Bewertung
Oliver Rihs

Dating Lanzelot

"Liebessturm unter'm Fernsehturm!"

Foto: Copyright: Port au Prince Pictures GmbH
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Inhalt

Lanzelot (Peter Weiss) ist 25 Jahre alt, und hatte schon seit einer langen Zeit keine Freundin oder gar Sex. Um diesem Notstand endlich ein Ende zu setzen, meldet ihn sein Mitbewohner Milan (Manuel Cortez) auf einem Dating-Portal an. Lanzelot selbst traut sich aber nicht, die Frauen anzuschreiben, weshalb Milan sich um die Kontaktaufnahme kümmert. Zu den Treffen muss Lanzelot aber immer noch selbst gehen. Der Treffpunkt für das erste Date ist immer dasselbe Cafe, wo die attraktive Kellnerin Zibaa (Narges Rashidi) arbeitet, und das Schauspiel genüsslich beobachtet. Die Verabredungen verlaufen für Lanzelot nicht immer nach Wunsch, denn er trifft dabei immer auf sehr seltsame Frauen mit eigenartigen Problemen und Vorstellungen...

Kritik

Das Leben ist wie eine Packung Pralinen. Man muss diese nur öffnen, und sich ein Stück herausnehmen und genießen. Dass dies den meisten Menschen wohl schwer fallen mag, erscheint auf den ersten Blick verständlich. Schließlich nimmt man sich nicht irgendeine Praline heraus, sondern wählt die eine, welche einem am besten schmeckt. In der Liebe ist das überhaupt nicht anders, vor allem, seit es im Internet vor Kontaktmöglichkeiten nur so sprudelt. Kaum einer möchte sich festlegen, und wählt behutsam den richtigen Partner aus. Am liebsten dann aber auch nur für eine kurze Zeit, eben so lange wie die Leidenschaft noch schmackhaft ist. Kurzerhand wird am nächsten Tag dann ein anderer Partner ausgewählt. Gar nicht anders ergeht es dem Hauptcharakter Lanzelot in diesem Film. Er hat nicht nur das Problem der großen Auswahl, sondern ist extrem schüchtern. Das bedeutet, er traut sich nicht einmal eine Frau anzuschreiben.

Der schweizerische Regisseur Oliver Rihs, der sich einen kleinen Namen mit dem Film "Schwarze Schafe" machen konnte, ist für diese deutsche Komödie verantwortlich. Ebenso wie in "Schwarze Schafe" spielt auch dieser Film in der Hauptstadt Berlin, denn nirgendwo sonst leben so viele Anders-Menschen auf einem Haufen wie in Deutschlands größter Stadt und neuerdings dem Kulturmekka für die Hipster der Gesellschaft. Eben jene Verrücktheiten, die den Charme der Stadt ausmachen, finden sich in diesem Film wieder. Ein Film, welcher zunächst als eine Internetserie erschienen ist, und mithilfe eines höheren Budgets nun auf der Kinoleinwand erscheint. Er erzählt den Leidensweg von Lanzelot, der ganz anders als sein Namensvetter, nicht der geborene Anführer ist, und somit auch gewaltige Schwierigkeiten hat, sich an Frauen heranzumachen. Im Verlauf des Filmes wünscht sich Lanzelot sogar schon, dass er gar nicht erst damit hätte anfangen sollen.

Aufgeteilt ist der Film in sieben Abschnitte. Jeder Abschnitt erzählt von einer Begegnung mit einer Frau, und diese könnten unterschiedlicher gar nicht sein. Es gibt da beispielsweise die alleinerziehende Mutter, die zum Date nur erschienen ist, um wieder einmal Sex zu haben. In einer anderen Szene erscheint eine verklemmte Frau, die aber insgeheim ein Schaf sein möchte, um von einem Metzger gefesselt und genommen zu werden. Worauf der Film hinausläuft, ist wohl eindeutig, und auf welcher Ebene die Witze geschehen unverkennbar. Immer und überall gibt es verstörte, kranke, harte, derbe, erlebnisreiche, erstaunliche, neue, alte oder faszinierende Komik, die einen gar nicht anders lässt, als zu lachen, und sich über die gezeigten Szenen zu amüsieren. Dass sich dabei nicht einmal ein einziger Schauspieler entblößen musste, zeugt von der guten Inszenierung, wobei die Kameraführung anfangs eher an eine Handykamera erinnert, als an eine professionelle Ausrüstung.

Letztlich scheint in diesem Film mehr durchdacht worden zu sein, als einem zunächst bewusst sein könnte. Auch wenn es keine Einleitung in die Handlung gibt, wird sofort verstanden, um was es sich hier handelt, und leider Gottes auch, in wen sich Lanzelot am Schluss verlieben wird. Doch die Handlung dazwischen, also die Ratschläge aus einem Ratgeberbuch und von seinem Mitbewohner Milan, die versauten Dates mit den Frauen oder der Angriff auf die Filmhochburg Bamberg als Vollidiotenstadt, machen daraus eine wunderbare Sommerkomödie für junge Leute.

Fazit

Leicht verständliche und absolut absurde Komödie, die fast schon als Trash abgestempelt werden könnte, wenn viele junge Bewohner Berlins nicht wirklich so wären, wie sie hier durch den Kakao gezogen werden.

Ignat Kress - myFanbase
29.08.2012

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