Bewertung
Marcus H. Rosenmüller

Wer's glaubt, wird selig

"Mein Leben war nicht einfach in letzter Zeit.
Und Schuld daran ist nur der liebe Gott."

Foto: Copyright: Constantin Film Verleih GmbH
© Constantin Film Verleih GmbH

Inhalt

Es gibt Dinge, die sind einfach unerklärlich. Zum Beispiel, warum im niederbayrischen Skiort Haunzenberg plötzlich kein Schnee mehr fällt und die Touristen ausbleiben. Aber einfach nur dasitzen und den Dingen ihren Lauf lassen, das geht nicht, findet zumindest Gastwirt Georg (Christian Ulmen). Als nun auch noch seine Ehe mit der schönen Emilie (Marie Leuenberger) ins Wanken gerät, sieht er sich endgültig zum Handeln gezwungen. Wie passend, dass gerade da die ungeliebte Schwiegermutter Daisy (Hannelore Elsner) durch einen aberwitzigen Zwischenfall das Zeitliche segnet.

Georgs skurriler Plan: Die just verstorbene Daisy soll vom Vatikan heilig gesprochen werden, um neue Touristen in das Städtchen zu locken. Aber das Unternehmen gestaltet sich schwieriger als erwartet, braucht es doch mindestens zwei nachweislich von der betreffenden Person erbrachte Wunder zur Heiligsprechung...

Kritik

Marcus H. Rosenmüller, selbst am oberbayrischen Tegernsee aufgewachsen, versteht sich auf das Konzept der "modernen Heimatkomödie": Schon frühere Rosenmüllersche Regie-Werke wie "Wer früher stirbt ist länger tot" oder "Beste Zeit" zehrten von den Provinzerfahrungen ihrer Protagonisten und konnten mit ihrem eigentümlichen Charme und ihrer kecken, wenig zurückhaltenden Art die Zuschauer überzeugen. Dass dabei auch gerne schon mal das ein oder andere Tabu gebrochen wird, ist klar.

"Wer's glaubt, wird selig" folgt der Linie nahtlos, obwohl das Drehbuch zum Film dieses Mal interessanterweise nicht von Rosenmüller selbst stammt, sondern der amerikanische Drehbuchautor Jeremy Leven für die Storyline verantwortlich ist. Interessant gerade deshalb, weil sich der Film im Kontext von Levens Filmographie wie ein "Kuckucksei" liest, war er doch zuvor Autor waschechter Hollywood-Dramen wie "Wie ein einziger Tag" oder "Beim Leben meiner Schwester".

"Wer's glaubt, wird selig" aber ist witzig und zwar auf hohem Niveau, denn diesem Film gelingt, was viele moderne Komödien nur versuchen können: Aus authentischen Figuren und einer kreativen, neuartigen Ausgangssituation entspinnt sich ein Plot mit grandiosem Potential zur Situationskomik, ohne vorhersehbar zu werden. Das Problem ist sicherlich, sich zu Beginn auf den doch recht eigenwilligen Plot und die Kulisse einzulassen, was sicher dem mit Mainstream-Blockbustern aus Hollywood verwöhnten Zuschauer nicht leicht fallen dürfte. Ist dies aber gelungen, verfällt man schnell dem besonderen Charme von Geschichte und Figuren.

Auch im Hinblick auf sein Ensemble ist der Film gut ausgestattet: Neben Christian Ulmen, der als geborener Hamburger in der bayrischen Provinz für einigen Trubel sorgt, überzeugen auch besonders Hannelore Elsner als biestige Schwiegermutter und Simon Schwarz als trotteliger Polizist Hartl auf ganzer Linie. Darüber hinaus brauchen sich alle Nicht-Bayern keine Sorgen über Verständigungsprobleme zu machen: Gesprochen wird überwiegend Hochdeutsch.

Einziger, jedoch letztendlich auch nicht unbedeutender Minuspunkt von

"Wer's glaubt, wird selig" ist für mich sein doch recht seltsames Ende, das an Absurdität kaum zu übertreffen ist. Aber auch dies scheint beabsichtigt, geht es doch schließlich insgesamt um die Frage: Gibt es Wunder und wenn ja, wie sehen sie aus?

Fazit

"Wer's glaubt, wird selig" ist eigenartig – und das im positiven Sinne. Wer sich auf Story und Figuren einlässt und alle Vorurteile vergisst, wird hier sicherlich seine Freude haben.

Vinona Wicht - myFanbase
17.08.2012

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