Bewertung
Daniel Nettheim

Hunter, The

Some Mysteries Should Never Be Solved

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Inhalt

Martin David (Willem Dafoe) ist ein Söldner aus Europa, welcher von einer im Dunkeln bleibenden biotechnologischen Firma den Auftrag erhält, in die Wälder Tasmaniens zu reisen, um dort den bereits als ausgestorben geltenden tasmanischen Tiger zu jagen, zu töten und schließlich dessen genetisches Material sicher zu stellen. So begibt er sich auf die Reise in die weiten tasmanischen Wälder. Dort sieht er sich aber nicht nur der gnadenlosen Natur ausgesetzt, sondern auch den dort lebenden Menschen. Besonders die Familie, bei der der eigenbrötlerische Jäger Unterschlumpf findet, wächst ihm mehr und mehr ans Herz und veranlasst ihn dazu, langsam an seinem eigentlichen Auftrag zu zweifeln...

Kritik

Der Mensch im Widerstreit mit der gnadenlosen und unbarmherzigen Natur. Ein altes Thema, welches auch heute nichts an seinem Reiz verloren hat. Die mächtige und kraftvolle Natur, die dem Menschen eigentlich erst zeigt, wie klein und unbedeutend dieser tatsächlich ist. In Daniel Nettheims extrem ruhig erzähltem Drama geht es im Zentrum auch um einen Mann, der sich dem Kampf gegen die Natur annimmt. Doch wer ein reinen Survival-Thriller erwartet, der liegt bei dieser Literaturverfilmung daneben, ist dieser Film doch eigentlich eher ein Selbstfindungs- und Familiendrama. Ein Film, der einen zutiefst einsamen Menschen zeigt, der durch den Kontakt mit einer dysfunktionalen und trauernden Familie erst wirklich zu Leben lernt. Damit gelingt es Nettheim leider nicht immer, die schwierige Balance aus Natur-Thriller und Familiendrama zu meistern und es bleibt ein wenig unfertig wirkendes Werk zurück, welches einen etwas ratlos zurücklässt.

Wenn ein Schauspieler als echter Charaktermime bezeichnet werden kann, dann ist es zweifelsfrei Willem Dafoe. Ein Mime, der bereits unter Regie-Exzentrikern wie David Lynch und Lars von Trier in komplexen und schwierigen Rollen zu absoluten Höchstleistungen fähig war, zeigt auch hier sein eindrucksvolles Talent und drückt dem Film in jedem einzelnen Moment seinen Stempel auf. Sowohl in den extrem ruhigen, wunderschön fotografierten Wildnis-Szenen, als auch in den emotionaleren Familienmomenten: Willem Dafoe schafft es stets, einen durch sein intensives, ruhiges und behutsames Spiel zu beeindrucken. Ganz so beeindruckend, wie sein Hauptdarsteller ist das fertige filmische Gesamtwerk dann aber leider nicht, was zu einem nicht unbedeutenden Teil auch an dem von Dafoe gespielten Söldner Martin David liegt, der als rätselhafte Figur angelegt ist und der bis zum Schluss auch kein wirklich klares Profil erhält. Es fällt schwer, mit dieser distanzierten Figur wirklich mitzufiebern, da die Figurenzeichnung insgesamt viel zu schwammig und unklar wirkt. Da schafft es auch eine schauspielerische Urgewalt wie Dafoe nicht, dies vollständig auszugleichen.

Auch die Mischung aus der melancholisch-angehauchten Reise ins Herz der Wildnis und einem tiefschürfenden Drama über den Verlust einer geliebten Person, welche noch angereichert wird mit einem Hauch Kritik an der gnadenlosen Zerstörungskraft des menschlichen Wesens, geht nicht wirklich auf. Regisseur Nettheim schafft es nicht, die vielen komplexen Themen der Literaturvorlage in ein stimmiges filmisches Gesamtkonzept zu überführen und streift die behandelnden Themen deshalb leider nur an, anstatt sie wirklich auszuführen. Trotzdem gibt es in diesem ruhig dahin treibenden filmischen Werk dennoch berührende, zu Herzen gehende Momente: Diese entstehen vor allem immer dann, wenn der in sich gekehrte Jäger David auf die zwei so unterschiedlichen Kinder trifft, die nach dem Verschwinden ihres Vaters mit ihrer emotional instabilen Mutter aufwachsen müssen. Hier gelingt es in kleinen zärtlichen Momenten, die heilende Kraft der Institution Familie aufzuzeigen und wie sehr einen vor allem auch Kinder neue Lebensperspektiven aufzeigen können. Neben den träumerischen, aber gleichermaßen unheilvollen Naturaufnahmen liegt hier eindeutig eine der Stärken des Films, der schließlich auch mit einem schön inszenierten und sehr rührenden Schlussbild endet.

Fazit

Daniel Nettheims meditativer Ausflug in das Herz der Wildnis ist ein nicht immer ganz rund erzählter, melancholisch dahintreibender Film, der schlussendlich an seinen eigenen hohen Ambitionen scheitert. Dennoch gelingt es dem Film, in den kleinen, sensibel dargestellten Familienmomenten und in den starken Naturaufnahmen trotz erzählerischer Defizite streckenweise doch sehr zu berühren.

Moritz Stock - myFanbase
10.08.2012

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