Bewertung
José Padilha

Elite Squad - Im Sumpf der Korruption

"Innerhalb eines Tages habe ich das ganze System zusammenbrechen lassen."

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Inhalt

Es ist rund zehn Jahre her, dass Captian Nascimento (Wagner Moura) ein Einsatzkommando der BOPE, der Elitetruppe der brasilianischen Militärpolizei, anführte, um zumindest zeitweilig für etwas Ruhe und Ordnung in den Slums der Stadt zu sorgen. Inzwischen leitet er die BOPE und kann bereits auf einige Erfolge im Kampf gegen die Drogenmafia zurückblicken. Während die Kriminellen der Stadt jedoch meist ein klares Ziel abgeben, muss Nascimento mehr und mehr auch gegen einen neuen Feind aus den eigenen Reihen kämpfen: Korrupte Polizisten und Politiker versuchen die Machtspiele der unterschiedlichen kriminellen Gruppierungen für ihre eigenen Zwecke zu nutzen und gehen dabei bis zum Äußersten.

Kritik

2008 wurde auf der Berlinale der Film "Tropa de Elite" des brasilianischen Regie-Neulings José Padilha der Weltöffentlichkeit präsentiert. Man konnte die Begeisterung für den Film bei allen Zuschauern wahrnehmen, und die Premiere war somit ein voller Erfolg. Ein gutes Jahr später kam der Film in die deutschen Kinos. Jetzt schreiben wir das Jahr 2012, und die Fortsetzung des überaus bombastischen ersten Teils erscheint in Deutschland Direct-on-DVD im Einzelhandel. Dabei muss man sich aber nicht viele Gedanken über die Qualität des Films machen. Auf die Berlinale 2011 hatte es der Film schließlich auch geschafft, nur eben nicht landesweit. Ist aber auch nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der erste Film gerade einmal 10.000 Besucher anlocken konnte... im deutschen Lande.

"Elite Squad - Im Sumpf der Korruption" spielt am Ende genau dreizehn Jahre nach dem ersten Film, und behält dabei trotzdem seinem Stil aus Pseudo-Dokumentation und Off-Erzähler bei. Ebenso hält Regisseur José Padilha wohl nicht viel aus überwältigenden Actionszenen und Explosionen, und bleibt dabei seiner Linie treu, die Geschichte so nah wie möglich an der Realität in seinem Land angrenzen zu lassen. Seinen Einstieg in den Sumpf der Korruption beginnt der Film dabei mit einer fast schon elektrisierenden und nervenaufreibenden Szene, die sich in einem Hochsicherheitsgefängnis von Rio abspielt. Dass dabei auch gleich gezeigt wird, wie ein Mensch kurzerhand verbrannt und erschossen wird, ist nur das kleinere Übel, was im Verlauf noch gezeigt wird.

Diese "üblen" Szenen sind für den Film lediglich ein Mittel zum Zweck, um aufzuzeigen, wie Korruption tatsächlich aussieht, und nicht wie sie in den Medien wiedergegeben wird. Ein Mittel, das hilft, sich voll und ganz auf das Thema einzustellen, denn der Zuschauer sollte diesem Schauspiel auf jeden Fall seine vollste Aufmerksamkeit widmen. Gezeigt werden nämlich sehr viele unterschiedliche Charaktere, die jeweils ihre eigenen Geschichten erzählen, diese aber wiederum wunderbar gelöst ineinander greifen, und damit auch ein Netzwerk schaffen, welches nur zusammenbrechen kann. Es mag einem auch sicherlich auffallen, wie überspitzt einige Charaktere wirken, nur ist dies keinesfalls ein Zeichen kulturell unterschiedlicher Stilmittel, sondern eine pragmatisch betrachtet vermutete Metapher, welche das Hauptthema im besonderen Maße verdeutlicht.

In dieser Hinsicht spricht der Film Klartext, doch gleichzeitig verabscheut er es, sich auf eine Seite zu stellen, um sie mit einem moralischen Zeigefinger besser zu positionieren, als die andere. Dabei wäre es ein leichtes gewesen, das zu bewerkstelligen, denn mit Colonel Nascimento wird ein durchaus sympathischer Hauptcharakter in den Vordergrund gestellt, welcher Äußerungen in den Raum stellt, die für viele als fragwürdig gelten können. Nur wer bestimmt dies? Eigentlich können das doch nur die bestimmen, die davon betroffen sind. Eine Meinung zu bilden ist dagegen unproblematisch, nur durch die Einbringung des linken Politikers Fraga - der somit das komplette Gegenteil Nascimentos abbildet - macht es dem Zuschauer wiederum schwer, sich auf eine Position zu stellen und diese auch in allen Zügen zu vertreten.

Fazit

Ein Film mit ausgeklügelter Handlung, exzellenter Aufnahmen – insbesondere jener, die in den Favelas von Rio abspielen – und einem Cast, der einen nur staunen lässt. Dieser Film ist eine Fortsetzung die genauso gut, wenn nicht sogar besser, ist als sein Vorgänger, und ladet mit geballter Spannungskurve ein zum Anschauen.

Ignat Kress - myFanbase
24.03.2012

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