Bewertung
James Gunn

Super – Shut Up, Crime!

"You don't butt in line! You don't sell drugs! You don't molest little children! You don't profit off the misery of others! The rules were set a long time ago! They don't change!"

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Inhalt

Frank D'Arbo (Rainn Wilson) ist Koch in einem Schnell-Imbiss und genau das, was man landläufig als "Verlierer" bezeichnen würde. Einen der wenigen schönen Momente in seinem Leben ist die Hochzeit mit Sarah (Liv Tyler). Als es dem Kleinganoven Jacques (Kevin Bacon) dann auch noch gelingt, Sarah von Frank loszueisen, brechen bei Frank alle Dämme. Nachdem er denkt, dass Gott (Rob Zombie) und der christliche Fernsehsuperheld The Holy Avenger (Nathan Fillion) zu ihm gesprochen haben und ihn dazu drängen, ein Superheld zu werden, beginnt Frank, sich sein eigenes Superheldenkostüm zu nähen und fortan auf Verbrecherjagd zu gehen. Mit einem Schraubenschlüssel bewaffnet, kümmert er sich fortan um Drogendealer, Pädophile, Drogendealer oder auch um Vordrängler in Schlangen vor dem Kino. Unterstützung erhält er hierbei von der Comicverkäuferin Libby (Ellen Page), die sich als sexy Sidekick anbietet.

Kritik

Ein wenig befremdlich ist es schon, wie sehr auf James Gunn, Regisseur und Drehbuchautor von "Super", eingedroschen wurde, seit man von dem Film erfuhr. In Anbetracht eines recht ähnlichen Werks über einen Superhelden ohne Superkräfte namens "Kick-Ass", der kurze Zeit vorher erschien, wurde "Super" als schlichte Kopie und als ein offensichtlicher Versuch, vom Hype zu profitieren, gebrandmarkt. Der Shitstorm gegen Gunn wurde teils so drastisch, dass sich Mark Millar, Erfinder von "Kick-Ass", dazu genötigt sah, allen Beteiligten mitzuteilen, dass "Super" zwar später als "Kick-Ass" veröffentlicht wurde, jedoch beide Filme zur selben Zeit entstanden. Gunn, der mit der herausragenden Web-Serie "PG Porn" seinen Sinn für Humor unter Beweis stellte, verwies unterdessen zusätzlich auf die anderen Superhelden-ohne-Superkräfte-Filme, die in den vergangenen Jahren veröffentlicht wurden und bewiesen, dass "Kick-Ass" mitnichten der erste seiner Art war.

So haben auch inhaltlich die beiden Filme recht wenig miteinander zu tun. Die eigentliche Motivation von Frank, Superheld zu werden, ist eher dem Wunsch geschuldet, es endlich mal krachen zu lassen und sich vermeintliche Verbrecher als Ventil für seine aufgestauten Frustationen zu suchen. Zudem geht "Super" bezüglich Gewalt und Schimpfwörter nochmal eine ganze Spur weiter als "Kick-Ass", womit man all denjenigen, denen Matthew Vaughns Comicadaption trotz alledem zu brav war, entgegen gekommen ist. Dabei entlarvt man auch noch gekonnt die zweifelhafte Moral, die das Publikum bei Superhelden-Filmen hat. Der Superheld soll die bösen Jungs einfach mal ordentlich verprügeln und damit staatlich legitimiert Gewalt gegen jemanden einsetzen zum Beweis, dass Gewalt keine Lösung sei. Dass Superhelden sich von den vermeintlichen Bösewichten manchmal nur durch ihr Kostüm unterscheiden und auch einmal Unbewaffnete für kleine Vergehen verprügeln, wie dies Libby in einem Fall tut, wird hier gekonnt thematisiert.

