Spieltrieb
"Können wir uns wirklich jemals sicher sein, wer wir wirklich sind?"
Inhalt
Die hochbegabte Ada (Michelle Barthel), die bereits zwei Klassen übersprungen hat, ist eine Außenseiterin in der Privatschule, die sie besucht. Sie lebt in ihrer eigenen Welt aus Büchern und hat ihren eigenen Weg noch nicht wirklich gefunden. Als der charismatische, weltgewandte und hoch über allem schwebende Alev (Jannik Schümann) neu in ihre Klasse kommt, beginnt sich jedoch schlagartig alles zu ändern. Sie verfällt mehr und mehr der Faszination dieses ungewöhnlichen Menschen und beginnt einen Seelenverwandten in ihm zu sehen. Als Alev beginnt, immer mehr mit Ada und seiner Umwelt zu spielen und dabei auch den Deutschlehrer Smutek (Maximilian Brückner) immer tiefer in sein intrigantes Spiel hineinzieht. beginnt alles auf eine ungeheure Katastrophe zuzusteuern.
Kritik
Juli Zehs Roman "Spieltrieb" entwickelte sich zu einem echten Beststeller und drehte sich im Kern um große Fragen wie Moral, Schuld, Liebe und persönliche Abhängigkeiten und spielte dabei auch viel mit zahlreichen literarischen Querverweisen. Der in Romanadaptionen erfahrene Regisseur Gregor Schnitzler versuchte nun, dieses umfangreiche und komplexe Werk in eine filmische Form zu gießen und verzettelt sich dabei aber leider zu sehr in banalen Vereinfachungen und einer schleppenden Erzähldramaturgie, die von der überzeugenden Hauptdarstellerin leider auch nicht mehr wirklich aufgefangen werden kann.
Im Zentrum dieses Films steht im Grunde die immer mehr zerstörerische Züge annehmende Beziehung zwischen Ada und Alev, wobei die Protagonistin des Films ganz deutlich Ada und deren Suche nach sich selbst ist. Die Grundstruktur des Films erinnert dabei auch an eine recht klassische Geschichte über das Erwachsenwerden, die angereichert wird mit dem Versuch eines philosophischen Unterbaus, der im Film insgesamt aber immer nur in Nebensätzen angerissen wird und deshalb auch nicht wirklich zur Geltung kommen kann. Auch bei der Charakterzeichnung des Films und dem Erzählton stellen sich schon in der ersten Viertelstunde Probleme ein: Die Einführung der wichtigen Figur des Alev gerät zu einem unfreiwillig komischen Moment, in der dieser für die Handlung zentrale und wichtige Charakter gleich zu einer pseudo-intellektuellen Lachnummer avanciert. Das bessert sich zwar im Laufe des Films, doch trotzdem bleibt diese Figur ein blasses, kaum Tiefe entwickelndes gedankliches Konstrukt, welches einem als Zuschauer über die ganze Laufzeit fremd bleibt.
Regisseur Schnitzler, der bisher so unterschiedliche literarische Werke wie die Kalauerparade "Resturlaub" oder das Atom-Drama "Die Wolke" verfilmt hat, gelingt es dann leider auch nur marginal, einen vom Erzählrhythmus her in den Strudel des Geschehens zu ziehen und die immer grausameren Entwicklungen wirklich packend und intensiv zu erzählen. Der Film ist über die ganze Laufzeit mit ein paar vereinzelten Ausnahmen dann doch zu bieder und wenig packend erzählt, als dass man von den zentralen Ereignissen der Handlungen wirklich mitgerissen wird. Es gibt zwar immer wieder gute und auch beeindruckende Einzelmomente, die sich dann aber nicht zu einem homogenen Ganzen zusammenfügen und so bleiben die drastischen Entwicklungen bloße Behauptungen und Gedankenkonstrukte, hinter denen sich dann aber weit weniger befindet, als anhand von philosophisch aufgeladenen Dialogfetzen behauptet wird. Auch die Charakterzeichnung mag nicht wirklich überzeugen. Mit Ausnahme der von der jungen Nachwuchsdarstellerin Michelle Barthel überzeugend verkörperten weiblichen Hauptfigur Ada bleiben die Figuren blass, werden sie doch kaum wirklich ausgearbeitet und mögliche Hintergrundgeschichten, die die Figuren plastischer werden lassen, werden größtenteils ausgespart. So bleiben viele der handlungspraktischen Antriebsmotivationen auch fragwürdig, was die schlussendliche Anteilnahme an den Schicksalen der Figuren auch recht schwierig macht.
Fazit
Die deutsche Literaturverfilmung "Spieltrieb" ist der ambitionierte Versuch der Verfilmung eines komplexen literarischen Stoffes, welcher aufgrund vieler Schwächen schlussendlich aber leider ziemlich enttäuschend ausfällt. Die Prämisse des Films hätte wesentlich mehr hergegeben, als eine durchschnittliche Geschichte über die persönliche Selbstfindung eines heranwachsenden jungen Mädchens.
Moritz Stock - myFanbase
10.10.2013
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Weitere Informationen
Originaltitel: SpieltriebVeröffentlichungsdatum (DE): 10.10.2013
Regisseur: Gregor Schnitzler
Drehbuchautor: Kathrin Richter, Jürgen Schlagenhof
Genre: Thriller, Drama
Darsteller/Charaktere
Michelle Barthel
als Ada Fischer
Jannik Schümann
als Alev El Quamar
Maximilian Brückner
als Szymon Smutek
Richy Müller
als Lehrer Höfi
Ulrike Folkerts
als Patrizia Fischer
Sophie von Kessel
als Magdalena
Helmut Berger
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