Bewertung
Jamil Dehlavi

Infinite Justice - In den Fängen der Al Kaida

With every battle that you win, you make another enemy!

Foto: Copyright: 2011 Universum Film GmbH
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Inhalt

Der 11. September 2011 veränderte die Welt. Nicht nur die Familien der rund 3.000 Toten, sondern ganz Amerika und die westliche Welt litt unter den Anschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon. Tausende junge Männer meldeten sich bei der Army an und wollten die Menschen bekämpfen, die sie für den Anschlag verantwortlich machten. Weniger als einen Monat später begann George W. Bush einen Krieg gegen Afghanistan zu führen. Zwei Jahre später folge der Krieg im Irak.

Auch für den jüdischen Journalisten Arnold Silverman (Kevin Collins) änderten die Anschläge sein Leben. Seine geliebte Schwester wurde bei den Anschlägen getötet, was ihn seither nicht mehr losgelassen hat. Vier Monate nach den Anschlägen begibt er sich auf eine Recherche bei der Organisation, die für alles verantwortlich gemacht wird, der Al Kaida. Bei seinen Recherchen begegnet er dem jungen muslimischen Fundamentalisten Kamal Khan (Raza Jaffrey), der sich im gleichen Alter wie Silverman befindet und ihm vergleichsweise aufgeschlossen und weltoffen erscheint. Khan verspricht Silverman ein Interview mit einem der Hintermänner von Bin Laden. Zunächst scheint alles gut zu sein und Silverman und Khan haben schnell eine seltsame Verbindung. Doch dann findet sich der Journalist in einem unbekannten Versteck und als Geisel der Al Kaida wieder. Das war nicht geplant gewesen.

Kritik

Infinite Justice – Unendliche Gerechtigkeit. Unter dem Namen wurde die Operation der US-Streitkräfte bekannt, die die terroristischen Zellen angriff, die für die Anschläge am 11. September verantwortlich gemacht wurden. Unendliche Gerechtigkeit für jene 3.000 Menschen, die am 11. September in New York, Washington und Pennsylvania ihr Leben lassen mussten. Doch nicht nur für jene betroffene Familien und die Familien der Soldaten veränderte der Tag alles, auch das Bild der Muslime veränderte sich in der westlichen Welt.

Nun, zehn Jahre später, hat die Welt den Tag immer noch nicht aufgearbeitet. Immer noch sind tausende Fragen offen. Immer noch herrscht Krieg in den betroffenen Gebieten. Ein perfekter Zeitpunkt also, einen Film über die Auswirkungen der Anschläge zu veröffentlichten, der schon älter ist und bisher nur auf seine Chance wartete. So der Film "Infinite Justice – In den Fängen der Al Kaida", der bereits im Jahr 2006 fertig gestellt wurde. Er stammt von dem pakistanischen Filmemacher Jamil Dehlavi, der neben der Regie auch die Produktion und das Drehbuch übernahm und der von einer englischen Produktionsfirma verwirklicht wurde. Dahlavi macht sich dabei auf die Suche nach Antworten und stellt eindrucksvoll die verschiedenen Weltanschauungen gegenüber, die einen jungen Amerikaner von einem muslimischen Fundamentalisten trennt. Dabei entstehen einige wundervolle Szenen, wenn Khan und Silverman sich in einem einsamen Raum gegenübersitzen und eine Partie Schach spielen. Die beiden Männer, die unter anderen Umständen beste Freunde werden könnten, werden oftmals überworfen von den unterschiedlichen Denkweisen. Hier versucht Dahlavi, fast ohne zu werten, die beiden Seiten einzufangen und widerzuspiegeln. Hätte sich der Film auf die Beziehung der beiden Männer konzentriert, die eindeutig der interessante Aspekt dieses Films ist, so hätte dieser einen sicherlich noch mehr gepackt. In den Gesprächen begibt sich Dehlavi auf das gefährliche Terrain, auch die Motivation hinter den Terroranschlägen einzufangen.

Dehlavi bemüht sich sichtlich um Realismus, wird jedoch dabei von den vielen Fakten, Vermutungen und seinen hohen Ambitionen übermannt. Oftmals liefert er aufgrund dessen auch nur die Schwarz-Weiß-Antworten auf die Fragen, ohne auf mögliche Grauzonen zu achten. Der Film wirkt daher überladen mit vielen Informationen und pendelt zwischen dem realistischen Einfangen der Tatsachen und der Fiktion, die eine solche Geschichte beinhaltet. Dabei ist es – wie schon einmal angesprochen – wirklich schade, dass sich Dehlavi nicht auf die beiden Hauptcharaktere konzentriert hat und etwas mehr Zeit mit der Vertiefung eben jener verbracht hat. Auch um gewisse Klischees kommt Dehlavi nicht umher und liefert so nur eine unbefriegende Antwort auf die Frage der Motivation von Khan. Der Figur des Journalisten Silvermans fehlt ebenso der nötige Tiefgang, um seine Ambitionen zu rechtfertigen. So weiß man zwar, dass dieser vor kurzem seine Schwester verloren hat, doch wirkliche Trauer ist dem Journalisten nicht anzumerken.

Doch abseits dieser Dinge, ist "Infinite Justice" - wenn man ihn als Polit-Thriller sieht, tatsächlich einer der besseren dieses Genres. Gerade die Dialoge überzeugen und auch die scheinbar ausweglose Situation, in der sich Silverman befindet, schafft es schnell, dem Zuschauer die nötige Stimmung zu vermitteln. Der Zuschauer bangt um das Leben des Journalisten und weiß nicht, was als nächstes passieren wird. Dabei schafft es der Film, ohne großartig auf die alten, bedeutungsreichen Bilder zu setzen, eine Spannung und ein Unbehagen beim Zuschauer herbeizurufen.

Fazit

Mit großen Ambitionen und einer guten Ausgangslage hätte "Infinite Justice - In den Fängen der Al Kaida" tatsächlich ein guter, aufklärender und lehrender Film werden können. Doch mit zu hohen Ansprüchen von Seiten des Autors und oftmals nur unzureichender Hintergrundvermittlung, kann dieses Potenzial nicht vollens genutzt werden. Schade, denn so hätte "Infinite Justice" auch mehr als nur ein spannender Thriller werden können.

Eva Klose - myFanbase
14.11.2011

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