Ruhm
"Das ist der Preis des Ruhms"
Inhalt
Der Elektroniker Joachim Ebling (Justus Von Dohnanyi) entschließt sich endlich zur Anschaffung eines Mobiltelefons. Als er dieses jedoch in Betrieb nimmt, muss er feststellen, dass seine neue Nummer wohl doppelt vergeben ist, wird er doch von diversen Leuten angerufen, die mit einem gewissen Ralf (Heino Ferch) sprechen wollen. Eben jener Ralf ist ein erfolgreicher Filmstar, der von dem Leben in der Öffentlichkeit aber erst mal genug hat und sich dazu entschließt, sich als sein eigener Imitator auszugeben, mit verheerenden Folgen. Währenddessen begibt sich der erfolgreiche Schriftsteller Leo Richter (Stefan Kurt) auf eine Lese-Tour nach Südamerika und gerät dabei in einen Streit mit seiner Freundin Elisabeth (Julia Koschitz) über sein literarisches Schaffen.
Kritik
Bevor die große Verfilmung von Daniel Kehlmanns literarischem Megaerfolg "Die Vermessung der Welt" in die Kinos kam, erschien vorher noch die Verfilmung von seiner lose miteinander verbundenen Kurzgeschichtensammlung "Ruhm". Die Frage, wie neun surrealistisch angehauchte Kurzgeschichten in eine funktionierende filmische Form gegossen werden können, beantwortet die Regisseurin Isabel Kleefeld mit einem stets etwas konfus wirkenden filmischen Experiment, welches schlussendlich an seinen eigenen ehrenswerten Ambitionen scheitert.
Das zentrale Oberthema der verschiedenen, ineinander übergehenden Episoden kann wohl vordergründig mit Identitätsraub und Identitätstransformation überschrieben werden. Da bekommt einer mit seinem Leben nicht wirklich zufriedener Durchschnittstyp die aktive Nummer eines Filmstars zugeschrieben, kann sich vor Anrufen bald kaum noch retten und beginnt irgendwann Gefallen an der neugewonnenen Rolle zu finden. Der Filmstar Ralf Tanner selbst ist ebenfalls sehr unzufrieden mit den momentanen lebensweltlichen Umständen und versucht dem Rummel um seine Person dadurch zu entgehen, dass er sich als sein eigener Imitator ausgibt, dadurch aber nach und nach die Kontrolle über sein eigenes Leben verliert. Daneben wird noch die Geschichte einer Krimiautorin erzählt, die auf einer Reise in Zentralasien verloren geht und auch die einer Romanfigur, die versucht, Kontakt zu ihrem Erschaffer aufzunehmen.
Die einzelnen Episoden sind ganz unterschiedlicher Qualität, so ist die ganze Geschichte der Krimiautorin unheimlich zäh gestaltet und mit einem bemüht witzigen Unterton versehen, der irgendwann ziemlich anstrengt. Auch der kleine Nebenplot eines überdrehten Internetjunkies hätte durchaus gestrichen werden können. Denn eines der Probleme dieses theoretischen Kopfkinos ist die schiere Fülle an Geschichten, die sich dann noch in einem recht schnellen Tempo abwechseln und so verhindern, dass überhaupt Interesse an den Charakteren oder der Geschichte selbst aufgebaut werden kann.
Auch die humoristischen Elemente verlaufen leider viel zu oft im Sande und wirken eher bemüht oder gar unpassend, als wirklich überzeugend. Insgesamt ist der Film einfach zu konfus, zu unausgegoren, zu sehr theoretisches Konstrukt, als überzeugende filmische Erzählung. Trotzdem hat der Film immer wieder seine kleinen überzeugenden Momente, die man von surrealen Kinomeistern wie David Lynch oder Charlie Kaufman aber auch schon besser, überzeugender und inszenatorisch besser ungesetzt gesehen hat. Wenn es dann um die Macht des Autors geht, Leben zu erschaffen und wieder zu zerstören, wird spätestens klar, dass hier ein fragmentarisches, assoziatives literarisches Werk verfilmt wurde, was in dieser Form einfach keine geeignete Grundlage für eine filmische Erzählung bietet. Da kann auch die aus Film und Fernsehen bekannte Darstellerriege, die aus erfahrenen Mimen wie Senta Berger, Heino Ferch und Justus Von Dohnányi besteht, nicht mehr viel retten.
Fazit
Die Verfilmung des Kurzgeschichtenbandes "Ruhm" ist ein ambitioniertes, verkopftes Stück deutschen Kunstkinos, welches seine vielschichtige Prämisse aber nie wirklich überzeugend ausspielen kann und so in einer oft sehr wirren und anstrengenden erzählerischen Mixtur endet, deren gelungene Momente über die ganze Laufzeit einfach zu rar gesät sind.
Moritz Stock - myFanbase
18.11.2012
Diskussion zu diesem Film
Weitere Informationen
Originaltitel: RuhmVeröffentlichungsdatum (DE): 22.03.2012
Länge: 97 Minuten
Regisseur: Isabel Kleefeld
Drehbuchautor: Isabel Kleefeld
Genre: Komödie, Drama
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Darsteller/Charaktere
Senta Berger
als Rosalie
Heino Ferch
als Ralf Tanner
Julia Koschitz
als Elisabeth
Stefan Kurt
als Leo Richter
Axel Ranisch
als Mollwitt
Gabriela Maria Schmeide
als Maria Rubinstein
Justus Von Dohnányi
als Joachim Ebling
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