Bewertung

Marvel's The Avengers

"There was an idea to bring together a group of remarkable people, so when we needed them, they could fight the battles that we never could..."

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Motion Pictures Germany
© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

Inhalt

Der nach vollkommener Macht strebende Bruder Loki (Tom Hiddleston) des Donnergottes Thor (Chris Hemsworth) reist auf die Erde, um diese zu zerstören. Damit sein finsterer Plan vereitelt und die Erde in letzter Sekunde noch gerettet werden kann, bittet der Leiter der geheimen Regierungsorganisation S.H.I.E.L.D Nick Fury (Samuel L. Jackson) eine Gruppe von Helden um Hilfe. Nach einiger Überzeugungsarbeit tun sich schließlich die vollkommen unterschiedlichen Superhelden Iron Man (Robert Downey Jr.), Hulk (Mark Ruffalo), Thor, Captain America (Chris Evans), Hawkeye (Jeremy Renner) und Black Widow (Scarlett Johansson) zusammen, um die Menschheit zu retten.

Kritik

Es ist wohl eines der ambitioniertesten und größten filmischen Projekte überhaupt, welches in insgesamt fünf groß angelegten Blockbustern vorbereitet wurde und nun endlich seine Vollendung findet. Die Superheldenzusammenführung "The Avengers" ist ein Projekt gigantischen Ausmaßes, welches mit ebenso hohen Erwartungen bedeckt ist. Die Frage, wie man die vier so grundverschiedenen Superheldenfiguren Thor, Captain America, Iron Man und Hulk in nur einem Film zusammenführen soll, ohne dabei völlig den Rahmen zu sprengen, musste schließlich von niemand geringerem als dem unter Fernsehbegeisterten fast kultisch verehrten Joss Whedon beantwortet werden. Dass gerade Joss Whedon dieses Megaprojekt anvertraut wurde, mag zunächst ein wenig verwundern, hat Whedon in seiner Karriere doch erst einen einzigen Kinofilm selbst inszeniert und zwar den Film "Serenity - Flucht in neue Welten", welcher auf seiner viel zu früh abgesetzten Science-Fiction-Western-Serie "Firefly" basierte. Whedon ist ein Mann des seriellen Erzählens, ein Meister komplexen Geschichtenerzählens, ein Meister des pointierten, geschliffenen Dialoges und ein Meister der Charakterausarbeitung und -entwicklung.

Alles Fähigkeiten, die ihm nun auch bei dieser überdimensionalen Comicverfilmung zu Gute kommen, denn Whedon gelingt es auch auf der großen Leinwand, mit seinen begrenzten zeitlichen Möglichkeiten ein überaus kurzweiliges Actionspektakel, welches einen durch den cleveren Dialogstil und das phänomenale, Grenzen sprengende und actiongeladene Finale an die Leinwand fesselt. Ein absolutes und vollständig perfektes Meisterwerk ist Whedon dann aber schlussendlich doch nicht gelungen, weist der Film trotz zahlreicher grandioser Einzelmomente durchaus kleinere erzählerische Schwächen auf, die auch ein begnadeter Geschichtenerzähler wie Whedon nicht gänzlich beseitigen konnte.

Beginnen tut der Film zunächst mit einer virtuos inszenierten, knalligen Actionsequenz, welche einen sogleich ohne Kompromisse in den Film hineinwirft und sogleich auch den finsteren Gegenspieler der "Avengers" installiert. Bei diesem handelt es sich um den Adoptivbruder von Thor, Loki, welcher schon in Thors Einzelfilm vorgestellt wurde. Für die Entscheidung, gerade Loki als Oberschurken zu besetzen, gebührt Whedon, der auch für das Drehbuch zuständig war, erstmal großes Lob, ist die Figur des Loki doch eine wahnsinnig spannende, ambivalente Figur, die von einem wunderbar komikhaften Größenwahn getrieben wird und von Tom Hiddleston mit einer wahrlich großartigen Spielfreude verkörpert wird. Nach der Einführung von Loki und dem dynamischen, actionreichen Auftakt, in dem die vier zentralen Avengers noch gar nicht auftauchen, nimmt sich Whedon erstmal viel Zeit, um die einzelnen Avengers zusammenzuführen, Charakterarbeit zu leisten und die Rahmenhandlung zu erläutern. Dieses recht ruhig gestaltete Viertel des Films hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck und ist nicht frei von kleineren Längen.

Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Whedon und sein Team die Aufgabe hatten, eine Vielzahl von Figuren aufeinander abzustimmen und jedem den gebührenden Respekt zu zollen. Neben den vier zentralen Avengers gibt es noch die aus "Iron Man 2" bekannte russische Superspionin Black Widow und den Bogenschützen-Spezialisten Hawkeye, dem in den vorherigen Filmen nur winzige Cameo-Auftritte vergönnt waren. Und neben diesen sechs "Avengers" gibt es zusätzlich noch die Regierungsagenten Martina Hill und Agent Coulson und natürlich den Oberbefehlshaber der "Avengers", Nick Fury. Insgesamt also neun unterschiedliche Figuren, die es nun in ein filmisches Konstrukt zu integrieren gilt, was mit unterschiedlichem Erfolg gelingt.

Die drei stärksten, spannendsten Figuren mit den besten Momenten sind schlussendlich Bruce Banner, dessen ständiger Kampf gegen sein grünes und sehr wütendes Alter Ego wunderbar herausgearbeitet wird und vom neuen Hulk-Darsteller Mark Ruffalo auch mit einer starken inneren Zerrissenheit gespielt wird; Tony Stark, der in fast jeder Szene einen coolen Spruch zum Besten gibt und auch sonst der heimliche Anführer der "Avengers" ist; und die dritte besonders elementare Figur des Films ist schließlich die von Scarlett Johansson mit einer starken Entschlossenheit gespielten russischen Superagentin Black Widow, bei der Whedon abermals sein besonderes Talent für starke Frauenfiguren eindrucksvoll unter Beweis stellt. Black Widow, die in einer ungeheuer coolen, perfekt durchchoreographierten Actionsequenz vorgestellt wird, erweist sich im Laufe des Films als eine zentrale Stütze des "Avenger"-Teams.

Ein wenig enttäuscht kann man schließlich einerseits von Captain America sein, der im ganzen Film ungeheuer blass bleibt und durch seine ständige bierernste Art nie wirklich Akzente zu setzen vermag, und andererseits vom Göttersohn Thor, bei dem man sich ein wenig mehr Momente mit seinem finsteren Bruder Loki gewünscht hatte. Hier wird das ambivalente Figurenverhältnis, das im Einzelfilm "Thor" noch so zentral war, nicht genügend herausgearbeitet und so ein wenig Potenzial verschenkt. Bei den drei Nicht-Superhelden weiß vor allem Agent Coulson zu überzeugen, der einen wunderbaren Humor an den Tag legt und dazu noch in einer Szene ungeheuer heldenhaft agiert. Auch schön ist es, "How I Met Your Mother"-Star Cobie Smulders mal in einer ganz anderen Rolle zu sehen, in der sie als toughe Actionheldin auch eine durchaus gute Figur macht.

Weist die erste Filmhälfte also kleinere Schwächen auf, die vor allem in der unterschiedlichen Qualität der verschiedenen Figuren und der recht dünnen Rahmenhandlung liegen, so wird der Film in der zweiten Hälfte immer besser. Besonders stark ist Whedons Film immer dann, wenn er die verschiedenen Superheldenegos aufeinanderprallen lässt, was in wunderbaren Gruppenszenen mündet, in denen Whedon seine Dialogstärke voll ausspielen kann. Der schlussendliche Showdown ist dann ein Actionspektakel allererster Güte und die wohl größte Zerstörungsorgie des Kinojahres, der durchschnittliche Actionkost, wie "Battleship" klar unterlegen sind. Whedon erweist sich als großartiger Actionregisseur und inszeniert eine Schlacht epischen Ausmaßes, bei der schlussendlich auch alle "Avengers" ihre Stärken voll ausspielen können.

Abschließend soll kurz noch auf die Qualität der 3D-Technik eingegangen werden, die allenfalls durchschnittlich ist und einem nicht wirklich lange im Gedächtnis bleibt. Leider bleibt die 3D-Technik weiterhin ein nettes, wenn auch unnötiges kleines Gimmick.

Fazit

"The Avengers" ist wohl einer der heißerwarteten Filme des noch recht jungen Kinojahres, dessen Erwartungen nicht größer hätten sein können. Wenn auch die Erwartungen nicht in jeder Szene vollständig erfüllt wurden, so ist "The Avengers" insgesamt betrachtet doch ein wirklich gutes, vor allem in der zweiten Filmhälfte brutal unterhaltsames Actionspektakel geworden, welches wohl Joss Whedons endgültigen Durchbruch im großen Kinobusiness darstellen wird. Als Serienfan bleibt einem nur zu hoffen, dass er seine Wurzeln nicht vergisst und irgendwann auch wieder das Fernsehen bereichern wird.

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Moritz Stock - myFanbase
28.04.2012

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