Ebenso ist die Art und Weise, wie Frank mit einem schweren Schraubenschlüssel bewaffnet auf Verbrecher losgeht und dabei auch keinen Halt macht vor Leuten, die sich in der Kinoschlange vordrängeln, durchaus fragwürdig. Am Ende wollte James Gunn wohl allen Zuschauern einen Spiegel vor deren Gesicht halten und ihnen zeigen, wem man da eigentlich gerade zujubelt, ohne sich bisher große Gedanken darüber gemacht zu haben. Auch die Form der Darstellung, weswegen sich Frank dazu entscheidet, Verbrecher zu jagen, ist durchaus gelungen, wird hier doch nicht nur kurzerhand der Einfluss von Religion auf die Motivation eines jeden Einzelnen konterkariert, sondern mit Rob Zombie als Stimme Gottes und Nathan Fillion als christlicher TV-Superheld The Holy Avenger auch noch brüllend komisch präsentiert.

Leider setzt "Super" bis auf diese zwei Glanzpunkte über eine Laufzeit von eineinhalb Stunden kaum noch weitere. Auf der einen Seite möchte man eine bitterböse schwarze Komödie sein, auf der anderen Seite stimmt aber ziemlich oft das Timing nicht oder die Pointe deutet sich bereits von Weitem an. Ein wirklicher Grundstock an Humor, von dem aus der Film die kommenden 90 Minuten meistern kann und von dem aus nicht so recht zündende Witze mitunter auch mal übertüncht werden, entsteht so erst gar nicht. Auch das Drama ist eher wenig gelungen, was insbesondere auch mit dem mangelnden Interesse an den einzelnen Charakteren zusammenhängt. Frank ist irgendwo tief in seinem Inneren ein ganz netter Typ, jedoch zeigt er das viel zu selten, sondern verheddert sich stattdessen in übertriebenen Gefühlsausbrüchen, Unfähigkeit und Gewalttätigkeit. Nein, Frank muss per se nicht sympathisch sein, insbesondere nicht bei "Super", der es sich auf die Fahnen schreibt, Gesellschaftskritik zu üben. Aber weniger nervig wäre schon schön gewesen.

Apropos nervig: Libby als Sidekick für Frank will ihm entweder an die Wäsche oder schreit hysterisch herum. Mehr bietet sie tatsächlich nicht. Schon bereits nach wenigen Minuten wünscht man sich, dass sie möglichst schnell wieder aus Franks Leben verschwindet, selbst wenn man anfangs gespannt darauf war, wie sich Ellen Page für diese Mini-"Juno"-Reunion in der Rolle macht. Liv Tyler als Sarah darf schön aussehen und Kevin Bacon als Jacques einen Kleinkriminellen gemäß 08/15-Baukasten mimen. Weniger namhafte Schauspieler hätten diese Minimalanforderungen sicherlich auch erfüllt. Zudem merkt man das vergleichsweise geringe Budget in Höhe von ca. zwei Millionen US-Dollar deutlich, insbesondere bei den Special Effects. Hier wären weniger Traumsequenzen und Visionen mehr gewesen, schon allein, um die hanebüchene CGI-Technik nicht über Gebühr zu strapazieren. Logikfehler sind auch nicht von der Hand zu weisen. Insbesondere fragt man sich, weswegen Frank so gar keine Probleme durch Polizei oder andere bekommt, nachdem er mehr als nur einmal erkannt wurde. Ob das nun eine Kritik an "ich-ziehe-meine-Brille-aus-und-sehe-wie-ein-komplett-anderer-Mensch-aus"-Superman und Co. ist oder ob man schlichtweg geschludert hat, bleibt offen. Zumindest wäre es durchaus förderlich gewesen, auch mal derartige Konsequenzen des Superheldentums zu zeigen, vor allem, wenn man den Anspruch hat, auch mal ernst zu sein.

Fazit

Das größte Problem ist, dass es "Super" nicht gelingt, Humor und Drama ansprechend miteinander zu verbinden. So wirkt so mancher Witz ebenso deplatziert wie einige gefühlsgeladene Szenen, die in dieser Form unmöglich ernst genommen werden können. Die Charaktere bleiben größtenteils blass, sodass am Ende eine gute Idee, zwei gelungene Leitmotive und ein paar wenige lustige Momente bleiben. Damit ist "Super" zwar alles andere als schlecht, aber ob er als Ersatzdroge für all diejenigen, denen "Kick-Ass" nicht weit genug ging, fungieren kann, sei dahingestellt.

Andreas K. - myFanbase
27.11.2011

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