Bewertung
Dany Boon

Nichts zu verzollen

Ein grenzenloser Spaß

Foto: Copyright: 2011 PROKINO
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Inhalt

Als im Januar 1993 die innereuropäische Grenzöffnung in Kraft tritt, stellt das die Bewohner einer kleinen Grenzstadtzwischen Belgien und Frankreich vor allerhand Probleme. Vor allem der griesgrämige, Franzosen zutiefst verabscheuende Belgier und Grenzwächter Ruben Vandevoorde (Benoît Poelvoorde) will sich mit dieser gravierenden politischen Umwälzung nicht so einfach abfinden. Ihm gegenüber steht der französische Grenzwächter Mathias Ducatel (Dany Boon), dessen Probleme eher romantischer Natur sind: Er hat sich unsterblich in die Schwester von Ruben verliebt und weiß nicht, wie er diesen Umstand ihrer Franzosen hassenden Familie erklären soll. Die Probleme beginnen sich aber erst so richtig zuzuspitzen, als Ruben und Mathias zusammen für eine mobile Grenzwache zusammenarbeiten müssen und es mit einem Drogenschmugglerring zu tun bekommen.

Kritik

Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Dany Boon feierte mit seinem letzten filmischen Werk, der vergnüglichen Komödie "Willkommen bei den Sch'tis" einen unglaublichen Erfolg. In Frankreich wurde der Film mit über 20 Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film aller Zeiten und auch in Deutschland strömten über zwei Millionen Menschen in die Kinos, um sich die französische Volksverständigungskomödie anzusehen. Was kann auf einen solch unfassbaren Erfolg, der Kritiker und das Publikum gleichermaßen begeisterte, eigentlich noch folgen? Eine weitere Komödie, bei der es diesmal nicht um innerfranzösische, regionale Eigenheiten geht, sondern um internationale Vorurteile und Fremdenhass. Leider erreicht das neue Werk vom kreativen Tausendsassa Dany Boon, der auch hier wieder Regie führte, das Drehbuch beisteuerte und eine der Hauptrollen verkörperte, nicht den beschwingten Charme seines Vorgängers und verliert sich viel zu sehr in seinem albernen, einfach gestrickten Humor.

Das Thema Fremdenhass und latente Ressentiments gegen andere Nationalitäten ist zunächst ein äußerst mutiges und deshalb auch gerade interessantes Thema für eine Komödie. Leider behandelt Boon diese heikle Thematik nur allzu oberflächlich und reduziert diese auf vereinzelte, wenig innovative Witzchen. Viel mehr als die politische Dimension scheint ihm die romantische Dimension der Geschichte zu interessieren und so geht es auch eher um die "verbotene" Liebe von einem Franzosen zu einer Belgierin und wie man diese möglichst effektiv vertuschen kann. Daraus resultieren allerhand Verstrickungen, die mal mehr, mal weniger humorvoll in Szene gesetzt sind, meist aber auf einer schlicht albernen Ebene feststecken.

Das Spiel mit landestypischen Klischees und den unterschiedlichen sprachlichen Akzenten funktioniert wohl auch besser in der Originalversion, wobei sich die Synchronisation, wie schon bei den Sch'tis, reichlich Mühe gibt, diese Eigenheiten akkurat ins Deutsche zu übertragen. Über die ganze Laufzeit wird man aber das Gefühl nicht los, dass man dies alles in Boons Vorgängerwerk schon besser, pointierter, spritziger und charmanter gesehen hat. Der Film wirkt wie ein bemühter Versuch, den Erfolg der Sch'tis zu wiederholen und wirkt gerade deshalb wenig frisch.

Die Schauspieler geben ihr Bestes und gerade deren Verdienst ist es, dass an einigen Stellen doch geschmunzelt werden kann und der Film schlussendlich doch recht ordentliche Unterhaltung bietet.

Fazit

Insgesamt ist "Nichts zu verzollen" eine größtenteils überraschungsfreie, harmlose französische Komödie, der der Mut fehlt, politisch Stellung zu beziehen und durch ihre Oberflächlich- und Belanglosigkeit größtenteils enttäuscht. Dany Boon kann es definitiv besser.

Technische Details

Erscheinungstermin: 1. Dezember 2011

Moritz Stock - myFanbase
30.11.2011

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