Rubber
"No reason"
Inhalt
Robert ist im Grunde ein ganz normaler Reifen, wäre da nicht seine Fähigkeit, mit reiner Willenskraft Köpfe platzen zu lassen. Aber ansonsten tut er, was Reifen eben so tun: Hauptsächlich rollen, rollen, rollen und dann noch ein wenig rollen. Manchmal auch ein wenig auf dem Boden liegen, aber dann wieder rollen. Wenn er dann genug gerollt ist, geht er manchmal auch ein wenig schwimmen oder schaut sich Aerobic-Kurse im Fernsehen an. Aber dann rollt er wieder und manchmal lässt er eben auch Köpfe zerplatzen. Aber hauptsächlich konzentriert er sich aufs Rollen.
Kritik
Die Prämisse eines Leute meuchelnden Killerreifens wirkt wahrlich skurril für die Rahmenhandlung eines Horrorstreifens. Man erwartet einen trashigen, humoristischen Splatterfilm mit allerhand übertriebener, blutiger Gewalt. Doch nach der Betrachtung von "Rubber" wird schnell klar, dass man es nicht mit einem konventionellen Horrorfilm zu tun hat. Vielmehr ist es ein abstraktes Kunstwerk, ein filmisches Experiment oder, und das trifft es wahrscheinlich am besten, es ist - wie auch im Film selbst gesagt wird - eine Hommage an die reine Willkür.
Schon zu Beginn des Films wird einer Zuschauergruppe mitgeteilt, dass man bei dem folgenden Werk keinesfalls nach dem Sinn suchen sollte, denn einen Sinn wird es nicht geben. Es ist wie mit vielen ungelösten Fragen, die das menschliche Dasein erst so interessant machen: Sie sind rätselhaft, geheimnisvoll und faszinierend. Wieso zum Beispiel ist die Luft, die wir atmen und zum Überleben benötigen, nicht sichtbar? Oder warum lieben manche Menschen Würstchen und andere nicht? Und warum um Himmels Willen ist der Außerirdische E.T in Steven Spielbergs Meisterwerk eigentlich braun? Fragen über Fragen, auf die es einfach keine Antwort gibt, man sollte einfach hinnehmen, dass das menschliche Wissen begrenzt ist und das man Quentin Dupieux' "Rubber" auf gar keinen Fall und unter keinen Umständen irgendwie ernst nehmen oder gar den Sinn darin suchen sollte, denn diesen gibt es schlicht und einfach nicht.
Bei der normalen Besprechung eines Filmes würde jetzt auf die Schauspielleistungen eingegangen werden, ob diese überzeugend, berührend, fesselnd oder doch eher aufgesetzt, lustlos oder kühl wirken. Dies wird hier nicht geschehen, denn wirklich spielende, dramatisch agierende Darsteller gibt es nicht. Der einzige, der eine wirklich intensive, mitreißende Darstellung abliefert, ist der stets in schwarz gekleidete, leicht schmutzige, von der Statur her recht rundliche, ein Loch in der Mitte aufweisende Reifen, der kongenial verkörpert wird vom noch recht unbekannten, aber in der Reifenszene bereits mit viel Lob bedachten Charakterreifen Robert.
Doch zurück zu mehr Ernsthaftigkeit: Das Spiel mit den verschiedenen Raumebenen gelingt prächtig. Die sonst vorherrschende Distanz zwischen Zuschauer und Kinoleinwand bzw. Fernseher wird einfach aufgebrochen. Im Grunde beobachtet der Zuschauer, Zuschauer, die einen Film über einen Killerreifen beobachten. Völlig wahnsinnig und durch und durch postmodern. Es wird permanent mit dem Zuschauer und seinen Sehgewohnheiten und Kinokonventionen gespielt, immer wieder gibt es vollkommen absurde Momente, die dann auch meist von den Zuschauern im Film als solche entlarvt werden. Als Spielfilm ist dieser Film dann auch schwer bewertbar, da er weder eine wirkliche Handlung oder sonst irgendwas bietet, an dem sich der völlig verwirrte und leicht verstörte Zuschauer festhalten kann.
Der Großteil des Filmes besteht im Grunde daraus, dass man einem Reifen beim Rollen durch eine trockene, leere Landschaft zuschaut. Durchbrochen wird das mit Szenen, in denen der Reifen schwimmen geht, Fernsehen schaut oder Leuten die Köpfe explodieren lässt.
Ein Versuch, ein Experiment, irgendwie auch eine zynische Kritik an der scheinheiligen, verlogenen Hollywoodwelt. Nicht ohne Grund steht am Ende des Films eine Armee von Reifen, angeführt vor einem Dreirad vor den Hollywood-Hills, wild entschlossen, dieser Plastikwelt den Kampf anzusagen. Genau wie dieser so ungeheuer kreative, verspielte kleine Kunstfilm, der zeigt, dass man mit Mut, Einfallsreichtum und einem gewissen Maß an Verrücktheit noch etwas völlig Neues, vorher noch nie da Gewesenes erschaffen kann.
Fazit
Filmgewordene, auf Zelluloid gebannte Absurdität. Clever, spielerisch gewitzt und auf eine faszinierende Art und Weise unterhaltsam. Ein echter Geheimtipp.
Moritz Stock - myFanbase
19.06.2011
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: RubberVeröffentlichungsdatum (Frankreich, Angola): 10.11.2010
Veröffentlichungsdatum (DE): 01.07.2011
Regisseur: Quentin Dupieux
Drehbuchautor: Quentin Dupieux
Genre: Komödie, Horror
Darsteller/Charaktere
Stephen Spinella
als Lieutenant Chad
Jack Plotnick
als Accountant
Wings Hauser
als Man in wheelchair
Roxane Mesquida
als Sheila
Ethan Cohn
als Filmfan Ethan
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