Bewertung
Steven R. Monroe

I Spit On Your Grave

"Frauen aus der Großstadt kommen doch nur aus einem einzigen Grund in solch abgelegene Orte..."

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Inhalt

Die junge Schriftstellerin Jennifer (Sarah Butler) möchte eine kleine Ruhepause von stressigen Alltag in der Großstadt nehmen, um ihre Gedanken für einen neuen Roman zu sammeln. Sie fährt dafür an einen abgelegenen Ort, wo sie sich eine Hütte mit einem See gemietet hat. Auf dem Weg dorthin verfährt sich Jennifer und macht einen kurzen Halt an einer Tankstelle, an welcher sie den Tankwart Johnny (Jeff Branson) nicht ganz höflich abblitzen lässt. Als sie schließlich die Hütte erreicht, ist sie erleichtert und erkundet zugleich die umliegende Gegend für gute Jogging-Wege. Nachts hört sie immer wieder ein Knirschen um ihr Haus, denkt sich aber nichts schlimmes dabei, bis eines Nachts die seltsamen Geräusche nicht aufhören wollen.

Kritik

"Ach du heilige Scheiße" habe ich mir gedacht, während ich den Film angeschaut habe. Was hat der Regisseur Steven Monroe sich bei dieser Produktion gedacht? Er hat sich hierfür zwar an den Film "Day of the Woman" aus dem Jahr 1978 angelehnt, aber letztlich doch seinen komplett eigenen Stil einfließen lassen. Vor dem Anschauen ist dem Zuschauer zwar klar, dass es sich hierbei um einen Film handelt, in dem eine Frau misshandelt wird. Was einem jedoch nicht klar ist, ist das, worauf sich der Regisseur fixiert. Vielmehr suggeriert der Kurzinhalt und die dazugehörigen Aufnahmen, dass das Hauptaugenmerk auf die Rache der Frau gelegt wird. Leider ist dem Ganzen nicht so!

Ein 'Rape & Revenge'-Film sollte im Grunde zwei Dinge bieten. Eine Misshandlung und eine im Anschluss folgende Rache, nach dem Prinzip 'Auge um Auge - Zahn um Zahn' seitens der misshandelten Person. Soweit, so gut. Doch was "I spit on your grave" tatsächlich liefert, ähnelt schon eher einem "Torture porn", was nicht jeder Mann oder Frau Geschmack ist und dadurch eher Ekel als Unterhaltung auslöst. Von Anfang an legt es der Regisseur aber auch darauf an, dass der Zuschauer sich an einer bildhübschen und aalglatten Frau aufgeilt und einen gewissen Voyeurismus hervorholt in Form einer Videoaufnahme, die hinter einer Glastür entsteht, und die Darstellerin Sarah Butler in Unterwäsche beim Waschen zeigt. Im Laufe des Filmes belässt der Regisseur es aber auch gar nicht dabei, nicht weiter vorzudringen. Er geht sogar zwei und drei Schritte weiter, denn er hat anscheinend Gefallen daran gefunden, zu zeigen, wie eine Vergewaltigung einer Frau auszusehen hat. Vom Alkoholkonsum, Prügel über die psychische Folterung, bis hin zur letztendlichen physischen Vergewaltigung in Form von sexuellen Geschlechtsverkehr in verschiedensten Varianten. In diesen 108 Minuten, die dieser Film bietet, sind gefühlt 30 bis 40 Minuten allein für die Vergewaltigung angelegt, was einfach zu viel ist. Zu viel für den Charakter und zu viel für den Zuschauer, denn dieser bekommt beim alleinigen Zuschauen einfach ein schlechtes Gefühl und ein Unwohlsein, welches länger anhält.

Über dieses unwohle Gefühl helfen nicht einmal mehr die im Anschluss folgenden Racheaktionen von Jennifer, die zwar perfide sind, aber deutlich zu schnell abgehandelt werden. Auch will man es Jennifer gar nicht abkaufen, dass sie das Ganze selbst geplant hat und dass Ganze auch wollte. Dies liegt insbesondere daran, dass sie nach ihrer Folter für etwa einen Monat in den tiefen der Wälder verschwindet, ohne dass ihre geistige Entwicklung aufgezeigt wird. Und überhaupt schaut Monroe vielmehr auf die männlichen Charaktere, als auf den weiblichen. Männer, die in einer Einöde der Vereinigten Staaten leben, allein stehend sind und weniger Kontakt mit attraktiven Frauen haben. Fast so, als würde Monroe versuchen, ihre Tat zu beschwichtigen, da es doch gar nicht anders kommen konnte.

Fazit

Schöne Aufmachung, schöne Frau, aber wenn es sie nicht geben würde, wäre dieser Film einfach als schlecht zu bewerten, da er eine Vergewaltigung an den moralischen Grundsätzen der Zuschauer vollzieht und weniger einen Unterhaltungs- als einen voyeuristischen Wert hat. Wer doch ein wirkliches Gefallen und Spaß an diesem Film empfindet, sollte sich vielleicht Gedanken über seine eigenen Wertvorstellungen machen.

Ignat Kress - myFanbase
05.08.2011

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