Bewertung
Will Gluck

Freunde mit gewissen Vorzügen

Foto: Copyright: 2011 Sony Pictures Releasing GmbH
© 2011 Sony Pictures Releasing GmbH

Inhalt

Dylan (Justin Timberlake) ist ein aufstrebender Art Director aus San Francisco und gefühlsmäßig verkrüppelt. Das zumindest behauptet seine Ex, die ihn wegen einer Lappalie abserviert hat. Zunächst wiederwillig lässt er sich von der toughen wie ehrgeizigen Headhunterin Jamie (Mila Kunis) zu einem Ortswechsel überreden. Gesagt, getan! Kurze Zeit später tritt Dylan seine Führungsposition bei dem erfolgreichen Männermagazin GQ an und schnuppert die schnelllebige Luft New Yorks. Auch von Jamie, die in der Liebe bisher ähnlich schlechte Erfahrungen gesammelt hat, ist er sofort angetan. Umgekehrt gilt das Gleiche. Dennoch haben beide vorerst die Schnauze voll von einer verbindlichen Beziehung. Sex ja, Gefühle nein danke!

Während Jamie weiterhin von dem perfekten Prinzen mit der weißen Kutsche träumt und langsam Gefühle für Dylan entwickelt, ist dieser vollends zufrieden mit dem spontanen Sex-Pakt, den er und Jamie in einer alkoholreichen Nacht geschlossen haben. Allmählich mutiert die Freundschaft mit gewissen Vorzügen zur Gefühlsfalle.

Kritik

Dass eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen nicht nur aus der Hose raus, sondern auch in die Hose gehen kann, bewiesen zu Beginn diesen Jahres bereits Natalie Portman und Ashton Kutcher in der romantischen Komödie "Freundschaft Plus". Mit mäßigem Ergebnis. Ja, langsam kennt der gelangweilte Cineast diese stets aufgefrischten Lovestorys, in denen Mann und Frau sich gegenseitig beteuern, dass eine Freundschaft ohne tiefere Gefühle kein Problem sein dürfte. Wer macht hier wem eigentlich etwas vor? Beginnt das verzwickte Gefühlskarussell sich doch zumeist wenige Filmsequenzen später zu drehen. Surprise, surprise!

Während Harry und Sally im Jahre 1989 noch recht keusch an diese Thematik herangingen und eher über die Theorie philosophierten (wer kann sich nicht an Meg Ryans gespielten Kult-Orgasmus im Restaurant erinnern?), geht das moderne Freundschaftgespann einen riesigen Schritt weiter. "Raus aus den Klamotten und rein in die Federn", lautet das Motto. Und so wird aus einer spontanen Eingebung heraus ein Pakt geschlossen, der das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden soll. Zwei von der Liebe gebeutelte Seelen, in diesem Fall Justin Timberlake und Mila Kunis, wollen einfach nur ihren Spaß haben und ganz unverbindlich miteinander durch die Betten hüpfen... bis es "überraschend" emotional wird und der Verstand mit dem Herzen per Du geht. Aus Spaß wird schlagartig eine ernste Angelegenheit, die sich in diesem Fall sehen lassen kann und dabei sogar Laune macht. Einer vorhersehbaren wie frisch aufgetunten Storyline zum Trotz.

Was Regisseur und Drehbuchautor Will Gluck ("Einfach zu haben") dem Zuschauer hier präsentiert, ist sicherlich kein herausragendes Kino, dafür aber humorvolles Entertainment der gekonnten Art. Mit Justin Timberlake ("The Social Network") und Mila Kunis ("Black Swan") holt er sich zwei junge Schauspieltalente ins Bett, die es wirklich draufhaben und zudem nett anzuschauen sind. Routiniert spielen sie sich gegenseitig die Bälle zu und harmonieren auf der verbalen wie romantischen Ebene, wenngleich ihre Charaktere recht stereotypisch angelegt sind. Ebenso wie einige Nebenfiguren, die u.a. aus einem homosexuellen Sportredakteur (Woody Harrelson) und Jamies extrem hipper Mum (Patricia Clarkson) bestehen.

Die aus-Freundschaft-mach-Liebe-Chemie ist dennoch stimmig und unterhält bestens. Entsprechend zieht "Freunde mit gewissen Vorzügen" im gut getimten Tempo an "Freundschaft Plus" vorbei. Mittels mäßig nackter Haut, witzigen Dialogen, die den Zuschauer ausnahmsweise mal nicht zum Fremdschämen animieren (Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel), und einer authentischen Darstellung, die geschickt in die atemberaubende Kullisse des schnelllebigen New Yorks integriert wird.

Wenn wir schon beim Thema sind. Wer jetzt glaubt, dass es sich hierbei um eine inspirierende Kopie von "Freundschaft Plus" handelt - der Filmtrailer zumindest spricht da Bände - liegt daneben. Beide Filme wurden in etwa zur gleichen Zeit produziert. Zudem beschreitet Will Glucks Darstellung der freizügigen Freundschaft etwas andere Wege und bedient sich modernster Kommunikations- sowie Unterhaltungsmittel. Es ist schon recht unterhaltsam, wenn Art Director Dylan und Headhunterin Jamie mit Hilfe einer Bibel-App ihren Sex-Pakt besiegeln oder mitten in einen Flashmob geraten, damit Jamie ihrem neuen Schützling das coole New York schmackhaft machen kann. Auf leicht komödiantisch-dramaturgische Elemente wird ebenfalls nicht verzichtet: für die ist Richard Jenkins ("Das Leuchten der Stille") als Dylans leicht vergesslicher Vater, mit einem Hang zur luftigen Bekleidung, zuständig.

Ein weiteres Highlight ist aber wohl der Film-im-Film, in welchem Jason Segel, alias Marshall Eriksen aus "How I Met Your Mother", samt Filmpartnerin die kitschigsten Elemente einer romantischen Komödie, mit allem was dazu gehört, aufs Korn nimmt. Im Gegensatz zur witzlosen Komödie "Bad Teacher", in der Segel und Timberlake gemeinsam mit Power Blondine Cameron Diaz vor der Kamera standen, machen sie in Glucks neuestem Werk also eine etwas überzeugendere Figur. Sogar leichte Erinnerungen an Justins Boygroup-Vergangenheit kommen auf, wenn er gelegentlich schmalzige Ohrwürmer zum "Besten" gibt. Wer also einfach mal wieder nett abschalten und dabei die Lachmuskeln auf Trab bringen möchte, der könnte hier auf seine Kosten kommen. Leider nicht zu vergessen, das überaus klischeebehaftete wie berechenbare Happy-End, das jegliche Überraschung vermissen lässt und sehr konstruiert daher kommt. Kennen wir es anders?

Fazit

Regisseur und Drehbuchautor Will Gluck erfindet das Komödien-Rad zwar nicht neu, punktet aber mittels harmonisierender Hauptdarsteller, gekonntem Wortwitz und der ansehnlichen Kullisse New Yorks. Im Ganzen also eine Romantikkomödie mit gewissen Vorzügen. Nicht perfekt und größtenteils vorhersehbar, dafür aber für knisternde Romantik und herzhafte Lacher gut. Dagegen ziehen Ashton Kutscher und Natalie Portman in der vergleichbaren Lovestory "Freundschaft Plus" den Kürzeren.

Doreen B. - myFanbase
10.09.2011

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