Bewertung
Rémi Bezançon

C'est la vie - So sind wir, so ist das Leben

Freitag, 3. Dezember 1993:
Der erste Tag vom Rest meines Lebens.

Foto: Copyright: 2011 STUDIOCANAL GmbH
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Inhalt

Frankreich, 1988: Wir werfen einen Blick in das Leben einer ganz gewöhnlichen, französischen Familie. Zwei Erwachsene, drei Kinder, ein Hund und reine Alltäglichkeit. Aus zwölf Jahren ihres Zusammenlebens zeigt Regisseur und Drehbuchautor Rémi Bezançon jeweils den entscheidendsten Tag eines jeden Familienmitglieds und zeichnet so die Höhen und Tiefen ihres gemeinsamen Daseins. Zwölf Jahre, die alles verändern, Probleme mit sich bringen, die die Familie auf eine harte Zerreißprobe stellen und alles sicher Geglaubte verändern, sie aber letztendlich auch wieder zusammenbringen:

Während Tochter Fleur (Déborah François) sich auf der Suche nach der großen Liebe immer wieder in die Falschen verliebt und Sohn Raphael (Marc-André Grondin) gar nicht erst das heimische Nest verlassen will, scheint nur der älteste Sohn Albert (Pio Marmaï) mit beiden Beinen im Leben zu stehen, entpuppt sich allerdings zusehends als egozentrischer Choleriker seiner Familie gegenüber. Als nun auch noch die Ehe von Marie-Jeanne (Zabou Breitman) und Robert Duval (Jacques Gamblin) ins Wanken gerät, fehlt nicht mehr viel, um das schwankende Kartenhaus der familiären Idylle in Trümmer zu legen.

Kritik

Obwohl er sich in Frankreich über Nacht zum regelrechten Kassenschlager entwickelte, lief "C'est la vie" bei uns wiedermal nur in ausgewählten Kinos und bei mäßigem Interesse der breiten Masse an. Zu schade, denn es handelt sich um ein echtes Schmuckstück.

"Le premier jour du reste de ta vie", so heißt der dreifache César-Gewinner im französischen Original, was so viel bedeutet wie: "Der erste Tag vom Rest deines Lebens". Diese tiefgründige Botschaft vermittelt der Film, ist in seiner Einfachheit stellenweise dennoch extrem nachdenklich und emotional geprägt. Was mir besonders zusagt, ist das hohe Maß an Authentizität mit dem wir es zu tun haben, die Tatsache, dass wir hier endlich noch einmal echten Menschen zusehen dürfen, denen wir uns so viel näher fühlen als den klischeebeladenen Statuen aus Hollywood.

Trotz dieser engen Beziehung zwischen Zuschauer und Figur sowie der Schwere und Traurigkeit einiger Themen gelingt Bezançon der Spagat zwischen Drama und Komödie, der sonst so oft misslingt. Die Dialoge sind jung, frisch und voller Elan, die Figuren bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und lassen den Zuschauer so manches Mal schmunzeln. So bietet "C'est la vie" auch leichte Momente, erzählt mit unglaublichem Charme eine so einfache Geschichte mitten aus dem Leben - temporeich und mit immer neuen Überraschungen. Nicht zuletzt trägt natürlich auch die teilnehmende französische Schauspielertruppe zum Gelingen des Films bei, die perfekt miteinander harmoniert. Die Chemie stimmt einfach in diesem Film, so viel steht fest.

Das französische Kino hat sich mittlerweile ein festes Standbein im internationalen Filmgeschäft gesichert: Diese Art von Kino ist immer anders, fern ab von allem, was wir aus Amerika oder dem heimischen Filmprogramm kennen. Mal träumerisch und verspielt, dann wieder witzig und intellektuell. 

 

Fazit

"C'est la vie" ist ein emotionaler, tiefgründiger und dennoch ungeheuer charmanter Familienfilm, der glücklich macht. Außerdem  ist er nur noch ein zusätzlicher Beweis dafür, dass man sich als Zuschauer viel öfter auf Unbekanntes einlassen sollte. Wer weiß, was einen Tolles erwartet?

Vinona Wicht - myFanbase
11.09.2011

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