charakter etwas Besonderes zu verleihen. Sie wirkt zu nichtssagend. Das Ende des Films schließlich unterscheidet sich deutlich von dem des Romans, was eben auch der Reduzierung vieler Handlungselemente geschuldet ist.

Wie der Film auf Zuschauer wirkt, die den Roman nicht kennen, kann ich kaum beurteilen. Er hat fraglos seine kontroversen Momente und seine skurrilen Eigenheiten, die durchaus ihre Wirkung erzielen, nur dass es allenfalls ein Bruchteil der Wirkung ist, die der Romanautor Chuck Palahniuk zu erzielen pflegt.

Fazit

Sam Rockwell holt das Beste aus dem Drehbuch heraus, das der Romanvorlage letztlich einfach nicht gerecht wird.

Maret Hosemann - myFanbase
10.06.2011

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